Die Gemeinde Nordrach geht in Sachen Freibad neue Wege. Ab der kommenden Saison wird das Bad an Schwimmmeister Klaus Schwarze verpachtet. Es war vor allem die Personalnot, die die Gemeinde zu diesem außergewöhnlichen Betreibermodell veranlasste. Geld verdienen wird die Gemeinde trotz der Verpachtung nicht. Bürgermeister Carsten Erhardt sieht eine »rote Null«. Der Vorteil entsteht vor allem für die Bevölkerung und die Schwimmbadbesucher, die sich auf ein geöffnetes Schwimmbad und auf ein erweitertes Angebot freuen können.
»Die Suche nach Fachpersonal war nicht erfolgreich«, schilderte Bürgermeister Carsten Erhardt beim gestrigen Pressegespräch die Situation für die Gemeinde. Schwimmmeisterin Schwarz hatte die Gemeinde in Richtung dem neuen Kinzigtalbad verlassen. Der zweite Bäderfachangestellte suchte sich einen anderen Beruf. Letztlich stand die Gemeinde ohne das notwendige Fachpersonal für das Schwimmbad da. Lediglich das Kassenpersonal und die Reinigungskräfte standen für die neue Schwimmbadsaison zur Verfügung.
Erfolgreiche Gespräche mit Klaus Schwarze
Erfolgreicher als die Personalsuche gestalteten sich die Gespräche, die Bürgermeister Carsten Erhardt im Dezember mit Klaus Schwarze führte. Der 67-jährige Schwimmmeister hat bereits ein Jahr lang das Nordracher Schwimmbad geleitet. Seit fünf Jahren ist er Pächter des Freibads in Bad-Peterstal und hat diesem mit seinem Konzept zu deutlich steigenden Gästezahlen verholfen.
Seine berufliche Laufbahn begann der Wahl-Offenburger im Jahr 1980 zunächst als Schlosser bei der Stadt Offenburg. 1986 legte er die Prüfung zum Schwimmmeister ab. Im Jahr 1994 wurde Klaus Schwarze Pächter des Gifiz-Bades, das er 14 Jahre lang geführt hat. Danach war er jeweils ein Jahr Bademeister in Biberach und Nordrach ehe er sich vor fünf Jahren als Pächter des Freibads in Bad-Peterstal wieder selbstständig machte.
Schwimmmeister Klaus Schwarze ist in Sachen Wassersport gut vernetzt. Er war vor 40 Jahren der Gründer des Tauchclubs Offenburg und ist bis heute aktiver Unterwasser-Rugby-Spieler. Diese persönlichen Kontakte helfen dem Schwimmbadbetreiber auch, um zuverlässige Mitarbeiter für den Bäderbetrieb zu finden. Einer von ihnen ist der Bäderfachangestellte Helmut Meier. Schwarze rechnet damit, dass er für den Betrieb der beiden Bäder jeweils bis zu fünf Mitarbeiter benötigt.
Gemeinderat stimmte Betreibermodell zu
Bürgermeister Erhardt informierte, dass der Gemeinderat im Januar bei nur einer Enthaltung der Verpachtung des Freibades zugestimmt hat. In kurzer Zeit konnte der Vertrag ausgearbeitet werden, der die Zuständigkeiten regelt. Die Gemeinde hat ein Mitspracherecht, trägt die Kosten für große Reparaturen und die hohen Fixkosten. Rein finanziell gesehen entstehe für die Gemeinde eine »rote Null«, so der Bürgermeister. Der Pachtvertrag ist auf die Dauer von einem Jahr mit jährlicher Verlängerung abgeschlossen.
Die Alternative zum neuen Betreibermodell seien maximal eingeschränkte Öffnungszeiten wie in der Badesaison 2018 und ein bis zwei Schließtage pro Woche gewesen, stellte Bürgermeister Erhardt fest. Extrem abgenommen hätten auch die Aktivitäten im Arbeitskreis Schwimmbad, der anfangs einen sehr großen Zulauf gehabt habe. Bürgermeister Erhardt freut sich nun auf die Zusammenarbeit mit Klaus Schwarze: »Er kennt alles, ist zuverlässig und kompetent und hat viele Fähigkeiten.«.
Die Gemeinde wird einen Teil des Gartens vom Puppenmuseum dem Schwimmbad zuschlagen, so dass der Liegebereich beim Kinderbecken um rund 800 Quadratmeter größer wird.
Urlaubserlebnis für die Badegäste
»Ich will den Besuchern ein Urlaubserlebnis bieten«, betont Schwimmmeister Klaus Schwarze. Unter anderem wird er 100 Liegestühle anschaffen, die den Gästen kostenlos zur Verfügung stehen. Das Schwimmbad soll insgesamt familienfreundlich sein. Er wird auch das Kiosk mitbetreiben und die Eintrittsgelder kassieren. Die Eintrittspreise bleiben im Jahr 2020 unverändert. Die Bäderspaßkarten haben im Nordracher Freibad weiterhin ihre Gültigkeit.
Der neue Pächter wird das noch vorhandene Personal übernehmen. Die Zusammenarbeit mit der DLRG-Ortsgruppe soll ausgeweitet werden. Er wird Schwimmkurse anbieten. In Bad-Peterstal sei es ihm gelungen, dass alle Grundschüler schwimmen können, berichtet der engagierte Schwimmmeister mit Stolz. Selbst Landfrauen aus Durbach, die älteste mit 82 Jahren, haben bei ihm noch das Schwimmen gelernt.
Saisonstart in Nordrach wird am 1. Mai 2020 sein. Bis zum 15. September ist das Freibad dann täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. »Egal bei welchem Wetter«, betont Klaus Schwarze. Nicht zuletzt erlaubt das mit Fernwärme beheizte Wasser eine lange Badesaison.
In Bad-Peterstal ist es ihm gelungen, binnen fünf Jahren die Besucherzahlen auf durchschnittlich 6.000 Badegäste jährlich zu verdoppeln. In Nordrach hat er sich zum Ziel gesetzt, die Gästezahlen auf jährlich mindestens 15.000 zu steigern. Klaus Schwarze ist sich sicher, dass sein Erfolgsmodell auch in Nordrach seine Früchte tragen wird.