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Nordrach | 12.02.2020

Vortrag von Dr. Dickreiter fand riesiges Interesse

Chronisch gesund statt chronisch krank – Solange aber die Zellbiologie unberücksichtigt bleibt, bleibt der Patient in der Symptombehandlung stecken

Foto:
Stefanie Vollmer vom Leitungsteam des Bildungswerks dankt Dr. Bernhard Dickreiter mit einem Körbchen Nordracher Spezialitäten. Foto: Herbert Vollmer
von Herbert Vollmer

Das Bildungswerk hatte den Internisten, Reha-Experten und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter eingeladen. Sein Thema: »Chronisch gesund statt chronisch krank« bescherte dem Veranstalter einen mit mehr als zweihundert Besuchern überfüllten Pfarrheimsaal.

Foto: Herbert Vollmer
Das Nordracher Pfarrheim war mit mehr als 200 Personen voll besetzt.

Dr. Bernhard Dickreiter war vor Jahren leitender Arzt der Fachklinik Klausenbach in Nordrach und befasst sich seit über zwanzig Jahren mit Prävention und Therapie chronischer Zivilisationskrankheiten. Diese ließen sich, so Dr. Dickreiter, nicht mit Tabletten heilen. Ihre Ursachen würden im modernen Leben liegen, weil der Lebensstil nicht mehr zum Körperbedürfnis passe. Chronische Zivilisationskrankheiten seien u. a. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Orthopädische Erkrankungen, Stoffwechsel- und psychosomatische Erkrankungen, das Volksleiden Rückenschmerzen, Osteoporose, Krebs, Alzheimer-Demenz und Allergien. »Wir Deutschen sind ein chronisch krankes Volk«, stellte er fest, »weil wir uns zu wenig bewegen, falsch ernähren, Stress und Umweltgiften ausgesetzt sind«.

So gut die Akutmedizin bei akuten Erkrankungen und Notfällen helfen könne, so hilflos stehe sie chronisch Kranken gegenüber. Die Zellbiologie sei leider vielen Ärzten noch gar nicht bekannt. Solange aber die Zellbiologie unberücksichtigt bleibe, bleibe der Patient in der Symptombehandlung stecken. Jede Leistung des Körpers sei eine Leistung der Zellen. Eine zentrale Steuerung regele ihr Leben, sie regele aber nicht die einzelne Zelle, sondern die Zellumgebung. »An keiner Stelle des Körpers berühren die Kapillaren die Zellen«, betonte Dr. Dickreiter. Die Zell­umgebung müsse entschlackt, entgiftet und entsäuert werden. Dr. Dickreiter veranschaulichte dies an dem »Aquarium-Modell«, die Zellen benötigen wie Fische immer wieder neues Wasser, um eine Vermüllung zu vermeiden.

Das Alter sei primär nicht an den Zivilisationskrankheiten schuld. Eine Werbung wie »Wir verjüngen ihre Zellen« sei irreführend. Die menschlichen Zellen würden regelmäßig ersetzt und hätten teilweise ein sehr kurzes Leben, in der Darmschleimhaut nur drei bis vier Tage, in den Muskeln ca. 15 Jahre. Im Durchschnitt seien die meisten Zellen sieben bis zehn Jahre alt. Die Geschwindigkeit, in der sich Alterungsprozesse vollziehen, sei eindeutig abhängig von der Lebensführung. Bei täglichem Gebrauch würden sich die Organe nicht abnutzen, sondern im Gegenteil erhalten. »Bleiben Sie zeitlebens körperlich und geistig aktiv, neugierig und unternehmenslustig, halten Sie den Lebensraum ihrer Zellen sauber. Dies verlang­samt den Alterungsprozess und bewahrt die Vitalität und damit die Lebensqualität«, riet er.

Dr. Dickreiter hatte auch Therapieratschläge parat und zitierte Hippokrates: »Der Darm ist der Vater aller Trübsal«. Eine intakte Darmflora diene dem Organismus in vielfältiger Weise. Der Darm spiele auch eine große Rolle für das Immunsystem. Eine sachgerechte Darmreinigung oder -sanierung sei ein immens wichtiger Therapiebaustein.

Bei Zivilisationskrankheiten sollte der erste Schritt immer eine systembiologische Sicht- und Vorgehensweise sein. Es sei unabdingbar, alle »Mängel« festzustellen und zu beseitigen. Mit Einzelmaßnahmen würden allenfalls Teilerfolge erzielt. Die Wiedererlangung der Gesundheit vollziehe sich ausschließlich durch Selbstheilung. »Wir können die Selbstheilungskräfte anregen und zur Entfaltung bringen,« versprach Dr. Dickreiter den Zuhörern. Dies gelinge mit einer zellbiologischen Regulationstherapie, die ein intaktes Zellmilieu durch funktionierende Mikrozirkulation in den Geweben wiederherstellen könne.

Um sich vor Zivilisationskrankheiten zu schützen, müsse man gar nicht so viel tun: Ausreichend Schlaf, Licht, frische Luft, Bewegung, soziale Kontakte sowie psychische Balance und richtige Ernährung würden diesen Schutz bieten. Mit dem Rat, »jeder ist für sich selbst verantwortlich, nimm Deine Gesundheit in die eigene Hand«, schloss Dr. Dickreiter seinen hochinteressanten Vortrag.

Dr. med. Bernhard Dickreiter hat zu diesem Thema das Taschenbuch »Chronisch gesund statt chronisch krank« herausgegeben, das im Heyne-Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich ist.

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