Rund130 Gäste hatten sich am vergangenen Sonntagvormittag zum traditionellen Jahresrückblick im Nordracher Pfarrheim St. Marien eingefunden. Bürgermeister Carsten Erhardt hob die »rekordverdächtige« Höhe vergangener Infrastruktur-Investitionen hervor. Mit der Umgestaltung der Ortsmitte geht es 2020 weiter.




Unter den Ehrengästen konnte Bürgermeister Carsten Erhardt unter anderem den Landtagsabgeordneten und Staatssekretär Volker Schebesta begrüßen sowie vier Träger der Nordracher Bürgermedaille: Karl Bendler, Reiner Braun, Prof. Dr. Bernd Fischer und Wilhelm Ficht. Auch Vertreter der Partnergemeinde Niedernai waren anwesend, allen voran Madame le Mair Jeanine Schmitt. Die grenzüberschreitend gelebte Freundschaft feiert 2020 ihr 20-jähriges Bestehen.
Angesichts des bevorstehenden Jahrzehntewechsels blickte Nordrachs Oberhaupt nicht nur auf das Erreichte der vergangenen 363 Tage zurück, sondern auch auf das in den 3.648 Tagen der letzten Dekade Geleistete. Und zwar vor dem Hintergrund massiv gewachsener Aufgaben und Herausforderungen für Kommunen. Von Nordrach »angenommen und erfolgreich gemeistert.«
Als eines der wichtigsten Projekte nannte Carsten Erhardt den flächendeckenden Breitbandausbau, »wir zählen nun zu den bestversorgten Gemeinden in ganz Süddeutschland«, mit der Ausnahme von nur noch einzelnen Höfen, »da arbeiten wir dran«.
Betreffs Umweltschutz und Nachhaltigkeit hat Nordrach mit der kompletten Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED gepunktet. Und mit dem Fernwärmenetz des Sägewerks Echtle steht »den Menschen im Nordrachtal eine vorbildliche, weil ebenso regenerative wie regionale, Energiequelle zur Verfügung«. Damit einher ging die Verlegung von Leerrohren für Wasser, Glasfaser und Strom. Investitionen in die Zukunft.
»Zudem ist es uns gelungen, gemeinsam mit dem Ortenaukreis das überörtliche Straßennetz fast komplett zu sanieren und zu optimieren«, unterstrich der Bürgermeister. Hinzu komme die kontinuierliche Erneuerung des kommunalen Straßen-, Wasser- und Abwassernetzes.
Enorme Wertschätzung für Landwirte
»Im Bereich Landwirtschaftsförderung haben wir Großes geleistet«, stellte er außerdem heraus. Er nannte Zaunbauprojekte, das Pflanzen mehrerer hundert Streuobstbäume, das Projekt »Mulcher« zwecks Offenhaltung der Landschaft sowie die deutliche Erhöhung der Fördersätze für die Landwirtschaft. »Mit der Förderung befinden wir uns in der Spitzengruppe in Baden-Württemberg«, betonte Carsten Erhardt und unterstrich »die enorme Wertschätzung der Gemeinde für unsere bäuerlichen Landwirte.«
Überdies wurden mit dem Obstbrennerweg und den daraus resultierenden Veranstaltungen neue Absatzmöglichkeiten für landwirtschaftliche Produkte generiert. Auch im Tages- und Veranstaltungstourismus »hat sich Nordrach einen sehr guten Namen erarbeitet«, verwies der Ortsobere unter anderem auf »die spektakulären Köhlerwochen, den mystischen Moospfaffmonat und unseren wunderschönen Weihnachtsmarkt.«
Mit dem »Nordrach-Taxi« wurde eine innovative und flexible Form des öffentlichen Individualverkehrs eingeführt, wie es inzwischen bei über 100 Kommunen der Fall ist, und zudem der Linienbusverkehr deutlich ausgebaut. Angesichts der Nutzungszahlen des Letzteren zeigte sich Carsten Erhardt allerdings enttäuscht: »Vor allem, weil wir die Fahrzeiten nach den Wünschen der Bevölkerung und der Firmen gestaltet haben.« Er hoffte auf eine positive Entwicklung im neuen Jahr.
Im Kindergarten wurden sowohl die Öffnungszeiten als auch das Angebot massiv erweitert und zeitgleich die Gebührenentwicklung familienfreundlich abgefedert. In der Schule erfolgt die Betreuung der Kinder zum Teil von der Gemeinde übernommen mittlerweile vor und nach dem Unterricht, aber auch in den Ferien. Insbesondere aufgrund der U3- und U2-Betreuuung betreibt der Nordracher Kindergarten nun eine vierte Gruppe.
Neben der genannten »kleinen Auswahl des Geleisteten der letzten zehn Jahre« zählte Carsten Erhardt unter anderem den Kauf des Pfarrheims und der Störgeishütte auf, die Sanierung des Rathauses, die Erschließung des neuen Baugebiets sowie die Bewältigung der Flüchtlingskrise.
Über 10 Millionen Euro
Weit über zehn Millionen Euro aus der öffentlichen Hand und damit überdurchschnittlich viele öffentliche Gelder wurden in Nordrach investiert – ein Ergebnis harter Arbeit. Nordrach gehört zu den kleinsten der deutschlandweit 10.850 und 1.101 in Baden-Württemberg ansässigen Gemeinden. Deswegen sei es umso wichtiger, dass der Ort von der Politik wahrgenommen werde, machte der Bürgermeister klar: »Netzwerken und auf allen Ebenen präsent sein ist erste Bürgermeister-Pflicht.« Wobei sein Motto laute, durch die Hintertür wieder hineinzugehen, wenn man durch die Vordertür fliege.
Die öffentlichen Investitionen und Förderungen seien auch der Grund, dass seit der Finanz- und Wirtschaftskrise, die Nordrach damals extrem hart getroffen hatte, keine Kredite mehr aufgenommen werden mussten. »Auch bei den Steuern und Gebühren bewegen wir uns im unteren Mittelfeld.«
Aufgrund von in den letzten Jahren beglichenen Schulden von über drei Millionen Euro wird der Ort trotz »rekordverdächtiger Investitionen« ab Februar nur noch mit 87.000 Euro in der Kreide stehen, und zwar im Eigenbetrieb »Nahwärmeversorgung«.
Ausblick
Keine Nachricht ohne aber. Bis Ende 2021 sind nach aktuellem Stand neue Kredite in Höhe von 600.000 Euro aufzunehmen. Rund 3,5 Millionen Euro werden in die Umgestaltung der Ortsmitte investiert. Bei optimaler Förderung liegt der Gemeindeanteil bei etwa 1,2 Millionen Euro. Auch dies eine nachhaltige Investition in die Zukunft, wie Carsten Erhardt betonte: »Nur mit einer starken und attraktiven Ortsmitte mit hoher Aufenthaltsqualität schaffen wir eine Steigerung der Lebensqualität. Und genau das ist unser Anspruch.«
Bleiben noch Punkte zu erwähnen, die Kopfzerbrechen bereiten: das geschlossene Hotel Morada, die Auflösung des Sankt-Georg-Pflegeheims, der schleichende Wegfall kleiner privater Beherbergungsbetriebe sowie Gaststätten, die eine oder andere Brückensanierung und Felssicherungsmaßnahme. Ebenso das fehlende Personal fürs Schwimmbad oder Pächter für die Kegelbahn oder den Kiosk. Daher appellierte der Bürgermeister an den Zusammenhalt der Gemeinde und der Menschen, »dann können wir alles schaffen.«
Trachtenkapelle und Trachtengruppe sorgten bei der Veranstaltung für Musik und Bewirtung. Magische wie heitere Momente gab es bei der Uraufführung der Film-Dokumentation von Egbert Laifer und Tobias Weis über Nordrach als Dorf edler Obstbrände und Liköre.
Vom stillen Wirken in lauten Zeiten beim Nordracher Jahresrückblick
18 Menschen wurden für ihre Verdienste gewürdigt – Als »leuchtende Vorbilder« setzen sie sich für die Gemeinschaft ein



»Tue Gutes und rede nicht darüber – das ist oft die Haltung der ehrenamtlich Tätigen«, leitete Bürgermeister Carsten Erhardt beim Nordracher Jahresrückblick am vergangenen Sonntagvormittag über zur Ehrung eben solcher Menschen.
Rita Huber und Georg Wimmer sind Schwiegermutter und Schwiegersohn: Beide sorgen seit mehr als zwölf Jahren regelmäßig für musikalische Unterhaltung in der Winkelwaldklinik und gestalten zudem aktiv die Gottesdienste mit. »Für die Menschen in der Winkelwaldklinik ist dies eine willkommene Abwechslung, die ihnen sehr viel Freude macht«, bedankte sich das Ortsoberhaupt.
Auch die beiden nächsten Geehrten sind familiär verbandelt: Stefanie Vollmer, die einstige »First Lady Nordrachs«, leitet seit 1999 die Pfarrbücherei und entwickelt sie erfolgreich weiter. Sie organisiert viele Veranstaltungen rund ums Lesen und bringt so den Menschen das Buch näher. Darüber hinaus ist Stefanie Vollmer seit 1998 eine tragende Säule des katholischen Bildungswerks in Nordrach. Mit frischen Gedanken und einem starken Team trägt sie zu dessen nachhaltigem Erfolg bei.
Ihren Mann – des heutigen Bürgermeisters Amtsvorgänger – bezeichnet just derselbe als »Tausendsassa im positivsten Sinne«. Herbert Vollmer vertrete nicht nur als ehrenamtlicher Reporter die Medien in Nordrach, sondern sei auch oft selber das Ereignis und stehe vor der Kamera«, wie Carsten Erhardt im Folgenden aufzählte: Zum einen fungiert Herbert Vollmer als Vereinssprecher. Zum anderen als Vorsitzender des Altenwerks, des Historischen Vereins, des Freundeskreises Niedernai-Nordrach, der Sozialstation Zell. »Er ist Mitorganisator der legendären Pfingstfahrten«, fuhr Carsten Erhardt fort, »und seit Neuestem auch Stiftungsrat bei der Karl Knauer Stiftung in Biberach.« Womit die Liste noch immer nicht vollständig war, denn Herbert Vollmer übt außerdem das Amt des Kreis-Seniorenrats aus. »Wenn man eine Definition fürs Ehrenamt sucht, ist Herbert Vollmer wohl der Inbegriff dafür«, resümierte das amtierende Ortsoberhaupt.
In ihren blauen Uniformen präsentierten sich jene, deren Verdienste anschließend aus dem »stillen Wirken in unserer lauten Zeit« hervorgehoben wurden, zumindest kurzzeitig: die Mannen der Freiwilligen Feuerwehr Nordrach. Sie heißen: Andre Armbruster, Dieter Bildstein, Florian Brückner, Clemens Bühler, Thomas Decker, Markus Faist, Harald Hoferer, Lukas Lehmann, Jakob Nepple, Patrick Oehler, Johannes Rauer, Johannes Schnurr und Lukas Spitzmüller.
Zwei Leistungsgruppen stellen sie. Und die bestanden beim diesjährigen Kreisentscheid in Kippenheim das Leistungsabzeichen des Landes Baden-Württemberg mit dem ersten und dritten Platz, unter insgesamt 25 Gruppen. »Da ich selber das Bronzene Abzeichen gemacht habe, weiß ich, was das bedeutet«, würdigte der Bürgermeister diese Leistung. »Sie haben viel Freizeit geopfert, um dieses gemeinsame Ziel zu erreichen. Und das Ergebnis spricht für sich.«
»… stellvertretend für alle«
Mit Nachdruck betonte Carsten Erhardt, dass die Ehrungen stellvertretend für alle ehrenamtlich Tätigen erfolgten. Als Beispiele, die zum Mitmachen anregen sollen.
Zum krönenden Abschluss bat er »noch eine ganz besondere Person« zu sich ans Rednerpult: Giulia Grimaudo. Bei der Gesangs-Casting-Show »The Voice of Germany« hatte die 19-Jährige mit ihrer Stimme die Jury überzeugt und Millionen von Menschen erreicht, hatte mit ihren authentischen Auftritten und ihrer liebenswerten, ehrlichen Art die Herzen berührt.
Alle Geehrten erhielten als Anerkennung ein kleines, symbolisches Geschenk in Form eines Sackes voller (Nordracher Grill-) Kohle sowie eines Nordrach-Gutscheins.