Der »Sagenhafte Mühlsteinabend« ist ein Highlight unter den Moospfaff-Veranstaltungen und so konnte Sandra Lehmann, Wirtin der urigen und gemütlichen Traditionsgaststätte, an diesem Abend wieder Gäste aus dem ganzen Kinzig- und Renchtal willkommen heißen.
Gespannt wartete man darauf was dieser Abend wohl »sagenhaftes« zu bieten hat. Man wurde nicht enttäuscht als plötzlich die »Vidor« Obermagd auf Mühlstein (Angela Boschert) laut rufend erschien: »Jetzt wurd zerscht ebbis gschafft, kumme mit nus!« und somit die Gäste aufforderte mit nach draußen zu kommen. Dieser Aufforderung kamen die Gäste gerne nach und erhielten, statt Besen und Schaufel wie von den Gästen lachend vermutet, zur Einstimmung ein Gläschen Moospfaff-Secco (alkoholfrei).
Der hintere Teil der überdachten Terrasse, bot die ideale Kulisse für die kleine Aufführung welche nun folgte. De »hoorig Lenz«, Knecht auf dem Mühlstein (Egbert Laifer), spaltete Holzspengeli und beklagte sich dabei wie schwer er doch auf dem Hof arbeiten müsse und unter der strengen Obermagd Vidor zu leiden habe. Sehr zur Belustigung der Zuschauer, erst recht als auch die Vidor sich dazu setzte und Erbsen ausstrich.
Der Lenz hat es nicht einfach mit der Vidor, die ihm immer wieder neue Arbeit aufträgt und ihn tadelt, er solle weniger reden dann könnte er auch schneller arbeiten. »Du hesch, doch Hoor uff de Zähn«, konterte daraufhin der Lenz, er könne schon schneller arbeiten wenn er nicht so hungrig wäre, jammerte er. Nachdem er die Vidor schalt, dass die letzten zwei Brote schimmlig gewesen wären konterte diese schmunzelnd: »Uff schimmlig Brod, kommer gued singe!«
Das bewies der Lenz sofort indem er sein Lied anstimmte und die Gäste aufforderte mitzusingen: »Geise melke, Stall usmischde des isch minni Ärbet, Geise melke, Stall usmischde do bin ich fir do!« Eindrucksvoll, mit viel Wortwitz und grandiosem schauspielerischem Talent, die Gäste immer wieder mit einbeziehend, berichteten die beiden aus dem Leben so vom Leben aus der früheren Zeit. Die Gäste dankten den Beiden mit einem lang anhaltenden Applaus, bevor man zurück in die Stuben, ging wo bereits das Essen wartete.
Bereits bei der Anmeldung zu diesem »sagenhaften« Abend konnte man sich zwischen einer Knecht- (Schäufele mit Kartoffelsalat) oder Magd-Mahlzeit (Pellkartoffel mit Quark) entscheiden. Nach dieser Stärkung erschallte Vidors Stimme wieder durch die Räume. Sie trug die Sonntagstracht und rief immer wieder nach dem Lenz, »er solle sich doch beeilen, sonst komme man für den sonntäglichen Kirchgang zu spät!« Da der Lenz mal wieder nicht »grichdet« war erklärte sie kurzerhand ihr »Sonntagsgewand« welches sie von der Schneiderin habe anfertigen lassen, welche dafür extra auf den Hof gekommen sei.
Endlich und zum Gelächter aller Gäste, polterte auch der Lenz in die Stube. Nach heftigem »Geschelte« von der Vidor, wurde plötzlich das Licht gedämmt und man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so aufmerksam lauschten ihm die Gäste, als er von den unheimlichen Geschehnissen berichtete, welche sich einst rund um den Mühlstein zugetragen haben.
Eindrucksvoll schilderte er die Zustände, als einst der Teufel selbst, sein Unwesen auf dem Mühlstein getrieben hatte. Er warnte die Gäste vor dem kopflosen Geist am Schwaibacher Eck und erinnerte an das Geschehen beim Schneiderkreuz. Man fühlte sich in frühere Zeiten zurückversetzt, als er von weiteren geisterhaften Erscheinungen im Nordrachtal berichtete und ein Raunen ging durch die Zuschauer, als er schließlich auf den Moospfaff zu sprechen kam.
Anschaulich, mit hervorragender Mimik und Gestik, trug er die verschiedenen Moospfaff-Ursprungslegenden vor. Denn es waren Gengenbacher sowie Renchtäler unter den Gästen, die sofort bekundeten dass der Moospfaff auch »IHR« Geist sei und nicht nur die Nordracher Anspruch auf ihn hätten. Die Vidor ermahnte den Lenz endlich zum Schluss zu kommen und lockte ihn mit der, von ihm schon lang ersehnten Bratwurst, damit sie endlich den Kirchgang antreten konnten.
Mit langem Beifall endete dieser »sagenhafte Mühlsteinabend«. Angela Boschert und Egbert Laifer verkörperten ihre Rollen als Knecht und Obermagd vom Mühlstein wieder einmal perfekt. Jedes Jahr wird eine neue Version geschmiedet und geprobt wird…nicht…nur die Grundszenerie festgelegt. Das zeigt, was für ein eingespieltes, harmonisches Duo die zwei mittlerweile sind. Man darf also gespannt sein auf den »Sagenhaften Mühlsteinabend« im Nordracher Moospfaffmonat Oktober 2020.