Rund 140 Zuschauer erlebten am vergangenen Freitagabend im Pfarrheim St. Marien, wie ihnen der Nordracher Moospfaff leibhaftig erschien. Wie er in der heimelig-unheimlichen Atmosphäre vielfach flackernden Kerzenlichts von seinem Leben erzählte. Und wie zwei Filme mit eindrücklichen Bildern und Klängen ihr Übriges taten.
Mit einem Mal wurde es dunkel im großen Saal. Sphärische Klänge ertönten, stetig anschwellend. Mystisch, und vielleicht auch ein wenig unheimlich. Im schwachen Schein der auf den Tischen verteilten Teelichte zeichnete sich – ganz hinten im Saal – ein dunkel wandelnder Schatten ab.
Mit hoch erhobener Laterne schritt er bedächtig durch die Reihen. Verhielt andächtig vor dem hölzernen Kreuz an der Wand, bevor er, wie nach einem Weg suchend, seine Abtszelle betrat. Ein Raunen ging beim Anblick des Bühnenbildes durch den Saal. Ob der von unzähligen Kerzen beschienenen Reliquien und alten Büchern.
Ob der liebevoll-fantasievollen Anmutung eines religiös-spartanischen Lebens im 18. Jahrhundert.
In die Kutte eines Franziskanermönches gewandet, legte die sagenhafte Gestalt ihren vor Wind und Wetter schützenden Schlapphut ab, desgleichen den knorrigen Wanderstock. Sie strich über ihren Ziegenbart, kniete nieder zum Gebet. Um dann, am Tisch sitzend, laut über ihr Leben nachzudenken, während sie es gleichzeitig auf Papier festhielt, mit dem Gänsekiel in der Hand.
Was war geschehen?
300 Jahre sind seit dem Tode des im Jahre 1710 geborenen Benediktus Riescher vergangen. Unzählige Geschichten und Legenden über den einstigen Abt sind seither entstanden. Über ihn, den Moospfaff, der seit seinem Ableben ruhelos durch die Moos wandert. Um all jenen zu erscheinen, ob bei Tag oder bei Nacht, die weder Angst noch Furcht vor ihm haben.
»Was war geschehen, dass mir ein solches Leben nach meinem Tode auferlegt wurde?«, fragte er sich. Seine Erklärungsversuche führten tief hinein in die Geschichte einstiger Grenzstreitigkeiten zwischen dem Gengenbacher Franziskanerkloster und der Gemeinde Nordrach. Führten ebenso tief in die Geschichte von Nordrachs einstiger Glasfabrik. Deren dreimal verlegte Standorte befanden sich im entlegenen Gebiet des hinteren Nordrachtals. Wegen der großen Waldbestände des »Moos«-Gebietes, das billiges Brennholz für die Glasherstellung lieferte.
Der »Heute-Mann« hinter dem einstmals Gewesenen: Egbert Laifer. Im Anschluss an seine magisch-mystische Moospfaff-Darstellung gab der historisch interessierte Laienschauspieler Einblick in seine Recherchen, die ihn bis in das Karlsruher Landesarchiv geführt haben.
Darüber hinaus setzten zwei Kurzfilme – von Stefan Arbogast kreiiert – die drei vorherrschenden Legenden um das Leben des Moospfaffs professionell in Szene.
Erzeugermarkt
Viel Zuspruch auch fand der kleine aber feine Markt im angrenzenden kleinen Saal des Pfarrheims St. Marien, in dem acht regionale Erzeuger ihre Produkte anboten, im Rahmen des Nordracher Moospfaffmonats, der noch bis Ende Oktober mit vielfältigen Veranstaltungen aufwartet.
Die Moderation des »Lebendigen Moospfaffabends« oblag Michaela Neuberger, die als Bäuerin Zetzel mit Witz und Pfiff agierte.