Heimelig dicht an dicht ging es für die Gäste der Chocolaterie ChocoL am vergangenen Mittwochabend zu, als die erste der drei in Nordrachs Moospfaffmonat stattfindenden Pralinenverköstigungen stattfand. Gleichzeitig war hoch Interessantes über Nordrachs Geschichte zu der Zeit zu erfahren, als die heutige Sagengestalt tatsächlich lebte.
Sanfte verheißungsvolle Klänge und stimmungsvolles Laternenlicht empfingen die 14 Gäste, bevor sie in die kleine aber feine Stube der Pralinenmanufaktur eintraten. Spätestens der hier drinnen herrschende, süße Köstlichkeiten versprechende Duft entspannte die Gesichter vollends.
Ein Übriges tat das Glas fruchtig-spritzigen Apfelseccos, den – aus heimischen Bohnäpfeln hergestellt – Nordrachs Chocolatier Egbert Laifer zur Begrüßung ausschenkte. Zwar gibt es das in verschiedenen Geschmacksrichtungen genießbare Getränk auch alkoholfrei, doch die seit einem Jahr offiziell bestehende Null-Promille-Variante schenkte er nicht zuletzt all jenen Gästen zuliebe aus, die inzwischen aus bis zu 30 bis 60 Kilometern Entfernung zu ihm anreisen. In den ersten eineinhalb Jahren der 2013 erfolgten ChocoL-Gründung dagegen nahmen Auswärtige einen Anfahrtsweg von im Schnitt lediglich sechs bis 15 Kilometer auf sich. Der Beweis für eine Erfolgsgeschichte.
»Damals hat man mir keine fünf Monate des Überlebens gegeben«, erzählte Laifer lächelnd von all jenen, die ihn damals ob seiner »wahnwitzigen« Idee ausgelacht hatten, »in einem Kuhdorf wie Nordrach eine Chocolaterie aufzumachen.« Doch das Konzept bester Qualität – die natürlich ihren Preis hat – gab ihm ebenso Recht wie das Konzept, ausgesuchte regionale Produkte für die Herstellung seiner Köstlichkeiten zu verwenden.
All dieses Geschehen basiert auf jener Gestalt, der Nordrach seit Jahren den Oktober widmet: dem Moospfaff. Warum der Abt, der im 18. Jahrhundert lebte, seit seinem Tode ruhelos durch die Moos wandert, erfuhren die Choco-L-Gäste. Ebenso gab Laifer die erstaunliche Erfindungs- und Entstehungsgeschichte um jene – im Übrigen patentierte – Praline zum Besten, die der Sagengestalt und ihrem moosig-waldigen »Lebensraum« gewidmet ist. Ihr schlossen sich peu á peu schokoladige Kreationen mit hochwertigen »Tropfen« an, die von jenen Erzeugern mit Umsicht und Leidenschaft gebrannt werden, die sich auf dem Obstbrennerweg aneinanderreihen. Was schließlich dazu führte, dass die Pralinenmanufaktur mit ihrer Moospfaffstube aus der Taufe gehoben wurde.
Die unter anderem mit urgemütlichen Sofas bestückte Moospfaffstube im »’s blaue Hus« der Chocolaterie ist nicht umsonst mit teils hoch geschichtsträchtigen Utensilien ausgestattet: Egbert Laifer kennt sich bestens aus mit der Historie rund um die Sagengestalt sowie der mit ihr verwobenen, ehemaligen Nordacher Glasfabrik und ihren drei Standorten. So konnten sich die Gäste nicht nur Süßes munden lassen, das wegen der Nicht-Verwendung schnöder Zusätze wie Läuterzucker oder Glukose jedoch keinesfalls zu süß ist: Sie erlebten auch das Vergnügen, in überaus lebendiger und überdies sprachlich genussvoller Form Informativ-Spannendes von »anno dazumal« zu erfahren.
Weitere Pralinenverkostungen im Nordracher Moospfaff-Monat Oktober finden jeweils Dienstag 15. und 22. Oktober 2019 um 19 Uhr in der Chocolaterie Choco L mit ihrer Moospaffstube statt.