Nach rund sechsjähriger Planungsphase hat der Nordracher Gemeinderat gestern Abend einstimmig den Beschluss zur Sanierung der Nordracher Ortsmitte gefasst. Aus dem Kurpark soll der Dorfpark werden, der Kilwiplatz wird saniert und der Umgriff um die Pfarrkirche sowie das angrenzende Nordrach-Ufer werden neu gestaltet. Auch zwei Hochbauprojekte werden im Zuge der Baumaßnahmen realisiert: Im Dorfpark werden ein neuer Musikpavillon und ein Multifunktionsgebäude entstehen. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die neue Ortsmitte auf über drei Millionen Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde wird bei ca. 1,4 Millionen Euro liegen.


»Heute ist ein großer Tag für die Gemeinde«, unterstrich Bürgermeister Carsten Erhardt in der Gemeinderatssitzung am gestrigen Montagabend die historische Dimension des Beschlusses. Die Ortskernsanierung werde der Gemeinde ein neues Gesicht geben und dies in den kommenden Jahrzehnten prägen. »Es ist eine Investition in die Zukunft«, betonte Bürgermeister Erhardt.
Der Gemeinderat fasst den Grundsatzbeschluss einstimmig. Nun können die Planungsbüros in die Detailplanungen gehen. In elf Monaten, wenn alle Zuschussfragen geklärt sind, soll der erste Spatenstich erfolgen. Ein Jahr später, im Jahr 2021, soll die Neugestaltung von Dorfpark, Festplatz und dem Bereich um die Pfarrkirche fertig sein.
Intensive Bürgerbeteiligung
Seit acht Jahren befindet sich die Gemeinde Nordrach im Landessanierungsprogramm. Drei private Projekte und die Sanierung des Nordracher Rathauses konnten bereits abgeschlossen werden. Seit sechs Jahren laufen die Planungen für die Sanierung des Ortkerns. Unter anderem wurde auch eine Bürgerversammlung durchgeführt.
»Wir haben nun eine solide Planung, die den Bedürfnissen von Nordrach entspricht«, wertete Bürgermeister Carsten Erhardt. Offiziell beträgt die Laufzeit des Landessanierungsprogramms neun Jahre. Bei Gesprächen in Freiburg wurde signalisiert, dass das Programm verlängert werde. Das Regierungspräsidium habe vor allem die intensive Bürgerbeteiligung gewürdigt.
Drei Teilflächen
Planer Pit Müller erläuterte gestern Abend dem Ratsgremium die geplanten Sanierungsarbeiten, die sich in drei Teilflächen untergliedern. Der Kurpark wird zum Dorfpark mit einem großen Spiel- und Aktivitäten-Bereich unter dem Platanendach. Die Kinder dürfen künftig über den »Nord-Drachen« klettern. Für ältere Besucher wird ein Fitness-Parcours eingerichtet, der auch eine Rollstuhlschaukel für Behinderte umfasst. Über die Nordrach wird ein neuer Steg gebaut, der zum Gemeindehaus führt.
Diskutiert wurde in den vergangenen Monaten über den Platz der beiden Denkmäler vor der Kirche. Diese werden auf der Uferseite bleiben, ihr Standort wird allerdings ein Stück verlegt. Außerdem werden die Ehrenmale ebenfalls saniert. Der Uferbereich zur Nordrach wird abgeflacht. Zum Lebensmittelgeschäft hin wird es einen neuen Aufenthaltsbereich geben.
Die Bruttokosten für die Tiefbauarbeiten summieren sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Darin enthalten sind rund 300.000 Euro für die neuen Spieleinrichtungen im Dorfpark.
Der zeitliche Ablauf der Ortskernsanierung ist schon festgelegt. Nach den Detailplanungen soll im Oktober 2019 die Ausschreibung erfolgen und Anfang 2020 die Auftragsvergabe. Im April/Mai 2020 könnte dann der 1. Spatenstich erfolgen. Die Bauzeit beträgt rund ein Jahr.
Die Planer vom Büro Harter + Kanzler erläuterten die Details für das neue Multifunktionsgebäude und den Pavillon im Dorfpark. Das Nebengebäude soll so ausgestattet werden, dass jährlich rund zehn Veranstaltungen im Park gut abgewickelt werden können. Es erhält eine Küche, Ausgabetheke und Lagerräume. Der Pavillon wird als Holz-Stahl-Konstruktion gebaut und kann in zwei Richtungen geöffnet werden. Er hat einen Gesamtdurchmesser von zwölf Metern, die Sitzfläche von neun Metern.
Fördergelder und Kreditaufnahme
Zur Finanzierung der Maßnahmen hofft die Gemeinde Nordrach auf Fördergelder aus dem Tourismus-Infrastruktur-Programm. Die Förderquote beträgt hier 50 Prozent und liegt damit über dem Bund-Länder-Programm. Die Aussicht auf höhere Fördergelder sei gut, so Bürgermeister Erhardt, bringe aber eine rund dreimonatige Verzögerung. Außerdem erhält die Gemeinde Mittel aus dem Ausgleichsstock.
Trotz der hohen Förderquote müsse die Gemeinde mit der Aufnahme von Krediten in Höhe von 800.000 bis einer Million Euro kalkulieren, um die Baumaßnahme zu finanzieren. Aber darauf sei man vorbereitet, so Bürgermeister Erhardt. Im neunten Jahr in Folge musste Nordrach keine neuen Schulden machen und man hoffe, dass dies auch in den nächsten Jahren gelinge. Aktuell gehöre Nordrach zu den Gemeinden mit der geringsten Pro-Kopf-Verschuldung im Ortenaukreis. So habe man sich Luft für die neuen Investitionen geschaffen. Die Ortskernsanierung sei eine Investition in die Zukunft und rechtfertig auch eine Kreditaufnahme.