In der vergangenen Woche konnte Helena Haas im Kreise ihrer Familie ihren 90. Geburtstag feiern. Sie kann auf ein bewegtes Leben, auch als erfolgreiche Geschäftsfrau, zurückblicken.
Helena Haas kam am 26. Februar 1929 als jüngstes der vier Kinder ihrer Eltern Adolf und Rosalia Mutter in Säckingen zur Welt. Ihr Vater betrieb dort eine Kiesgrube. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte sie ein Jahr »Landhilfe« auf einem bäuerlichen Betrieb in Mecklenburg. Anschließend war sie im Elsass und danach in Singen als Vorschülerin für einen sozialen Beruf in einer entsprechenden Einrichtung. Trotz der schwierigen Nachkriegszeit gelang es ihr, sich in Freiburg von 1946 bis 1948 zur examinierten Säuglings- und Kinderkrankenschwester ausbilden zu lassen. Am 17. Januar 1949 erhielt sie die Information, dass für die Pouponnière in Nordrach examinierte Schwestern gesucht werden. Dieses Kinderheim wurde seit 1947 von den Franzosen betrieben und diente als Sammelstelle für Kinder in der Besatzungszone, deren Väter französische Soldaten und deren Mütter deutsche Frauen waren. Diese Kinder wurden, teilweise mit, teilweise gegen den Willen der Mütter, in mehreren Kinderheimen gesammelt, darunter in Nordrach, und anschließend nach Frankreich gebracht, »repatriiert«, und zur Adoption freigegeben. Helena Haas nahm das Angebot des Kinderheimes an, zog nach Nordrach und arbeitete im Kinderheim bis zu dessen Schließung Ende 1949.
Wohnen konnte sie in einem Fremdenzimmer des Gasthauses zur Stube. Dabei lernte sie Alfred Haas, den Sohn des Stubenwirts, kennen und schätzen. Als das Kinderheim geschlossen wurde, blieb Helena Haas in Nordrach und schloss im November 1950 mit Alfred Haas den Bund der Ehe.
Vier Kinder bereicherten bald die junge Familie, Bernd, Marie-Luise, Isabella und Gudrun. Im Jahr 1958 übernahmen die jungen Eheleute den elterlichen Gaststättenbetrieb.
Das Eheglück dauerte nur bis 1963. Alfred Haas litt infolge seines Kriegseinsatzes an gesundheitlichen Problemen. Er starb daran im Alter von nur 39 Jahren. Nun musste Helena Haas, unterstützt von ihrer Schwiegermutter Maria Haas, die Gaststätte allein weiterführen und noch vier Kinder betreuen und versorgen.
Eine mutige unternehmerische Entscheidung traf Helena Haas, als sie im Jahre 1969 die alte Gaststätte abbrechen und durch einen Neubau ersetzen ließ. Die drei Gasträume und 14 Gästezimmer waren nun zeitgemäß eingerichtet. Mit diesem Neubau war auch der Umzug der Familie in das Nebengebäude verbunden, wo sie seither wohnt. Im Jahre 2002 verkaufte Helena Haas das Grundstück mit dem Gaststättenbetrieb an Erwin Junker, da weder eines der Kinder noch der Enkel den Betrieb weiterführen konnte oder wollte.
Ein weiterer Schicksalsschlag traf die Familie Haas, als der Sohn Bernd im Jahre 2012 verstarb.
Nach einem arbeitsreichen Leben kann Helena Haas ihren wohlverdienten Ruhestand in relativ guter Gesundheit genießen. Nur das Gehen fällt ihr immer schwerer, so dass sie einen Rollator zur Hilfe nimmt. Der Biberacher Verein Hilfe von Haus zu Haus unterstützt sie zweimal in der Woche. Helena Haas hält sich mit Lesen, Kreuzworträtseln und klassischer Musik geistig fit und freut sich über den Besuch ihrer Töchter, die im Wechsel an jedem Wochenende kommen.
Helena Haas konnte zu ihrem runden Geburtstag die Glückwünsche auch von fünf Enkeln und sechs Urenkeln entgegennehmen. Die Schwarzwälder Post schließt sich den Gratulanten an und wünscht ihr noch viele gute und erfüllte Jahre.