Der Historische Verein Nordrach konnte ein weiteres Projekt erfolgreich abschließen. Das Stein-Kruzifix am Weiherbühl wurde gründlich restauriert und steht nun wieder an seinem Standort auf dem Grundstück von Hermann Späth, ein wunderschönes Zeugnis der Vergangenheit. Das Kruzifix wurde von den Eltern des »Öler Joken Hans« aufgestellt, bekannt aus dem Roman »Der Vogt auf Mühlstein« als Geliebter der Magdalene.



Die Sonne strahlte noch vom goldenen Oktoberhimmel, als sich fast alle Bewohner des Ortsteils Weiherbühl am Standort des Kruzifixes trafen, um zusammen mit dem Historischen Verein, den Handwerkern und Spendern die gelungene Restaurierung des Kruzifixes am Weiherbühl zu feiern.
Das Kruzifix wurde im Jahre 1773 von Jakob Öhler und Barbara Lang errichtet. Sechs Jahre zuvor war ihr Hofgebäude an der Nordrach von einem Hochwasser zerstört worden und sie stifteten dieses Kruzifix wohl aus Dankbarkeit, dass sie das Unglück überstanden hatten. Das Kruzifix besteht vollständig aus Sandstein mit einem skulptierten Sockel in spätbarocker Gestaltung. Es besteche durch seine Ausgestaltung und reichhaltige Verzierung, schrieb Erich Herbst in seinem Buch »Zeugen der Vergangenheit«. Das Kruzifix wies zahlreiche Schäden auf, vor allem oberflächliche Abplatzungen, Bruchschäden, verrostete Armierungen und eine verwitterte und verschmutzte Oberfläche.
Der Vorsitzende des Historischen Vereins Herbert Vollmer berichtete zunächst, dass der Verein bereits im Jahre 2013 beschlossen hatte, den Grundstückseigentümer Hermann Späth bei der Sanierung zu unterstützen. Der Grund lag auf der Hand: Auf Nordracher Gemarkung befinden sich insgesamt 48 Bildstöckle und Gedenksteine, das Kruzifix Weiherbühl gehört zu den schönsten und wertvollsten. Der Verein beantragte bei der Gemeinde Nordrach einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent, der dankenswerter Weise auch bewilligt wurde. Nach vergeblichem Bemühen, mit einem anderen Handwerker die Sanierung durchzuführen, beauftragte der Verein im Jahre 2016 den Restaurator Bernhard Wink aus Offenburg. Die Stadt Zell a.H. erteilte im Oktober 2017 die denkmalschutzrechtliche Genehmigung. Wenige Tage später baute Bernhard Wink das Kruzifix ab und brachte es in seine Werkstatt nach Offenburg.
Bernhard Wink erläuterte, welche Arbeiten notwendig waren. Zunächst musste er den Stein reinigen, anschließend die Fehlstellen ergänzen und schließlich den Stein durch eine aufwändige strukturelle Festigung konservieren. Beim Aufbau wurde das schadhafte Eisenband auf der Rückseite durch einen verwindungssteifen Stahlträger ersetzt, an dem die Einzelteile verschraubt wurden.
Hermann Späth hatte zusammen mit Verwandten und Freunden ein kleines Podest aus Sandsteinen angelegt, damit das Kruzifix künftig nicht mehr direkt im Boden steht und so besser gegen Verschmutzung geschützt ist.
Herbert Vollmer nannte danach die Kosten für die Sanierung, fast 12.000 Euro. Die Finanzierung konnte vor allem durch Zuschüsse sichergestellt werden. Die Gemeinde bewilligte 5.000 Euro, hinzu kamen großzügige Spenden von Frieda Oehler, Egbert Laifer und Albrecht Heizmann, so dass der Verein nur noch geringe Restkosten zu tragen hat.
Herbert Vollmer dankte den Spendern für ihre vorbildliche Unterstützung. Er lobte Hermann Späth, der sich der Verantwortung als Eigentümer bewusst war, dieses außergewöhnliche Kruzifix zu erhalten. Dankesworte richtete er auch an alle Helfer und an Karl Oehler, der für den Blumenschmuck gesorgt hatte. Ein besonderer Dank galt Albrecht Heizmann, den Vollmer als treibende Kraft im Hintergrund bezeichnete, der auch seine Garage für die Nachfeier zur Verfügung stellte.
Zum Schluss dankte Herbert Vollmer auch seinem Vorstandskollegen Thomas Laifer. Dieser hatte nämlich bei seinen Recherchen über die Bewohner dieses Ortsteils von Nordrach entdeckt, dass die Eheleute Jakob Öhler und Barbara Lang die Eltern des »Öler Joken Hans« waren. Dieser war bekanntlich der Geliebte von Magdalene Muser. Ihnen hat Heinrich Hansjakob in seinem Roman »Der Vogt auf Mühlstein« ein literarisches Denkmal gesetzt. Deshalb, so Vollmer, soll auch noch neben dem Kruzifix eine kleine Tafel mit entsprechendem Hinweis angebracht werden.
Grundstückseigentümer Hermann Späth zeigte deutlich seine Freude, dass es gelungen ist, sein Kruzifix zu sanieren und dankte dem Verein und den Spendern sehr herzlich. Auch Bürgermeisterstellvertreter Günter Eble schloss sich den Dankesworten an. Er lobte vor allem die ehrenamtliche Arbeit und wünschte dem Historischen Verein weiterhin viel Freude und Erfolg bei seinen weiteren Projekten. Danach folgten alle der Einladung zu einem Umtrunk, gewürzt mit einer schmackhaften Gulaschsuppe, in der Garage von Albrecht Heizmann.