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Nordrach | 8.10.2018

Moospfafflikör und Moritaten

Auftaktveranstaltung zum Nordracher Moospfaffmonat war ausgebucht

Foto:
Angela Boschert beim Einschenken ihrer Likörspezialitäten. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

Zu Beginn des diesjährigen Moospfaffmonats fand als Auftakt einer in punkto Erlebnis und Kulinarik vielfältigen Veranstaltungsreihe rund um die Nordracher Sagengestalt der Moospfafflikör-Abend auf dem Hof von Angela Boschert statt. Mit Likör-Verkostung, üppigem Vesper und Geschichten von der Pfifferlin-Zäzel.

Bis auf zwei wegen Krankheit kurzfristig frei gebliebenen Plätzen war sie am vergangenen Dienstagabend mit 23 Personen voll besetzt: die urig-heimelige Brennerei des Boscherthofs auf den Höhen des Ernsbachtals.

Den eigens zu Ehren der hiesigen Sagengestalt kreierten Moospfafflikör – einen fruchtigen Beerenmixlikör – bieten mit jeweils eigener Note insgesamt vier der Nordracher Obstbrenner an. Angela Boschert ist einer von ihnen. Mit Leidenschaft erklärte sie, wie aus den Früchten das süffige Getränk entsteht.

Reinen Apfelbrand, auf 50 Prozent Alkoholgehalt verdünnt, verwendet sie als Basis. »Wenn Birnen drin sind, wird das zu herb«, findet die 48-Jährige, »der Apfelbrand ist viel milder und unterstreicht die Beeren mehr.«

Vor allem Heidelbeeren verwendet sie für ihre Version des Moospfafflikörs. Schön reif sollen die Früchte sein, aber nie überreif, »sie sollten genau dann geerntet werden, wenn der Geschmack am intensivsten ist.« Genauso wie mit dem Kirsch­likör verhalte es sich hierbei: Sind die Kirschen zu reif, gelingt der Likör nicht, »dann fehlt der Geschmack.«

Den Beerenansatz lässt sie sechs bis acht Wochen ziehen, unter Umständen auch etwas länger. An einem warmen Ort, »damit die Beere ganz mit dem Alkohol vollgesogen ist und auch den Geschmack und die Farbe abgibt«, erläutert die Brennerin. Etwas Kandiszucker sorgt dafür, dass das Ganze »ein wenig runder wird.« Schließlich wird der Ansatz abgebrannt und mit Zuckercouleur oder mit einem selbstgemachten, zum Likör passenden Sirup verfeinert – für den Moospfaff­likör verwendet die Nebenerwerbs-Brennerin Holundersirup.

Unterschiedliche Macharten

»Ich kenne jemanden, der lässt seinen Beerenansatz mindestens ein Jahr lang auf dem Alkohol stehen – das kann man machen.« Allerdings sieht Angela Boschert dabei die Gefahr, dass der Likör »alt« schmeckt. »Wenn der Ansatz zu kurz steht, ist es nix, und wenn er zu lang steht, ist es nix«, fasst sie die Herausforderung zusammen, den berühmten goldenen Mittelweg zu finden.

Und was die Haltbarkeit des Moospfafflikörs und von Beerenlikören im Allgemeinen betrifft: Innerhalb von eineinhalb Jahren sollten die alkoholischen Köstlichkeiten – die in der Flasche noch nachreifen – aufgebraucht sein. Mit Ausnahme des Walnusslikörs, der wird laut Angela Boschert »mit der Zeit immer besser«.

Nicht nur aus Beeren lässt sich Likör herstellen, sondern auch aus Saft, »sofern man einen guten, richtig intensiven Saft hat.« Generell beim
Likörmachen experimentiert die Kreative mit Zimt und Vanille ebenso wie mit Kräutern und Gewürzen.»Jeder Brenner hat so seine Eigenarten, seine eigenen Rezepte und Zutaten«, erzählt die Frau vom Boscherthof mit spürbarer Hingabe an ihr Tun.

Den Moospfafflikör kredenzt sie an diesem Abend mit gefrorenen Heidelbeeren, »die tauen im Likör auf und kühlen den schön runter«. Anschließend schenkt sie ihren Gästen noch einen Fichtenlikör ein – als Aperitif zu einem üppigen Bauernvesper mit hausgemachter Wurst, Bibiliskäse und frischem Gemüse. Und mit Holzofenbrot, das sie am Morgen des Moospfafflikörabends gebacken hat.

Alte Geschichten

Nachdem das Fassungsvermögen der Mägen erschöpft ist, tritt die Gastgeberin als die Pfifferlin-Zäzel auf. Die hat tatsächlich einmal gelebt, noch immer sind die Ruinen ihrer einstigen Bleibe aufzufinden. Nun, da sie kurzfristig ins irdische Dasein zurückgekehrt ist, schüttelt sie zur Begrüßung jedem einzelnen Gast die Hand – mit einem derart urigen Charme, dass man sich ihm auch dann nicht entziehen könnte, wenn man es wollte.

Von der Entstehungsgeschichte des Moosturms mit einer in das Fundament eingemauerten Flasche Kirschwasser erzählt das »Wiebli« und erzeugt damit ebenso viel Stimmung wie mit der humorig gereimten Geschichte eines Nordracher Köhlers. Dessen Weib brachte ihn derart zur Weißglut, dass er es umbrachte. Vor seiner Hinrichtung musste er – wie damals in solchen Fällen üblich – zur Sühne ein Kreuz aus einem Stein heraushauen. Das wurde an dem Ort aufgestellt, an dem er die Freveltat begangen hatte.

Auch die Geschichte eines hiesigen Einsiedlers hat die Pfifferlin-Zäzel parat. Die Geschichte um jenen einstigen Klausner, dem der aufs Wildern wilde und auch sonst recht unmoralische Epo ein solcher Dorn im Auge war, dass er – in wilder Anwandlung – den Jüngling eines Tages meuchelte.

Im »Schaffkleid« der Mutter

Um die Pfifferlin-Zäzel darzustellen, hat Angela Boschert sich in das frühere »Schaffkleid« ihrer Mutter gewandet. Dereinst von der Tante genäht, mit aufwändig nach innen eingelassenen Knopflöchern. »So was wird heutzutage gar nicht mehr gemacht«, ist der Boscherthoferin nur zu bewusst. Schlank ist sie, die Mutter dreier erwachsener Kinder. Sehr schlank. Und doch hat sie die Nähte des Schaffkleids herauslassen müssen, denn angesichts des früher entbehrungsreichen Lebens auf den Nordracher Bergbauernhöfen waren »die Leute früher viel dünner«.

Mit einer Remineszenz an jene Zeiten beendet Angela Boschert den offiziellen Teil des Abends: Sie wendet sich dem gemauerten Steinofen zu, der sich in der Brennerei befindet. Holt mit dem Schieber ein Blech heraus. Getrocknete Birnenschnitze liegen darauf, noch warm. Was zum Versuchen nun in der Runde herumgeht, gehörte früher zum Wintervorrat: Die getrockneten Fruchtschnitze wurden in Wasser eingeweicht und zu Knöpfle gegessen. »Spitz und Knöpfle« hieß das Gericht.

 

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Als Pfifferlin-Zäzel wusste Angela Boschert ihre Gäste bestens zu unterhalten.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Angela Boschert beim Einschenken ihrer Likörspezialitäten.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Angela Boschert ist nicht nur Obstbrennerin, sie töpfert auch – hier ihre Interpretation des Moospfaffs.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Üppiges Bauernvesper in urig-heimeliger Atmosphäre.

 

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