Anfang Oktober stand bei der Alpenvereins-Ortsgruppe Nordrach eine anspruchsvolle Tourenwoche an. Es ging in die Hohe Tatra, das kleinste Hochgebirge der Welt.



Mit acht Mitgliedern des Alpenvereins startete Tourenleiterin Dagmar Vollmer mit dem Nachtzug nach Wien. Nach einer sonnigen Kaffeepause ging die Zugreise weiter nach Bratislava. Auf der Bahnfahrt durch die Slowakei über Trnava, Trenčin, Zilina, Liptovský Mikulaš nach Poprad-Tatry konnte man das eher unbekannte Land mit seinen Naturschönheiten bestaunen. Dabei zeigten sich die Bergspitzen der Hohen Tatra bereits in weißer Pracht. Diese Fahrt teils auch durch abgelegene Dörfer, über weite Wiesen und Felder, zeigte eine Bescheidenheit dieses Landes. Die Pension Encian in Tatranská Lomnica (850 Meter ü. NN) wurde mit der Tatrabahn erreicht. Bei einem traditionellen slowakischen Abendessen besprach man die erste Tour für den nächsten Tag.
Gut gefrühstückt machten sich die Bergkameraden mit ihrem Rucksack auf den Weg nach Tatranská Kotlina zur Tropfsteinhöhle Belianska (885 Meter ü. NN), die im östlichsten Teil des Nationalparks »Tanap« liegt. Eine Besichtigung ließ sich die Gruppe nicht entgehen. Beeindruckend waren die verschiedenen Räume der Höhle wie zum Beispiel Großer und Hoher Dom, Räuberkammer und Musiksaal. Die 866 Stufen in der Höhle waren Nebensache. Die Gruppe wanderte dann zur Plesnivec Hütte (1.290 Meter ü. NN), bezog Quartier und ließ den Abend ausklingen.
Gipfelstürmer unterwegs
Nach einem kräftigen Hüttenfrühstück schulterten alle die Rucksäcke und begannen die einzigartige Bergwelt der Hohen Tatra zu erwandern. Mit Blick auf die Lomnitzer Spitze (2.632 Meter ü. NN) marschierte die Gruppe über Velke Biele pleso (1.612 Meter ü. NN) zur Chata pri Zelenom Plese (1.551 Meter ü. NN), auch Grünsee-Hütte genannt. Hier war Mittagspause. Man bestaunte die fantastische Spiegelung der Hütte im Grünsee. Ein folgender steiler Aufstieg mit 22 Serpentinen und vereister Felsrinne zum Sattel Sedlo pod Svistovkou (1.825 Meter ü. NN) konnte niemand davon abbringen den Gipfel Velká Svistovka (2.037 Meter ü. NN) zu bezwingen. Abwärts nach Skalnate Pleso (1.751 Meter ü. NN), wo am Steinseebach die Luftschwebebahn zur Lomnitzerspitze fährt, kehrte man gespannt beim berühmtesten Lastenträger der Hohen Tatra ein. Eine Schoki mobilisierte alle zur letzten Tagesetappe aufzubrechen. Die Zamkovskeho Hütte (1.475 m Meter ü. NN) beherbergte die Wanderer auf das Beste. Hier wurde zweimal genächtigt.
Auf dem Prinzensattel und weiter
So war der Rucksack auch leichter, um am nächsten Tag eine Tour in das Tal Mala Studena zu unternehmen. DieTeryho-Hütte (2.015 Meter ü. NN) war schon von weitem zu sehen. Bei sonnigem Wetter beschloss die Gruppe zum schwierigsten Übergang in der Hohen Tatra, dem Prinzensattel (2.352 Meter ü. NN), aufzusteigen. Über einen Klettersteig erreichte man eine schmale doppelte Scharte zwischen den Gipfeln Siroska veza und Priecna veza. Weiter abwärts mit kurzer Einkehr auf der Hütte Zbojnicka chata (1.960 Meter ü. NN) kehrten alle von dieser schönen Tour zurück. Das Hüttenteam sorgte für das leibliche Wohl der Wanderer. Nach dem Frühstück und bei kühlem regnerischem Wetter ging es auf dem Höhenweg Tatranská Magistrala weiter. Vorbei an Hrebienok (1.285 Meter ü. NN), Bergstation der Bodenseilbahn, mit Blick in den Poprader Talkessel wurden die nächsten Wanderkilometer zurückgelegt. Der Regen verwandelte sich bald in Schnee. Latschenkiefern säumten den schmalen Weg. Rechtzeitig zu Mittag erreichte man das Berghotel Sliezsky Dom (1.670 Meter ü. NN). Eine heiße Suppe belebte die Lebensgeister der durchnässten Wanderer. Der Nebel, der auch seinen besonderen Reiz hatte, begleitete die Gruppe zum See Batizovske pleso (1.879 Meter ü. NN), am Fuße des höchsten Tatragipfels Gerlachovsky stit (2.655 Meter ü. NN) gelegen. Nach kurzer Orientierung auf dem schneeverwehten Sattel Sedlo pod Ostrva (1.959 Meter ü. NN), ging es in 30 Serpentinen steil abwärts zum Berghotel Popradske pleso (1.494 Meter ü. NN). Hier wurde auch für zwei Nächte gebucht. Mit Knoblauchsuppe, Gulasch und einem Glas Kofola klang der Abend aus. Am nächsten Morgen wanderte eine Gruppe an den See Strbske Pleso (1.355 Meter ü. NN). Die andere Gruppe machte sich auf den Weg zur höchstgelegenen Hütte in der Hohen Tatra, Chata pod Rysmi (2.250 Meter ü. NN). Durch das Tal Mengusovska führte der Steig über viele Serpentinen in den Talkessel der Seen Zabie plesa, und weiter über eine mit Ketten gesicherte Felsstufe zur Hütte. Da es die Wetterbedingungen nicht zuließen auf den Rysy (2.503 Meter ü. NN) aufzusteigen, wurde eine ausgiebige Rast in dieser Hütte gemacht. Mit Gedanken an ein warmes Abendessen stiegen die Bergwanderer wieder zum Berghotel ab.
Am nächsten Morgen führte der Höhenweg mit herrlichem Blick abwärts an den zwei Skischanzen vorbei, die 1970 für die Nordischen Skiweltmeisterschaften erbaut wurden, nach Strbske Pleso. Nach einem schönen Aufstieg ins Tal Mlynicka zum Wasserfall Skok beschlossen einige noch weiter zu gehen und bezwangen den Bystre sedlo (2.314 Meter ü. NN) über eine enge Scharte. Über das Furkotska-Tal und mit dem Sessellift gelangten die Wanderer zum Strbske Pleso. Zurück fuhr man mit der Tatrabahn mit grandioser Sicht auf den Hauptkamm der Hohen Tatra nach Tatranská Lomnica. In der Pension Encian bezog man erneut Quartier.
Am letzten Wandertag fuhren die Tatrawanderer mit der Bahn nach Stary Smokovec (1.010 Meter ü. NN), mit der Standseilbahn nach Hrebienok (1.285 Meter ü. NN). Ein Teil der Gruppe bestieg den Slavkovsky stit (2.452 Meter ü. NN). Der Aufstieg führte über einen langen, felsigen Kamm mit einer guten Sicht auf die »gezuckerte« Niedere Tatra. Nach einem letzten Abstieg nach Stary Smokovec war noch genügend Zeit zum »Shoppen«. Bei slowakischen Spezialitäten und slowakischer Livemusik ließen die Bergkameraden die wunderschönen Wandertage ausklingen.
Am frühen Morgen starteten die acht Bergkameraden wieder mit dem Zug zurück in ihre Heimat. Dankesworte gingen an Dagmar Vollmer für die gut geplante Wanderreise in die Hohe Tatra.