Außerplanmäßig traf sich der Gemeinderat am vergangenen Montag zu einer Sitzung in der Sommerpause. Eigentlicher Anlass war es, verschiedene Baugesuche voranzutreiben. Doch den zeitlich größten Rahmen nahmen letztendlich die Bürgerfragen ein.
Die Frageviertelstunde wurde fast verdoppelt, so zahlreich waren Besucher im Gemeindesaal erschienen und so engagiert wurde diskutiert.
Das Hauptthema: die Öffnungszeiten des Nordracher Schwimmbads. Die Bürger wollten vor allem wissen, ob im nächsten Jahr wieder mit längeren Öffnungszeiten zu rechnen ist. Sie forderten die Ausdehnung des Badebetriebs auf das gewohnte Maß. Bei Bürgermeister Carsten Erhardt rannten sie mit ihrem Anliegen offene Türen ein. Er hofft ebenfalls, dass nächstes Jahr wieder zu den normalen Zeiten zurückgekehrt werden kann. Allein: landauf, landab fehlen Fachangestellte für Bäderbetriebe, landläufig Bademeister genannt – da macht Nordrach leider keine Ausnahme. Die Gemeinde hatte die offene(n) Stelle(n) im Freibad mehrfach ausgeschrieben. Leider erfolglos. Auch das Anwerben eines neuen Bademeisters direkt von der Fachschule in Stuttgart hat leider nicht funktioniert. Die Fachangestellten sind rar: Die Schule hatte in diesem Jahr knapp 60 Absolventen. Alleine 80 Bademeister gehen jedoch heuer in Rente, dazu kommen die, die verloren gehen, weil sie in die freie Wirtschaft wechseln, wie kürzlich in Zell geschehen.
So lange andererseits nicht mehr Personal zur Verfügung steht, gibt es in Nordrach keine Lösung – mögen längere Öffnungszeiten noch so wünschenswert erscheinen. Das Arbeitsschutzgesetz schiebt dem einen Riegel vor. Die Pausen- und Ruhezeiten für den Bademeister sind strikt einzuhalten. Das bedeutet nach sechs Stunden Arbeit eine richtige Pause, nicht mehr als 60 Stunden Arbeitszeit pro Woche und kurzfristiger Freizeitausgleich für Sonn- und Feiertagsarbeit. Passiert das nicht, entstehen Versäumnisse der Gemeinde als Arbeitgeber und vor allem Haftungseinschränkungen, die keiner will. Die aktuellen Öffnungszeiten seien mit den Versicherern abgestimmt, so Erhardt. Auch die Beschäftigung von selbstständigen Bademeistern auf Honorarbasis oder die Bereitstellung von geeignetem Personal durch Zeitarbeitsfirmen wurde von der Gemeinde offensichtlich bereits angedacht. Da die Suche sich bisher so schwierig gestaltet, ist Bürgermeister Erhardt über jeden Hinweis über geeignete Bewerber froh. Er kann sich auch vorstellen, dass die Gemeinde eine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe unterstützt. Auch ein Kiosk-Betreiber für das nächste Jahr wird übrigens noch gesucht.
Den Gerüchten über eine mögliche baldige Schließung widersprach der Bürgermeister vehement. Die Gemeinde investiere jedes Jahr erhebliche Summen in die Instandhaltung des Bades. Die Investition in Fernwärme, Wasserspielplatz und Kinderspielbereich seien ein deutliches Signal in Richtung Weiterbetrieb. Wenn man das Bad wirklich hätte schließen wollen, so Erhardt, wäre es aufgrund der Personalsituation 2018 so einfach gewesen wie noch nie.
Finanzen im Griff
Die restlichen sechs Tagesordnungspunkte der öffentlichen Sitzung waren in einer guten Viertelstunde behandelt. Zu drei Baugesuchen wurde das gemeindliche Einvernehmen erteilt. Der Blick in den Haushaltszwischenbericht brachte das Erwartete oder Besseres zutage. Die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln und es ist eine erhebliche Steigerung gegenüber des Ansatzes zu erwarten. Von außerplanmäßigen Ausgaben blieb die Gemeinde bisher verschont. Einige Baumaßnahmen, wie anstehende Brückensanierungen, wurden erst einmal geschoben, mit der Erwartung ins neu aufgelegte Förderprogramm des Bundes zu rutschen. Unter dem Strich darf also auf ein positives Ergebnis zum Jahresende gehofft werden, was der Gemeinderat wohlwollend zur Kenntnis nahm.
Der Halbjahreszwischenbericht der Nahwärmeversorgung Hansjakobhalle sprach ebenfalls von planmäßigen Zahlen. Hier gilt es jedoch den Winter abzuwarten, da die Einnahmen erst nach Ende des Wirtschaftsjahres gebucht werden.