Nachdem am Kilwi-Sonntag die Bevölkerung das »neue historische« Rathaus beim Tag der offenen Tür förmlich »gestürmt« hatte, wurde am Montagabend mit einer Feierstunde auch offiziell der Abschluss der Sanierungsarbeiten gefeiert. Bürgermeister Carsten Erhardt zeigte sich stolz über das gelungene Werk und sah den Abschluss der Rathaussanierung zugleich als Startschuss für die weitere Erneuerung des Nordracher Ortskerns.






Im neuen, multifunktionalen Sitzungssaal konnte Bürgermeister Carsten Erhardt am Kilwi-Montag allen voran Staatssekretär Volker Schebesta und den Regierungsvizepräsidenten Klemens Ficht vom Regierungspräsidium Freiburg willkommen heißen. Auch die Bürgermeisterkollegen Günter Pfundstein und Richard Weith sowie Jeanine Schmitt aus der Partnergemeinde Niedernai feierten gemeinsam mit den Nordrachern den Abschluss des großen Bauprojekts. Seitens der Bürgerschaft nahmen Ehrenbürgerin Gabriele Spitzmüller sowie die Bürgermedaillenträger Reiner Braun, Karl Bendler und Prof. Bernd Fischer an der offiziellen Übergabe des Gebäudes teil. Pfarrer Bonaventura Gerner, die Mitglieder des Nordracher Gemeinderats, Architekt Christian Bruder, Bauleiter Raymond Munz und Vertreter der rund 40 am Bau beteiligten Firmen komplettierten die Gästeliste. Ein besonderes Willkommen von Bürgermeister Erhardt galt Rollstuhlfahrer Luca Stiewe, der einer der ersten Nutzer des barrierefreien Rathauses gewesen ist.
Es wurde zusammengeführt, was zusammengehört
»Das moderne Rathaus ist das Dienstleistungszentrum für alle Nordracher Bürger«, betonte Bürgermeister Erhardt und wertete mit Überzeugung: »Das Werk ist gelungen!« Das Haus biete nun bisher nicht vorhandene Möglichkeiten: Es ist barrierefrei. Die Verwaltung arbeitet in hellen, freundlichen Räumen. Die technische Ausstattung ist angemessen und auf dem neuesten Stand der Technik. Mit der Verlegung des Sitzungssaals in das Rathaus wurde zusammengeführt, was zusammen gehört. Nun seien endlich wieder alle Gemeindeorgane unter einem Dach.
Der Abschluss der Rathaussanierung sei ein sehr gelungener Start für das Landessanierungsprogramm bzw. das Bund-Länder-Programm, blickte Bürgermeister Erhardt in die Zukunft. In den nächsten Jahren soll die komplette Ortsmitte erneuert und zukunftsfähig gemacht werden. Als weitere Meilensteine nannte er die Neugestaltung der Flächen zwischen Kurpark, Pfarrheim, Kirche, Friedhof und Hansjakob-Halle. Auch bei diesen Projekten hoffe man auf die erstklassige Unterstützung des Landes Baden-Württemberg und des Regierungspräsidiums Freiburg.
Ohne die finanzielle Unterstützung aus dem Bund-Länder-Programm hätte Nordrach – und mit ihr viele andere Gemeinden – keine Chance, die Ortszentren attraktiv zu gestalten, bedankte sich Bürgermeister Erhardt bei Regierungsvizepräsident Klemens Ficht und dessen Mitarbeiter Frank Wallat für die Beratung und Betreuung. Seinen Dank an die Landesregierung richtete er an Staatssekretär Volker Schebesta.
Bürgermeister Erhardt bedankte sich bei allen Nachbarn für das Mitwirken während der Bauphase sowie bei Fabrikant Erwin Junker und seiner Firma für die Übernahme von Baulasten. Nur so hätte der Meilenstein in der Entwicklung der Gemeinde umgesetzt werden können. Dankbar und froh zeigte sich der Bürgermeister, dass die Baumaßnahme ohne größere Unfälle vollendet werden konnte. Bei aller Freude schwinge aber auch Traurigkeit darüber mit, dass der verstorbene Ratschreiber Johannes Braun die Fertigstellung des Rathauses nicht mehr erleben konnte.
Die Gäste der Einweihungsfeier bat Bürgermeister Erhardt um eine Spende für die Aktion »Leben retten«, die von der Gemeinde gestartet wurde. Mit dem Geld soll die Anschaffung von drei Defibrillatoren für den öffentlichen Raum finanziert werden.
Für das neue Rathaus formulierte Bürgermeister Erhardt drei Wünsche, die das Rathaus ständig erfüllen möge: Es soll ein Ort der Begegnung, der fruchtbringenden Arbeit und der Solidarität sein. Es mögen Menschen in dem Haus arbeiten, die mit Mut, Verantwortungsbewusstsein und Freude der Gemeinde und ihren Bürgern dienen und gute Entscheidungen treffen. Gottes Segen und Friede möge über dem Haus und der Gemeinde stehen.
Nordrach hat Vorbildliches geleistet
»Das Rathaus ist der Mittelpunkt der Kommune«, betonte Regierungsvizepräsident Klemens Ficht. Es sei das Haus der Bürgerinnen und Bürger. Das sanierte Rathaus stehe nicht zuletzt als Zeichen für die junge Generation, dass das Leben im ländlichen Raum weitergehe. Er dankte den Nordrachern und auch dem bauleitenden Architekt Christian Bruder, dass die Anforderungen und Erwartungen der Denkmalpflege umgesetzt wurden. Die Gemeinde habe nun ein zukunftsweisendes Rathaus. Dafür wurden vom Land und Bund 700.000 Euro Fördermittel bewilligt. »Das Geld ist gut angelegt«, bestätigte Regierungsvizepräsident Klemens Ficht.
Auch Klemens Ficht bestätigte, dass das Rathaus nur ein Teil der Sanierung der Ortsmitte sei, die jetzt erst richtig losgehe. Auch damit solle der Rahmen dafür geschaffen werden, dass sich die Menschen im Ort wohlfühlen und hier bleiben. Die großen Herausforderungen, so Ficht, heißen Globalisierung, Digitalisierung und demografische Entwicklung, die es zu meistern gelte.
Nordrach habe bereits Vorbildliches geleistet, betonte der Regierungsvizepräsident und lobte vor allem die Einbeziehung der Bürger in den Entwicklungsprozess. Im Jahr 2010 habe die Gemeinde den ersten Antrag beim Land für die Aufnahme in das Sanierungsprogramm gestellt, 2012 erfolgte die Förderzusage. Für das Jahr 2018 wurden 1,8 Millionen Euro bewilligt. Das Regierungspräsidium sehe, dass das Geld nicht ausreicht, bestätigt der Landesvertreter. »Wir unterstützen Sie weiter und bleiben an Ihrer Seite«, versprach er den Nordrachern.
Als konkrete Maßnahmen nannte Klemens Ficht die Übernahme des Pfarrheims durch die Gemeinde und die Sanierung der Hansjakob-Halle. Auch für private Investoren gebe es im Ortskern steuerliche Anreize. »Bleiben sie dran. Genießen sie das
Erreichte«, rief der Regierungsvizepräsident den Festgästen zu.
Handwerkervesper im Kilwizelt
Architekt Christian Bruder übergab zum Abschluss der Rathaussanierung den symbolischen Schlüssel an Bürgermeister Carsten Erhardt. Der Architekt schilderte nochmals die umfangreichen Planungs- und Baumaßnahmen der letzten drei Jahre, mit denen das 1836 errichtete Gebäude denkmalgerecht saniert wurde. Ursprünglich habe das dreigeschossige Gebäude die Gemeindeverwaltung, zwei Schulsäle und eine Lehrerwohnung beherbergt. Größte Veränderungen seien der Anbau des neuen Treppenhauses und die Verlegung des Sitzungssaals in das Gebäude gewesen.
Die Glückwünsche der
Landesregierung überbrachte Staatssekretär Volker Schebesta. Die Ortsmitte und das Rathaus seien der Kristallisationspunkt für die Bürger, betonte Schebesta. Hier sollten sie sich wohlfühlen. »Was hier gemacht wurde, ist gut«, lobte der Landtagsabgeordnete.
Für die Verwaltungsgemeinschaft überbrachte Bürgermeister Günter Pfundstein, auch im Namen seiner Amtskollegen Daniela Paletta und Richard Weith, die Glückwünsche zur gelungenen Rathaussanierung. Aus dem Fundus der Sparkasse Haslach-Zell konnte er drei Mappen mit Luftaufnahmen des Nordracher Gemeindegebiets überreichen.
Das gemeinsame Handwerkervesper fand dann im Kilwizelt statt. Bei einem Krug Bier, Kilwi-Hähnchen oder einem Wurstsalat wurde die Sanierung des Nordracher Rathauses gefeiert.