In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen die Mitglieder des Verkehrsvereins Nordrach, den Verein zum 30. November 2017 aufzulösen. Wir fragten den bisherigen Vorsitzenden Paul Boschert nach den Gründen.
Herr Boschert, wie ist die Gefühlslage eines Vorsitzenden, nachdem er seinen Verein auflösen musste?
Ich bin natürlich frustriert. Seinen Verein auflösen zu müssen, in den man so viel Zeit und Engagement gesteckt hat, tut schon weh.
Der Verkehrsverein ist einer der älteren Vereine in Nordrach. Er wurde am 28. Januar 1973 gegründet und sollte Kurbetrieb und Fremdenverkehr zusätzliche Impulse geben. Was waren die Gründe, dass der Verein im vergangenen Jahr aufgelöst werden musste?
Bereits bei der letzten Mitgliederversammlung vor zwei Jahren wollten die meisten Vorstandsmitglieder ihr Amt in jüngere Hände geben. Ich selbst habe den 80. Geburtstag bereits hinter mir. Niemand aus dem Kreis der übrigen Mitglieder hat sich dazu bereit erklärt, in der Vorstandschaft mitzuarbeiten.
Der Verkehrsverein hat sich in den letzten Jahrzehnten große Verdienste erworben. Was waren die wichtigsten Aktivitäten?
Das größte Projekt: Zur 200-Jahr-Feier der Gemeinde Nordrach hat der Verein im Jahre 2003 am Eingang des Moosbachtals einen Kohlenmeiler errichtet. An besonders schönen Aussichtspunkten haben wir Wohlfühlliegen aufgestellt. Entlang der Talstraße haben wir mehr als 6.000 Osterglockenzwiebeln im Bankett eingelegt. Die Märchenbeschilderung zum Puppenmuseum wurde erneuert. Die Backofenschmiede haben wir zusammen mit dem Schwarzwaldverein generalüberholt und das umgebende Gelände gepflegt. Außerdem haben wir, übers Jahr verteilt, die von uns geschaffenen Anlagen unterhalten und gepflegt.
Diese Bilanz kann sich wirklich sehen lassen. Diese vielfältigen Arbeiten, die bisher vom Verkehrsverein erledigt wurden, müssen nun andere übernehmen, notgedrungen auch die Gemeinde. Gab es von Seiten der Gemeindeverwaltung keine flankierende Unterstützung?
Die Gemeindeverwaltung sah keine Möglichkeit, uns zu
helfen.
Im vergangenen Jahr ist ein wichtiges Standbein des Fremdenverkehrs, das Morada-Hotel, weggebrochen. Nach Aussage der Gemeindeverwaltung ist zu erwarten, dass die Übernachtungszahlen erheblich auf rund 60.000 einbrechen werden. Wie beurteilen Sie die künftige Entwicklung des Luftkurorts?
Dies ist natürlich ein gewaltiger Einbruch, der erhebliche Auswirkungen auf die örtlichen Geschäfte und Beherbergungsbetriebe haben wird. Aber auch unser Markenzeichen, täglich geführte Wanderungen und Wanderwochen, ist stark betroffen. Ohne neue oder wieder eröffnete Beherbergungsbetriebe wird es Nordrach künftig schwer haben.
Das Interview führte Herbert Vollmer.