Die freischaffende Künstlerin und Malpädagogin Annemarie Schwab bietet unter anderem in Nordrach seit dem letzten Sommer Ausdrucksmalen an. Diese Art des künstlerischen Ausdrucks ist auch als »Intuitives Malen« bekannt.

Foto: Herbert Vollmer

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Im Oberdorf von Nordrach wohnt Frau Schwab seit Juni 2014 mit ihrem Ehemann Thomas. Sie wurde schnell bekannt, da sie sich kurz nach dem Zuzug unter dem Namen »Aydana« dem Chor der Klänge als aktive Sängerin angeschlossen hat. Noch weniger nach außen trug sie bisher in Nordrach ihre künstlerische Seite. Erst einmal sollte das eigene, neue Heim verschönert werden.

Früher stellte sie bei Ausstellungen unter dem Künstlernamen Spies – Jankovic, dann später als »Aydana S« in verschiedenen Städten ihre Bilder aus. Sie schrieb einen autobiographischen Roman unter diesem Namen und nimmt Auftragsarbeiten an, derzeit für Porträts, die sie mit Birkenkohle zeichnet.

Am letzten Montagabend im Monat bietet »Anne«, wie sie von der Malgruppe von derzeit vier Personen genannt wird, das »Intuitive Malen« an. Im Untergeschoss ihres Wohnhauses Im Dorf 109 hat sie dafür einen kleinen Raum hergerichtet. Der Abend beginnt stets mit einer kurzen meditativen Einstimmung mit Themenangebot. Danach können die Anwesenden mit Pinsel und Farbe in eineinhalb Stunden auf das Papier bannen, was aus ihrem Inneren aufsteigt. Dabei sind Farben und Formen gleichermaßen wichtig. Es entstehen abstrakte und auch gegenständliche Bilder. Wichtig beim »Intuitiven Malen« ist, dass die Bilder nicht bewertet werden, somit kein Leistungsdruck besteht. Während der Malphase bedient die Atelierleiterin die Gruppe. Sie reinigt Pinsel, füllt Farbe nach, wischt auf, pinnt neue Malblätter an. Schließlich setzen sich alle zusammen, betrachten gemeinsam die Bilder und versuchen wertfrei zu ergründen, was ihnen bei der Betrachtung auffällt.

Mit Skulpturen zwischen Kohlköpfen fing alles an

Malen und Formen begleitet Annemarie »Aydana« Schwab ihr ganzes Leben. Wenn sie darüber spricht, wie alles angefangen hat, wie ihr Leben vom Malen beeinflusst wurde, fällt sofort ihre Begeisterung auf. Sie habe schon als Kind, erzählt sie schmunzelnd, kleine Skulpturen aus Erde zwischen die Kohlköpfe im Garten der Oma gesetzt. Noch während der Realschulzeit hat Annemarie Schwab auf der ersten ORFA in Offenburg eine kleine Ausstellung verwirklicht. Sie ließ sich dann zur Erzieherin/Waldorfkindergärtnerin ausbilden und arbeitete in verschiedenen Einrichtungen in Offenburg und Umgebung. Wichtig für ihre künstlerische Ausbildung war für sie zunächst der Besuch der »Freien Schule für künstlerisches Gestalten« in Badenweiler. Sie besuchte ein Seminar von Arno Stern über das Ausdrucksmalen, das seither die Grundlage für ihr Atelierangebot Ausdrucksmalen bzw. »Intuitives Malen« ist.

Schließlich absolvierte sie ein Grund­studium an der »Freien Akademie für Künstlerisches Gestalten« in Lahr.

Am Tempel des Apollon in Delphi war in der Antike deutlich und für alle sichtbar zu lesen: »Erkenne dich selbst«. »Das Intuitive Malen kann hervorragend helfen, sich selbst zu erkennen«, sagt die Atelierleiterin von Farb-Milieu. »Wir sind heutzutage so vielen Ablenkungen von uns selbst ausgesetzt und ich bin überzeugt, dass das Spiel mit Pinsel und Farbe diesem entgegenwirkt. Farben sind Energiefelder und lösen Prozesse in uns aus, die sich ausgleichend in unserem Alltag und bei unserer Gesundheit bemerkbar machen.« Und weiter: »Wir träumen in Bildern und auch gemalte Bilder sind Botschaften der Seele an unseren Verstand. Das so Ausgedrückte zeigt immer die Wahrheit. Das ist spannend und es befreit. Ich verstehe mich als verbindendes Glied bei der Entschlüsselung der Bilder, so die Malenden dies wünschen.«

Einfach mal loslassen und nicht bewertet werden

Auffällig ist, dass die jetzigen Kursteilnehmer fast alle Berufe ausüben, die sie stark beanspruchen und belasten. Simone malt schon seit fünfzehn Jahren, seit fünf Jahren auch intuitiv. Sie beschreibt das »Intuitive Malen« als große Bereicherung ihres Lebens, das ihr geholfen habe, ihre eigenen Empfindungen und Wünsche wieder besser wahrzunehmen und umzusetzen sowie die täglichen Aufgaben besser bewältigen zu können. »Ich kann alles ausdrücken, weil hier nicht bewertet wird. Es ist zweckfrei, eine innere Befreiung«, meint sie. »Ich fühle mich damit stabiler und sicherer, was die täglichen Herausforderungen angeht. Ich habe immer die Möglichkeit, mir den Frust von der Seele zu malen und meine eigenen Fortschritte zu sehen.«

Monika malt seit fast zwanzig Jahren, Gertrud seit zehn Jahren. Sie sind beide in pflegerischen Berufen tätig und darin ständig einer großen psychischen Belastung ausgesetzt. Auch ihnen ist es wichtig, beim Malen etwas zu tun, ohne bewertet zu werden. Sie würde zuerst Verstand gesteuert malen, dann käme sie aber immer mehr auf die Gefühlsebene, sagt Monika. Gertrud meint: » Am besten sind die Abende, wenn mich mein Bild auch anspricht.« Klaus von der Lebenshilfe in Haslach bringt seit vielen Jahren seine ihm eigenen Schwünge aufs Blatt und hat sichtlich Freude dabei.

Die Malpädagogin, Seminardozentin und Kursleiterin Annemarie Schwab bietet zu den intuitiven Stunden im eigenen Atelier mobile Work­shops und Gruppenmalen für Schulklassen und Kindergartengruppen sowie Eltern-Kind-Kurse an. Sie kann zu Erwachsenen- und Kindergeburtstagen oder anderen Events als besondere Überraschung gebucht werden und bietet im Hospiz in Oberharmersbach Einzelsitzungen in Kunsttherapie an. »Es ist für mich beglückend zu erleben, was mein kreatives Angebot für die Menschen, die zu mir kommen, möglich macht«, freut sie sich über ihre segensreiche Arbeit.

Wer nun neugierig geworden ist und mehr von Annemarie Schwab sehen will, kann das im Internet tun. Unter www.ays-art.de erreicht man ihre Künstlerhomepage, unter www.farb-milieu.de ihr Angebot für kreatives Malen.