





Im vergangenen Jahr jährte es sich zum 100. Mal, dass der weithin bekannte Pfarrer und Schriftsteller Heinrich Hansjakob in Haslach i. K. verstorben ist. Ein direkter Bezug von ihm zu Nordrach ist nicht gegeben. Unter seinen über siebzig Büchern, die er geschrieben hat, befindet sich auch die Erzählung »Der Vogt auf Mühlstein«. In ihm schildert er eine wahre Begebenheit, die sich in Nordrach vor über zweihundert Jahren zugetragen hat. Durch diesen Roman hat Heinrich Hansjakob auch für Nordrach eine große Bedeutung erhalten. Die Gemeinde Nordrach dankte es ihm, indem sie der Gemeindehalle seinen Namen verlieh. Die Trachtengruppe führte mehr als sechzig Mal das Theaterstück »Der Vogt auf Mühlstein« auf.
Die Vorstandschaft des Historischen Vereins Nordrach hatte sich deshalb im vergangenen Jahr überlegt, wie sie Heinrich Hansjakob aus Anlass seines 100. Todesjahres würdigen könnte. Da Hansjakob fast dreißig Jahre Pfarrer in Freiburg war, beschloss man, sich in Freiburg auf die Spuren von Heinrich Hansjakob zu begeben. Der frühere Nordracher Pastoralreferent Robert Roth, heute Diakon und Sekretär von Erzbischof Stephan Burger, schlug als Referenten Peter Kalchthaler vor, Leiter des Museums für Stadtgeschichte. Die Exkursion, bereits im Herbst 2016 geplant, musste dann wegen gesundheitlicher Probleme des Referenten ins Frühjahr 2017 verschoben werden.
Am Sonntag vor einer Woche trafen sich nachmittags 18 Personen auf dem Rathausplatz in Freiburg mit Peter Kalchthaler. Dieser berichtete, dass Heinrich Hansjakob von 1869 bis 1883 Pfarrer in Hagnau am Bodensee war, wo er den Winzerverein gründete, die erste Winzergenossenschaft in Baden. Danach trat er die Stelle des Stadtpfarrers in St. Martin in Freiburg an, die er trotz Auseinandersetzungen mit den Kirchenbehörden bis 1913 behielt. Unter seiner Leitung wurde die Entbarockisierung der St.-Martins-Kirche abgeschlossen. Sein Freiheitsdrang und seine leichte Erregbarkeit werden jedoch ebenfalls wieder deutlich. Gegen den Willen der Bistumsleitung lässt Hansjakob einen größeren Kirchturm errichten. Am liebsten jedoch predigt der Stadtpfarrer, geißelt dabei die Schwächen der Zeit und die verwilderten Sitten. Die St.-Martins-Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg von Brandbomben getroffen und weitgehend zerstört. Das Innere ist heute schlicht gehalten. Die Marienkapelle, die ebenfalls auf Anregung von Hansjakob eingerichtet wurde, blieb vom Brand verschont und zeigt heute noch, wie reich bemalt und verziert einmal das gesamte Kircheninnere war. An der Außenwand der Kirche befindet sich eine Passionsgruppe, ebenfalls aus der Zeit von Hansjakob.
Da Peter Kalchthaler auch stellv. Leiter des Augustinermuseums ist, war dieses die nächste Station der Exkursion. Das Museum war früher eine Klosterkirche und ist heute ein beeindruckender, moderner Museumsbau, der überraschende Ein- und Ausblicke bietet. Kalchthaler führte die Gruppe in die Skulpturenhalle, wo die riesigen Sandsteinskulpturen der Propheten vom Münster aufbewahrt werden. Großes Interesse fand auch der 285 Jahre alte Orgelprospekt, der früher in der ehemaligen Abteikirche des Klosters Gengenbach stand.
Die letzte Station war das Ordinariat Freiburg, Arbeitsplatz von Robert Roth. Zentraler Blickfang ist das reich geschmückte Treppenhaus, das bis in das dritte Obergeschoss offen ist. Während im unteren Teil Ornamente mit romanischen, byzantinischen und ägyptischen Einflüssen vorherrschen, ist der obere Teil mit einer Vielzahl von Figuren versehen. An der inneren Außenwand ist Jesus Christus als Weltenherrscher dargestellt. Wegen Baumaßnahmen war der ebenfalls prächtige Sitzungssaal nicht zugänglich, dafür gestattete Robert Roth, einen Blick in sein Arbeitszimmer zu werfen.
Im Gasthaus der Brauerei Feierling fand der Abschluss statt und die Teilnehmer waren voll des Lobes über einen hochinteressanten Nachmittag mit vielen Eindrücken.