Mit dem Sägewerk Echtle hatten sich die Verantwortlichen der Nordracher Feuerwehr ein Objekt für ihren Übungseinsatz am Samstag ausgesucht, an dem die Helfer optimal die Zusammenarbeit mit den Kameraden aus Zell a. H. und Gengenbach sowie mit dem Roten Kreuz üben konnten.





Besonders waren auch die technischen Voraussetzungen. Erst vor Kurzem konnte nämlich die neue, hochmoderne Brandmelde- und Sprinkleranlage, welche an den Gebäuden und Anlagen des Sägewerkes installiert wurde, in Betrieb genommen werden.
Das Szenario für die Feuerwehrhauptübung lautete: Bei Wartungs- und Reparaturarbeiten an einer Produktionsmaschine in der Weiterverarbeitung, wo auch die japanischen Totenbrettle hergestellt werden, kam es zu einem Brand, welcher eine starke Rauchentwicklung nach sich zog. Acht Arbeiter hatten sich dabei Verletzungen zugezogen, durch die sie die Halle nicht mehr selbstständig verlassen konnten.
Leitstelle alarmiert Stützpunktfeuerwehr
Die Auslösung der Brandmeldeanlage wurde nur simuliert, so dass der Alarm der Feuerwehr bei dieser Übung über das Telefon erfolgte. Nach Alarm- und Ausrückeordnung wird bei bestimmten Objekten sofort die Stützpunktfeuerwehr aus Zell a. H. durch die integrierte Leitstelle des Ortenaukreises in Offenburg mit alarmiert. Der stellvertretende Nordracher Kommandant Harald Hoferer, welcher den verhinderten Kommandant Heiko Spinner an diesem Tag vertrat, alarmierte daher sofort nach Alarmeingang die Nachbarwehr mit einem kompletten Löschzug. Aufgrund der Größe des Objektes forderte er zusätzlich die Drehleiter aus Gengenbach an. Zur Versorgung der Verletzten und dem Schutz der Einsatzkräfte alarmierte er den DRK-Ortsverein Nordrach.
Zwei Einsatzabschnitte
Als Erstes rückte der Nordracher Mannschaftstransportwagen (MTW) mit Einsatzleiter Hoferer aus. Der erste Weg führte zur Brandmeldezentrale im Verwaltungsgebäude. Hier wird angezeigt, welche Sprinklergruppe ausgelöst hat. Dadurch kann man sofort feststellen, in welcher Halle oder an welcher Anlage etwas passiert ist. Die entsprechend hinterlegte Laufkarte zum Objekt sowie die Feuerwehrpläne wurden entnommen. Auf Grund der vorgefundenen Lage wurde entschieden, zwei Einsatzabschnitte einzurichten: Die Nordracher Fahrzeuge und die Drehleiter aus Gengenbach platzierte man an der Halle bei der Bärhagbrücke, die Zeller Wehr übernahm den gegenüberliegenden Abschnitt an der Bergseite.
Einsatzleiter Harald Hoferer wies die anrückenden Fahrzeuge entsprechend ein. Die Zeller Kameraden bauten mit ihrem Einsatzleitwagen (ELW) sofort eine Einsatzleitung auf. Bei solch einem großen Objekt und dem Einsatz mehrerer Wehren und des DRK ist es äußerst wichtig, die Einsatzkräfte zielgeführt zu koordinieren. Die Leitung übernahm Ralf Sell von der Zeller Wehr, der am Tag zuvor seinen zweiwöchigen Zugführerlehrgang an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal erfolgreich abgeschlossen hatte. An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch dazu. Der frischgebackene Zugführer konnte somit sein neu erlangtes Wissen sofort einbringen.
Löschwasser kommt aus dem Talbach
Die erste und wichtigste Aufgabe der Nordracher Wehr war es, sich Zugang in die Halle zu verschaffen und die Suche nach den vermissten Arbeitern aufzunehmen. Ein Atemschutztrupp des Löschfahrzeuges (LF10) übernahm diese Aufgabe. Ein weiterer begann mit dem Löschangriff an der Maschine. Die Wasserversorgung stellten zunächst die Tanks des Nordracher Lösch- (LF10) und Tanklöschfahrzeuges (TLF16-24) sicher. Unmittelbar am Objekt fließt zudem die Nordrach vorbei, so dass die Wasserversorgung kein Problem darstellte.
Die mittlerweile eingetroffene Drehleiter aus Gengenbach versorgte die Nordracher Wehr mit dem nötigen Löschwasser aus dem Talbach. Von oben konnte somit eine optimale Riegelstellung zur angrenzenden Lagerhalle mit Werkstatt und Technikräumen aufgebaut werden. Ein Wasserwerfer, gespeist durch eine weitere Nordracher Pumpe, kam Richtung Bärhag zum Einsatz.
Die Zeller Wehr positionierte ihre Drehleiter in ihrem Abschnitt ebenfalls an der Schnittstelle zwischen Weiterverarbeitung und Lagerhalle/Werkstatt, um hier ebenfalls ein mögliches Übergreifen des Brandes verhindern zu können. Auch hier gingen mehrere Atemschutztrupps zur Menschenrettung und Brandbekämpfung vor. Für die Wasserentnahme aus dem Talbach war die Abteilung Unterentersbach zuständig. Die Förderleitung legte man mit dem Zeller Schlauchwagen (SW1000) bis zu deren Löschfahrzeug (LF16-12) welches direkt hinter der Drehleiter aufgestellt war.
Nachdem eine Abluftöffnung geschaffen war, wurden an beiden Einsatzabschnitten Überdrucklüfter eingesetzt, um den Rauch aus der Halle zu drücken. Die Sicht besserte sich dadurch deutlich und die Atemschutztrupps konnten die Halle einfacher nach den Vermissten durchsuchen.
Der DRK-Ortsverein kümmert sich um Opfer
Eine Garage neben dem Verwaltungsgebäude bot sich als Verletztensammelstelle an. Hier bereiteten die Helfer des DRK unter der Leitung von Bernhardt Volk die Verletzten auf den Abtransport vor. Es musste in Kauf genommen werden, die »Opfer« eine relativ große Strecke zu transportieren, was bei einem Objekt dieser Größe jedoch nicht zu vermeiden ist.
Bei dieser Übung lag der Schwerpunkt vor allem bei der Zusammenarbeit der beteiligten Einsatzkräfte. Die Stützpunktwehr aus Zell a. H. wird, wie anfangs erwähnt, bei vielen Objekten in Nordrach automatisch zur Unterstützung mit alarmiert. Vieles muss bei einem Einsatz aufeinander abgestimmt sein, jeder muss seine Aufgaben und Vorgehensweisen kennen. Die Zeiten von Alleingängen sind längst Geschichte. Kooperationen und gegenseitige Hilfe ist angesagt.
800.000 Liter Wasser für die Sprinkleranlage
Der Geschäftsführer des Sägewerks, Manuel Echtle, zeigte sich in seiner kurzen Ansprache sehr beeindruckt von der Übung und der Schlagkraft der Wehren und des DRK. Er erläuterte kurz die neue Sprinkleranlage, welche so ausgelegt sei, dass sie 90 Minuten lang an allen Sprinklern Wasser abgeben kann. Die Vorschriften bestimmten zudem, dass das auch gewährleistet sein müsse, wenn gleichzeitig an drei Stellen des Betriebsgeländes ein Brand ausbrechen würde. Dazu müsse ein Löschwasservorrat von 800.000 Litern in einem Becken vorgehalten werden. Eine elektrisch betriebene Pumpe mit einem Fördervolumen von 8000 l/min versorge dabei die Anlage. Bei Stromausfall übernehme dies sofort eine parallel aufgestellte dieselbetriebene Pumpe mit der gleichen Leistung.
Der Gastgeber bedankte sich bei allen Einsatzkräften und wünschte zum vorbereiteten Imbiss einen guten Appetit.
Mit über 60 Kräften im Übungseinsatz
Harald Hoferer, stellvertretender Kommandant der Nordracher Wehr, übernahm im Anschluss das Wort. Sein Dank galt den über 60 Einsatzkräften, die sich an diesem Nachmittag die Zeit genommen hätten, um an der Übung teilzunehmen. Die Zeller Wehr, welche mit einem Großaufgebot nach Nordrach gekommen war, stelle sich immer mehr als verlässlicher Partner dar. Besonders freue es ihn, die Gengenbacher Kameraden zu begrüßen, die es sich trotz hoher Belastung nicht nehmen ließen, der Einladung nach Nordrach zu folgen.
Dankesworte richtete er natürlich auch an Manuel Echtle mit Familie. Es sei beeindruckend zu sehen, was er hier mittlerweile aufgebaut habe. Man könne durchaus von einem Vorzeigebetrieb sprechen. Die neu installierte Sprinkleranlage mache auch die Arbeit der Feuerwehr leichter. Nicht nur Manuel Echtle, sondern auch die Verantwortlichen der Feuerwehr könnten bei solchen Brandschutzeinrichtungen an Objekten mit derart enormen Brandlasten wesentlich ruhiger schlafen.
Mit dem Übungsverlauf zeigte er sich sehr zufrieden. Anfängliche Abstimmungsprobleme mit den Funkkanälen hätten schnell behoben werden können.
Mit dem Wunsch auf weiterhin gute und erfolgreiche Zusammenarbeit beendete er seine Ausführungen.