Beim 50-jährigen Bestehen des Historischen Vereins Biberach wurden Gründungsmitglieder und langjährige Unterstützer ausgezeichnet. Der Vorsitzende Josef Ringwald erhielt zudem die Landesehrennadel verliehen.
Am Vorabend von Allerheiligen feierte der Historische Verein Biberach im Rietsche-Saal mit rund 150 Besuchern sein 50-jähriges Bestehen. Von den damals 52 Gründungsmitgliedern konnten nach einem halben Jahrhundert noch fünf Mitglieder für ihre 50-jährige Mitgliedschaft geehrt werden.
Herrschafftliche Umbrüche
Den Festvortrag hielt Dr. Heinz Krieg vom Historischen Seminar der Universität Freiburg. Als der Vorsitzende des Historischen Vereins Josef Ringwald den Referenten vorstellte, erinnerte er an die bisherige Unterstützung durch den Experten für die Geschichte des Mittelalters. Seine Studenten hatten im Seminar die Urkunde übersetzt, aus der die Ersterwähnung Biberachs im Jahr 1222 hervorgeht. An dieses stolze Datum habe der Historische Verein vor 23 Monaten zurückgeblickt.
Dr. Krieg behandelte in seinem Abend-Vortrag die herrschaftlichen Umbrüche am Oberrhein vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Es wurde deutlich, dass Grafen, Herzöge und Kaiser an dieser Raumschaft ein besonderes Interesse zeigten und sich die Grenzen der Zuständigkeit immer wieder änderten. Die politischen Be- strebungen lagen in den Händen von Herrscherfamilien, die durch Heiraten neue Verbindungen herstellten – aber auch Kämpfe heraufbeschworen. Hinzu kam das politische Interesse der Bischöfe und des Papstes. Kenntnisreich zeichnete Dr. Krieg die Entwicklungen nach.
50-jährige Mitgliedschaft
Einen weiteren Höhepunkt des Abends bildete die Ehrung der Mitglieder für 50-jährige Mitgliedschaft und Unterstützung. Sie wurden mit einer Ehrenurkunde und einer Flasche Sekt Marke „Geroldseck“ bedacht. Dabei unterstrich der Vorsitzende die besonderen Verdienste. Den Anfang machte Wolfgang Bösinger. Biberachs ehemaliger Bürgermeister hat zum Beispiel für das Biberacher Heimatbuch wichtige Beiträge beigesteuert. Wolfgang Westermann, der frühere Vorsitzende des Historischen Vereins hat maßgeblich das Heimatbuch „Prinzbach – ein Dorf mit Vergangenheit“ mitverfasst und den Kirchenführer für St. Mauritius geschrieben.
Hans Fritz Ringwald fand trotz seiner umfangreichen Tätigkeit als Oberstudiendirektor am Kreisschulzentrum die Zeit, die für Biberach bedeutende Flößergeschichte aufzuschreiben. Daneben dankte der Vorsitzende auch Hans Ringwalds Gattin Myrte für die vielfältige Unterstützung bei den Ausstellungen. Bei Architekt Leonhard Wussler dankte der Vorsitzende für die bauliche Beratung bei der Nutzung des Heimatmuseums „Ketterer-Haus“.
Schön, dass auch Fridolin Mäntele trotz eingeschränkter Gesundheit es sich im hohen Alter nicht nehmen ließ zur Jubiläumsfeier zu kommen.
Besondere Stützen der Vereinsarbeit
Zu den besonderen Aktivposten zählen Barbara Martin, Karl Hoferer, Marlene Herrmann und Ludwig Moser. Barbara Martin hat in den 45 Jahren ihrer Mitgliedschaft zuverlässig die Aufgabe einer Schriftführerin übernommen. Hoferer half bei seiner 40-jährigen Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender mit seinem Organisations talent und seinen Kontakten zur politischen Gemeinde. Die Idee mit dem Stammtisch am Donnerstagmorgen geht auf ihn zurück. Marlen Herrmann betreut seit 17 Jahren das Ketterer-Haus und hält es für Besucher offen. Wenn es um gewichtige Transporte für die verschiedenen historischen Ausstellungen ging, stand Ludwig Moser mit Rat und Tat parat.
In der „Sonne“ gegründet
Die Ehrung für Josef Ringwald übernahm Karl Hoferer. Humorvoll erinnerte er daran, dass die Gründung des Vereins in der Brauereigaststätte „Sonne“ erfolgt sei. Sicher habe es an dem Abend Jehle-Bier gegeben. „Das gute Jehle-Bier gibt es nicht mehr. Aber Dich, Josef, gibt es noch und das hoffentlich noch lange.“ 36 Jahre lang habe Ringwald – logischerweise für einen Banker – die Vereinskasse geführt; 2010 wurde er zum Vorsitzenden gewählt. „Du hast Ausstellungen gezaubert, die unglaublich viel Qualität hatten“, fasste der Laudator zusammen.
Landesehrennadel für Josef Ringwald
Die Grußworte der Gemeinde zum Vereinsjubiläum überbrachte stellvertretend für den erkrankten Bürgermeister Jonas Breig seine Stellvertreterin Sigrid Armbruster. Der Verein habe erfolgreich das Ziel verfolgt, das geschichtliche und kulturelle Erbe zu erforschen und für die gegenwärtige und künftige Generation zugänglich zu machen. „In einer Zeit, in der vieles im Wandel ist, ist es umso wichtiger unsere Wurzeln zu kennen und zu schätzen.“
Armbruster führte ausführlich die Publikationen an, die Sanierung von Denkmälern wie zum Beispiel den Rietsche-Kamin, lobte die Mitgestaltung des Volkstrauertages und die Anlegung eines historischen Rundwegs in Biberach und Prinzbach. Zahlreiche Feiern historischer Anlässe – zuletzt die Vereinigung von Biberach und Prinzbach vor 50 Jahren – hätten das kulturelle Dorfleben bereichert. Der Verein betreue dankenswerterweise das Heimatmuseum und habe die „Stadtkammer“ der einstigen Silberstadt Prinzbach eingerichtet. Passend zum Jubiläum werde derzeit die Fassade des Ketterer-Hauses erneuert.
Zum Dank überreichte Frau Armbruster einen Obolus für die Vereinskasse. Sie deutete an, dass im Lauf des Abends ein Überraschungsgast aufkreuze. Und dieser kam in Gestalt von Staatssekretär Volker Schebesta. Er brachte nicht nur viel Lob, sondern auch eine von Ministerpräsident Kretschmann unterschriebene Urkunde für den Vorsitzenden Josef Ringwald mit. Dazu gehörte eine Landesehrennadel, die der Staatssekretär im Kultusministerium dem Vorsitzenden Josef Ringwald sogleich ans Revers steckte. Der Gemeinderat von Biberach hatte der Landesregierung einmütig diese Auszeichnung empfohlen.
Nicht gefehlt hat es an diesem Abend an den Glückwünschen der benachbarten Historischen Vereine und des Historischen Vereins für Mittelbaden, die stellvertretend der Zeller Vorsitzende Bertram Sandfuchs überbrachte.
Keine Feier ohne Musik
Für die festliche Stimmung sorgte an diesem Abend ein Saxophon-Quartett mit Joachim Bächle (Baritonsax), Samuel Krieg (Tenorsax), Tobias Hoffmann (Altsax) und Franz Mäntele (Sopransax). Unter anderem waren die Titel „El Capeo“, „Pink Panther“ und „Only You“ zu hören. Nicht fehlen durfte das Geburtstagständchen „Happy Birthday To You“ und als Abschluss das Badnerlied, bei dem kräftig mitgesungen wurde.