„Wie ein Feuer, das brennt“: Adonia e.V. war zu Gast in Biberach und bei der großartigen Aufführung ist der Funke wirklich übergesprungen.
Am vergangenen Donnerstag hatten Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Qual der Wahl: Gehe ich zum Adonia-Konzert oder verkleide ich mich für Halloween und ziehe mit Freunden um die Häuser? So manch einer entschied sich nicht für entweder/oder, sondern freute sich über die Möglichkeit, an beidem teilzunehmen.
Himmlisches Vergnügen
Der Brauch am Abend des 31. Oktober verkleidet in Kleingruppen durchs Dorf zu ziehen, stammt aus Nordamerika und nennt sich „trick or treat“ und auf Deutsch „Süßes oder Saueres“. Ob man Halloween hier in unserer Gegend mitfeiern möchte oder nicht, deutet man am besten dadurch an, dass ein geschnitzter Kürbis als Laterne vor der Haustüre leuchtet. Kinder klingeln also in ihrer Nachbarschaft an der Türe und erbitten verkleidet im Kostüm als Hexe, Gespenst oder Fledermaus Süßigkeiten. Sollten sie nichts bekommen, so deuten sie durch „Sonst gibt’s Saures“ an, dass sie den Bewohnern einen Streich spielen werden. Soweit zum Brauch „All Hallow’s Eve“, den Vorabend zu Allerheiligen, zu feiern. Halloween gilt als heidnisch und wird von vielen Christen nicht gefeiert. Doch im Namen Gottes stand das Musical „Petrus“ der Gruppe Adonia und es war in der Tat ein himmlisches Vergnügen.
Das erste Mal in Biberach
Um 19.30 Uhr zum Konzertbeginn war die Festhalle in Biberach gut gefüllt: Um die 300 Zuschauer warteten mit Spannung darauf, dass sich der Vorhang hob und das Spektakel auf der Bühne beginnen konnte. Einige Gäste hatten sich vorab bereits mit Fleischkäswecken, Nusszopf und Getränken gestärkt, die der Kinderchor KiKiBi anbot.
Eingestimmt wurde das Publikum auf den Abend mit einem Film, der auf ein Gewinnspiel aufmerksam machte, das in Verbindung mit Adonia steht. Der Bürgermeisterstellvertreter Hubert Scharffenberg sprach einige Worte zur Be- grüßung. Er dankte Samira und Ilka Heizmann im Namen der Gemeinde Biberach für die Organisation hinter den Kulissen und überreichte beiden einen Blumenstrauß. Dann ergriff Samira Heizmann das Wort und hieß alle Gäste und Akteure herzlich willkommen in Biberach.
70 Jugendliche auf der Bühne
Anschließend übernahm Camp-leiter Benjamin das Mikrofon und gab die Bühne frei für die 70 Darstellerinnen und Darsteller: Jugendliche aus ganz Baden-Württemberg, die schwungvoll auf die Bühnen kamen und ihr erstes Lied zum Besten gaben. Begleitet wurden sie von einer sechsköpfigen Band. Und da war Bewegung drin. Es wurde mitgeklatscht, Gesten der Sängerinnen und Sänger untermalten den Inhalt des Textes und die Chorleiterin begleitete ihre Jugendlichen voller Elan auf der Bühne.
Dann trat die Hauptfigur des Abends „Petrus“ in Erscheinung und riss durch seine charmant-humorvolle Art das Publikum mit. Petrus wurde von Ben, 19 Jahre alt gespielt. Alle Akteure auf der Bühne waren zwischen 12 und 19 Jahren alt. Sie nahmen an einem viertägigen Probencamp teil, um anschließend auf eine viertägige Tournee zu gehen. In Biberach spielten sie den zweiten Auftritt: selbstbewusst, lebensfroh und voller Energie.
Wie die ersten christlichen Gemeinden entstanden
Im Kreise weiterer Darstellerinnen und Darsteller, die Familie und Freunde des Petrus ver-körperten, entfaltete sich die Geschichte des Jüngers: Letzten Endes geht es um die Entstehungsgeschichte der christlichen Gemeinde. Der Verein Adonia e.V. beschreibt das Stück folgendermaßen:
„Angst, Verfolgung und Gewalt sind für die Christen zur Normalität geworden, seit Jesus nicht mehr unter ihnen ist. Aber inmitten der Verfolgung erleben sie das Unglaubliche: Die Gemeinde wächst, sie erleben Wunder und jeden Tag bekennen sich mehr Menschen zu Jesus. Doch der leidenschaftliche Petrus spürt, dass sein Auftrag über die Stadtmauern von Jerusalem hinausgeht. Die ganze Welt soll die gute Nachricht hören! So bricht er auf und begibt sich auf eine spannende und weltverändernde Reise…“
Der Auftrag
Diese Reise war gespickt mit Tanzeinlagen, Sologesängen und schauspielerischen Elementen. Petrus stellte den von Jesus erhaltenen Auftrag „Ich bin der Fels, auf dem er seine Gemeinde bauen will“ in den Mittelpunkt. Gezeigt wurde auch, dass dieses Versprechen nur eingelöst werden kann, wenn verschiedene Menschen aus der Gesellschaft daran mitwirken: So tanzten Darsteller in der Rolle eines Sportlers, einer Putzfrau, einer Mutter mit Baby, eines Kochs und weitere Charaktere gemeinsam mit einem symbolischen Felsblock in der Hand. Angefeuert wurden sie durch den effektvollen Gesang des Chores und die Rhythmen der Band. Sehr anschaulich stellte der Cast dar, wie ein gelähmter Bettler geheilt wurde und voller Verwunderung aufstand und von dannen lief. Auch Tänzerinnen und Tänzer, die mit Taschenlampen durch die Dunkelheit durch einen Gang inmitten der Zuschauer wieder auf die Bühne sprangen, standen für das Außergewöhnliche und Machtvolle, das Gott vollbringen kann.
Frei und voller Stolz
Petrus ermutigt den Jünger Johannes zum Mitkommen auf dieser Reise mit den Worten „Sei kein Frosch“ und stellt fest „Ich glaub mich tritt ein Pferd“ und „Mich laust der Affe“, als er verwundert feststellt, wie Ketten wortwörtlich gesprengt werden können allein durch die Kraft des Glaubens. So war es ein tierisches Vergnügen zu sehen, wie Petrus den düsteren Gestalten mit Jesus Hilfe trotzt. Verkörpert wurden diese durch schwarz gekleidete und vermummte Tänzerinnen und Tänzer und die unheimliche, spannungsgeladene Atmosphäre ergriff auch das Publikum. Kinder schmiegten sich enger an ihre Eltern und sichtbare Entspannung und Erleichterung gab es dann, als Petrus aus der Gefangenschaft entkam und frei und voller Stolz auf der Bühne stand und der Chor das Lied „Wie ein Feuer, das brennt…“ und „Frei, um zu fliegen“ anstimmte.
Meer aus Taschenlampen
Dann wurden die Gewinner des Gewinnspiels kurz vor Schluss bekannt gegeben und durften sich ihre Gewinne – Fan-Artikel, die es auch am Stand des Adonia-Shops im Foyer zu kaufen gab – auf der Bühne abholen. Da der Eintritt frei war, wurden gegen Ende auch Spenden durch das Publikum erbeten. Beeindruckt von der professionellen Bühnen- und Lichttechnik, den immer wieder kurzen, durchaus emotionalen Filmeinspielungen auf einer aus großen Würfeln errichteten Leinwand, die zugleich auch für das Bühnenbild genutzt wurden und in besonderem Maße von der Leistung und der Ausdrucksstärke der Jugendlichen auf der Bühne, zeigte sich das Publikum großzügig bei der Kollekte.
Ein wahres Feuerwerk zauberte Adonia für alle in der Halle, als die Abschlusshymne angestimmt wurde. Es wurden Leuchtstäbe und Taschenlampenlichter gezückt und die ganze Adonia-Gruppe mit tosendem Applaus verabschiedet.
Die Zuschauer machten sich nach gut anderthalb Stunden mitreißender Bühnenshow auf den Heimweg, während das Technikteam sich sofort an den Bühnenabbau machte. Über ein Kilometer Kabel waren verlegt worden und mussten nun samt weiterer Gerätschaften wieder abgebaut und verstaut werden.
Im persönlichen Kontakt
Viele Musicalbesucher hatten als Gastfamilie Jugendliche oder Mitarbeitende für eine Nacht bei sich aufgenommen, die bei Adonia mitwirken. Das war nicht nur für die Übernachtungsgäste eine spannende Erfahrung, sondern auch für die Gastfamilien. So tauschte man zuhause angekommen bis in die Nacht Anekdoten, Erfahrungen und Ideen weit über das Musical und das Adonia-Camp hinaus aus, bevor die Gäste am nächsten Tag zu einem weiteren Tourneeauftritt in der Gemeinde Denzlingen aufbrachen.
Rückblickend lässt sich sagen, dass Adonia mehr ist als eine spannende Bühnenshow und ein Camp für Jugendliche. Benjamin, der Campleiter, fasst die Aufgaben und Ziele folgendermaßen zusammen: „Kinder und Jugendliche wachsen gemeinsam in ihrem Glauben, werden in ihrer Persönlichkeit gestärkt und entfalten ihr kreatives und musikalisches Potential. Wir leben unsere Mission: Wir wollen begeistern und Hoffnung verbreiten!“
Über Adonia
2001 wurde zum ersten Mal ein Adonia-Musicalcamp durchgeführt. Seither wächst die musikalische Jugendarbeit in großen Schritten. Inzwischen nehmen 4.500 Kinder und Jugendliche an einem der über 65 Camps teil. Neben den Projekten für Teens werden auch Juniorcamps (für 9 bis 13-jährige Kinder) durchgeführt. Ein hauptamtliches Team koordiniert die Musicalfreizeiten und sucht und schult die rund 1.000 Ehrenamtlichen, die die Freizeiten durchführen. Adonia ist eine unabhängige christliche Jugendorganisation, die eng mit Landes- und Freikirchen zusammenarbeitet. Die Arbeit wird durch Campbeiträge, Spenden und die Kollekten an den Konzerten finanziert.