Die Knäble Unternehmensgruppe hat am Montag Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Die Mitarbeiter wurden am Montag im Rahmen einer Betriebsversammlung darüber informiert. Die Löhne sind sicher und der Geschäftsbetrieb läuft unverändert weiter. Jetzt soll ein Sanierungsplan dem Biberacher Familienunternehmen aus der Krise helfen.
„Die Löhne und Gehälter der gut 150 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind vollständig bezahlt und werden im Sanierungsverfahren durch Insolvenzgeldansprüche und eine Insolvenzgeldvorfinanzierung abgesichert“, teilt der generalbevollmächtigte Sanierungsberater Rechtsanwalt Basil Speier mit. „Lohn- bzw. Gehaltseinbußen sind insoweit ausgeschlossen. Betriebsschließungen sind nicht geplant.“ Die Wirtschaftskanzlei BSK Berbuer Speier Kuhn ist auf Unternehmenssanierungen im Mittelstand spezialisiert und begleitet viele Fälle wie den von Knäble durch ihr Verfahren.
Das Ziel im Fall des Biberacher Straßenbauers: Die Unternehmensgruppe soll saniert und auf gesünderer Basis fortgeführt werden. Basil hat wenig Zweifel, dass das nicht gelingen könnte. Er sagt: „Knäble ist ein grundsolides Unternehmen.“
Eine Investition mit Folgen
Die Knäble Unternehmensgruppe ist seit rund 100 Jahren im Straßenbau tätig. Doch die Branche und die gesetzlichen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, muss-te das Unternehmen im Jahr 2020 eine hohe Investition im zweistelligen Millionenbereich in ein neues Asphaltmischwerk tätigen. Das Werk verbessert die CO2-Emissionen und die Recyclingquote beim Asphalt. Das Einhalten der neuen EU-Richtlinien ist wichtig, um bei öffentlichen Ausschreibungen zum Zug kommen zu können.
Das Unternehmen musste für die Investition tief in seine Rücklagen greifen und Schulden machen, „deren Rückführung die Liquidität der Unternehmen seitdem Monat für Monat schwer belastet“, so Basil. Management-Fehler sieht der Sanierungsberater nicht. Die Kalkulation für das neue Misch-werk sei „kreuzkonservativ“ gerechnet gewesen. Hätte sich das Geschäft so fortgesetzt, wie es die Jahre zuvor hatten annehmen lassen, wäre die Investition mittelfristig abbezahlt gewesen.
Eine Krise nach der anderen
Doch es sollte anders kommen. Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, die steigenden Energie- und Rohstoffpreise haben die Straßenbau-Branche insgesamt hart getroffen. Die großen Konkurrenten hätten die Preise auf ein wirtschaftlich ungesund niedriges Niveau gedrückt, um Aufträge zu sichern und ihre Betriebe auszulasten, erklärt Basil die Hintergründe. Die Familie Knäble zog mit, um bis zur erhofften Verbesserung der Rahmenbedingungen am Markt nicht den Anschluss zu verlieren und schoss dabei auch Eigenkapital nach. Als die Lage in der zweiten Winterhälfte immer kritischer wurde, holte sie sich Rat und Unterstützung vom Sanierungsberater.