Ein skandinavischer (Weihnachts)-Brauch erfreut sich auch hierzulande großer Beliebtheit.
Mit dieser Frage wenden sich Kinder in diesen Tagen gerne an ihre (Groß-)Eltern und spielen hierbei auf den skandinavischen Brauch der Haus- und Weihnachtswichtel an.
Einer der bekanntesten Wichtel ist Tomte Tumetott
Einer der bekanntesten Wichtel ist Tomte Tumetott, den die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren in zwei Bilderbüchern lebendig werden ließ. Auch in Dänemark sind die Julenisse (dt. Weihnachtswichtel) aus der Vorweih nachtszeit nicht wegzuden- ken und gehören ganz selbstverständlich zum Fest dazu. Sie bekommen gerne ihr eigenes Weihnachtsessen serviert – die Wichtelgrütze, eine Art Milchreis.
12 bis 15 cm große Holztür ziert eine Wand
In den letzten Jahren ist der Brauch der Wichteltüren auch in unseren Wohnzimmern angekommen, d. h. eine winzige ca. 12 bis 15 cm große Holztür ziert eine Wand. Diese Tür ist fest verschlossen und bleibt es auch. Die Faszination besteht darin, dass es meist wie von Zauberhand erschaffen auf einmal dieses kleine Türchen in der Wohnung gibt, hinter der anscheinend ein Wichtel wohnt.
Der Wichtel trägt meistens einen Namen und ist klassischerweise in der Adventszeit anzutreffen. Doch man kann ihn nicht sehen. Er tritt nur dann in Erscheinung, wenn die Hausbewohner alle schlafen. Er nutzt diese Zeit, um dann Schabernack zu treiben, Briefe an die Kinder der Familie zu schreiben und legt manchmal auch kleine Wichtelgeschenke für die Kinder bereit: ein paar Rosinen, eine goldene Zaubernuss, ein Keks. Kein Wunder also, dass Kinder sich so einen kleinen zauberhaften „Mit bewohner auf Zeit“ auch in ihrem Zuhause wünschen. Aber wie kommt man nun zu einem Wichtel?
Wie kommt der Wichtel ins Haus?
Man kann gemeinsam mit den Kindern, die sich einen Wichtel wünschen, Wichtellichter basteln, um ihn in die Familie einzuladen. Hier gibt es wie rund ums Thema Wichtel vorgefertigte Dinge zu kaufen oder entsprechend einem DIY aus Büchern oder den sozialen Netzwerken zum Nachbasteln. Aber das ist eigentlich gar nicht nötig: Ein mit Transparentpapier beklebtes altes Marmeladen- oder Senfglas und je nach Vorliebe der Kinder mit Naturmaterialien oder Bändern und Garn verziert, erfüllt seinen Zweck hierfür wunderbar. Es kommt hierbei vielmehr auf die Vorstellungskraft mit Glaube an die Welt der Wichtel an, als auf ein perfekt durchgeplantes Bastelergebnis.
Eine andere Möglichkeit ist folgende: Am Morgen nach dem Aufwachen entdecken die Kinder eine Baustelle: Kleine Bauhütchen, eine kleine Säge und ein Hammer liegen bereit, vielleicht ist auch „Bauschutt“ zu sehen und ein Mini-Absperrband flattert zwischen zwei kleinen aufgestellten Pfosten. Entweder lässt sich die Tür erahnen oder ist dann schon eingebaut. Die Überraschung wird so oder so groß sein. Manchmal stellt der Wichtel auch kleine Umzugskartons vor seiner Türe ab. Und hin und wieder soll es sogar schon vorgekommen sein, dass der Wichtel sich Spielzeug-Autos der Kinder geborgt hat und so sogar Baumaschinen wie Bagger und Betonmischer im Einsatz waren…
Und wenn er da ist: Was passiert dann?
Die meisten Wichtel haben einen Briefkasten neben ihrer Türe und stellen manchmal auch ihr Zubehör wie Besen, Schuhe oder einen kleinen Weihnachtsbaum auf. Oftmals liegt ein erster Brief für die Kinder bereit, in dem sich der Wichtel in aller Kürze vorstellt (Name, kurze Erzählung von seinem Einzug oftmals verbunden mit einem Wunsch, was er noch brauchen könnte). Unser Wichtel namens Nisse hat zum Beispiel nach einem Fußabtreter und kleinen Bildern für seine Wichtelwohnung gefragt. Mit großer Begeisterung haben die Kinder das für ihn angefertigt und ihm hingelegt. Am nächsten Tag hat er die Sachen in seine Wohnung hineingeholt und sich mit einem Willkommensplätzchen bei den Kindern bedankt und die Freundschaft war besiegelt. Es folgten ein Glöckchen als Klingel, denn so können auch jüngere Kinder, die nicht so gerne malen und noch nicht schreiben können ebenfalls Botschaften an den Wichtel „losschicken“. Einmal Glöckchen läuten und die Nachricht direkt in die Wichteltüre sprechen, hat bei uns zum gewünschten Ergebnis geführt.
Ist der Wichtel wie ein Adventskalender?
Ja, das kann man so machen, aber dann kann es ganz schnell in Stress ausarten, da der Wichtel jeden Tag etwas „liefern“ muss. Es gibt auch eine entschleunigte Variante hierzu, für die ich mich entschieden habe: Unser Wichtel Nisse braucht gar nicht jeden Tag in Erscheinungzu treten, um präsent zu sein. Zudem wollte ich keine Vorlagen verwenden, sondern bin auf die Gedanken und Ideen der Kinder eingegangen, was die Magie und die Anziehungskraft um ein Vielfaches steigert. Es entwickelt sich ein Spiel, das die Kinder voller Begeisterung mittragen. So wohnt Nisse bei uns in der Küche und relativ nah am Kühlschrank. Für ein Kind war dann recht schnell klar, dass dadurch die Wichtelwohnung sehr kühl und frostig sein muss und flugs wurden aus Taschentüchern kleine Wichteldecken zurechtgeschnitten und am Abend vor die Wichteltür gelegt. Ein Brief mit einem Dankeschön unseres Wichtels ließ nicht lange auf sich warten. Bald gabs auch den ersten Streich und der Wichtel hat den Kindern nachts viele Socken übereinander angezogen, um sie vor kalten Füßen zu schützen. Die Verwunderung war groß, als sie mit je zehn (!) Paar Socken an den Füßen aufgewacht sind. Er hat auch mal alle Socken vertauscht und eine Socke des Vaters mit einer Socke des Jüngsten als Paar zusammen in den Schrank gelegt. Zum Glück hat sich unser Wichtel für solche Aktionen immer einen Wochenendtag heraus gesucht, so dass dann kein Zeitdruck beim Anziehen geherrscht hat.
Wie finde ich Ideen?
Kinder (ab ca. 3 Jahren) entwickeln oftmals eigene Ideen und Vorstellungen und benötigen hierzu oft nur wenig Anregungen. Manchmal helfen gezielte Fragen: Was glaubst du, könnte unserem Wichtel guttun? Worüber freut er sich wohl? Was könnte ihm gut schmecken?
Ideen für Schabernack und Streiche gibt’s zuhauf in den einschlägigen Wichtelanleitungsbüchern und den Sozialen Medien. Hier wird man garantiert fündig und findet auch vorgefertigte Briefe und Bastelideen. Wichtig ist nur: Es geht nicht um Perfektion, es geht darum eine Verbindung zwischen Wichtel und Kindern zu schaffen. Manchmal ist weniger mehr und erst so entsteht Freiraum für Kreativität, eigene Ideen und Handlungen. Also nicht zu viel vorwegnehmen und durchplanen, sondern einfach das Erstaunen und die kindliche Begeisterungsfähigkeit teilen und sich selbst auch von dem wundervollen neuen Hausbewohner überraschen lassen – und natürlich dem Einfallsreichtum der Kinder.
Wann kommt und geht der Wichtel?
Ich persönlich finde es schön, den Wichtel schon vor der Adventszeit einzuladen und bei sich Unterschlupf zu gewähren. Die Vorweihnachtszeit ist aufregend genug und oftmals vollgepackt mit Terminen und Feierlichkeiten. So lässt sich mit einem Einzug bereits im November alles etwas entzerren.
Manche Wichtel packen ihren Koffer pünktlich zum Fest. Wir sind jedoch froh, dass Nisse auch zum Jahreswechsel noch da ist und sein Versprechen hält, zu jedem Geburtstag vorbeizuschauen und sogar eine Geburtstagsüberraschung für die Kinder bereithält. Er verabschiedet sich und teilt auch mit, wo er die wärmeren Monate verbringen wird. In unserem Fall ist Nisse in den finnischen Wäldern unterwegs. Hier streift er umher, pflückt Beeren, rudert mal über einen See und kitzelt die Zehen von Saunagängern.
Unsere Wichteltür bleibt das ganze Jahr über an seinem Platz. Andere Wichtel bauen alles zurück und hinterlassen dann kaum Spuren – alles ist möglich. Sicherlich wird der Wichtel erstmal vermisst, aber eine Postkarte zwischendurch kann wahre Wunder wirken und die Zuversicht stärken: Unser Wichtel kommt wieder zu gegebener Zeit.
Allen, die einem Wichtel ein Zuhause anbieten und sich auf die magische Wichtelwelt einlassen, wünsche ich viel Freude beim Neuland entdecken und Altvertrautes wiederbeleben. Sehr bereichernd und anregend kann auch der Austausch mit anderen Familien sein:
Wie verhält es sich dort mit dem Wichtel?
Welche Gepflogenheiten sind dort üblich?