»1.001 Melodien, so das Motto unseres heutigen Konzertabends. 1.001 Melodien, vielfältig, facettenreich, von konzertant bis rockig, von piano bis dreifach forte von solistisch bis großem Tutti«. Mit dieser Zusammenfassung dessen, was in der liebe- und stimmungsvoll dekorierten Festhalle musikalisch zu erwarten war, begrüßte ein Moderatorenduo am vergangenen Samstagabend rund 440 Gäste.
Unter den zahlreichen Ehrengästen befanden sich unter anderem Biberachs Bürgermeister Jonas Breig, seine Vorgänger Wolfgang Bösinger und Hans Peter Heizmann, Prinzbachs Ortsvorsteher Klaus Beck sowie Stefan Polap als Präsident des Blasmusikverbandes Kinzigtal.
Mit Alexander Herde führte ein »alter Hase« das Publikum durch den Abend. Ihm zur Seite stand erstmals Mareike Serrer (24) – trotz ihres aufregenden Debüts mit einem mitreißenden Lächeln und absolut souverän. Die beiden moderierten nicht nur kurzweilig und informativ, sondern spielten gleichzeitig in dem 60-Musiker:innen starken Orchester, das unter der Leitung des mit Hingabe dirigierenden Axel Berger begeisterte.
Bereits mit dem ersten Stück – der Alvamar-Ouvertüre von James Barnes, »ein luftig-fröhliches und feierliches Werk« – heimste das Blasorchester Bravo-Rufe ein. Tief berührend ging es weiter mit Auszügen aus Leonard Bernsteins legendärem Musical »West Side Story«. Vor dem Hintergrund eines Bandenkrieges in den 1950er Jahren, in den Straßen New Yorks, kombiniert diese Liebestragödie verschiedenste Musikelemente, von diversen Jazzströmungen über klassische Oper hin zu lateinamerikanischer Tanzmusik.
Spannend dann der Kontrast zu sich anschließender volkstümlicher Blasmusik, der abwechslungsreichen Perger-Polka. Da diese 2017 von einem Familienunternehmen bei Kurt Gäble in Auftrag gegeben wurde, spekulierte das Moderatorenduo unter dem fröhlichen Gelächter der Zuhörer: »Vielleicht ist das ein Ansporn an unsere heimischen Unternehmer, unserer Gemeinde ebenfalls ein Musik-Stück zu schenken.«
Tolle Arrangements
Das folgende Medley aus der Musical-Inszenierung »Aladdin« hatte den Musikverein zum Motto des Konzertabends inspiriert. Das Musical erzählt die Geschichte des Märchens aus 1001 Nacht: vom Straßendieb Aladdin und von Dschinni, dem Geist aus der Wunderlampe. An der rieben die Moderatoren denn auch im übertragenen Sinne. Waschecht hingegen ein Nebelstoß, mit dem der »musikalische Geist« vom Rande der Bühne in die Halle schwebte.
»Sicher haben Sie sich gewundert, dass im Programmheft der Punkt »Ehrungen« nicht aufgeführt ist«, wandten sich Alexander Herde und Mareike Serrer schließlich an das Publikum. Denn der Verein hat sich dazu entschlossen, langjährige Mitglieder im Rahmen der jüngst durchgeführten Mitgliederversammlung zu würdigen, um ganz im Sinne der Gäste »heute Abend den Fokus nur auf die Musik zu legen.« Die Namen der Geehrten wurden stattdessen per Beamer auf eine von der Hallendecke hängende Leinwand geworfen.
Dennoch erklang ein sinfonischer »Ehrungsmarsch«, um nicht komplett mit alten Traditionen zu brechen. Eine weitere Neuerung: Statt einer Tombola harrte im Eingangsbereich eine altehrwürdige Tuba als Spendengefäß darauf, zugunsten der Jugendarbeit des Vereins gefüllt zu werden.
»So wunderschön«, war während der Pause allenthalben von tief entspannten Gästen als Reaktion auf den ersten Teil des Konzerts zu hören. Der zweite Teil startete mit einem Rock-Pop Medley. Und zwar jenem, mit dem James Last 1978 sein Konzert in der Royal Albert Hall in London eröffnete: Erstmals hatte es damals ein Band-Leader einer deutschen Big-Band geschafft, das geschichtsträchtige Gebäude bis auf den letzten Platz zu füllen.
»Eine ganz spezielle Nummer« war im Anschluss zu hören: Der Florentiner-Marsch – »einer der schwersten Märsche für Hobby-Blasmusiker«. Nicht jedoch im traditionell-konservativen Marsch-Rhythmus präsentiert, sondern als schwungvoller Swing mit berühmtem Glenn-Miller Sound!
Beeindruckendes Können
Ganz anders dann wieder »Hora Staccato«: Eigentlich ein virtuoses Paradestück für Violine von Grigoras Dinicu – ein kurzes, schnelles Werk im rumänischen Hora-Stil. Was aber tun, wenn man weder Geiger noch Violine hat? »Man nehme einfach eine Flötistin und wecke ihren Ehrgeiz«, brachte das Moderatorenduo die Halle erneut zum Lachen. »Üben bis die Finger schmerzen« hatte es im Vorfeld für Priska Walter geheißen. Ihr in atemberaubendem Tempo hingelegtes Solo brachte ihr langanhaltenden Applaus sowie eine tiefe Verbeugung samt Umarmung des Dirigenten ein. Dies alles erwiderte sie – ob des gelungenen Vortrags sichtlich erleichtert – strahlend und mit Kusshänden zu Publikum und Orchesterkollegen.
Nicht 99, aber immerhin ein Strauß von sechs (Helium-gefüllten) Luftballons kündigte den nächsten Programm-Punkt an: Best of Nena. Mit der »neuen deutschen Welle« war die Pop-Künstlerin in den 1980er Jahren bekannt geworden, das Blasorchester Biberach nun präsentierte die rockigen Sounds in einem tollen Arrangement.
Mit »Let me entertain« von Robbie Williams, »einem der charismatischsten Performer der letzten 30 Jahre«, ging das offizielle Programm des zweieinviertelstündigen Konzerts zu Ende. »Unterhaltung vom Feinsten« brachte Saxophonist und Sänger Rudi Fautz auf die Bühne, gemeinsam mit Amelie und Chiara als Background-Chor.
Nach drei Zugaben verabschiedete sich das Blasorchester samt Konzertmeister Axel Berger von der Bühne, begleitet vom Jubel eines Publikums, das sich zum Applaudieren samt und sonders von den Stühlen erhob.
Für die Tonübertragung am Mischpult hatte Peter Kuhn gesorgt.







