»Vor zehn Jahren begann eine Erfolgsgeschichte, gegründet auf einer zutiefst karitativen und mitmenschlichen Idee: Die Unterstützung von pflege- und hilfsbedürftigen Menschen in ihrem Alltag«, hieß es in den Begrüßungsworten von Biberachs Bürgermeister Jonas Breig.



Zu hören waren diese am vergangenen Sonntagvormittag im Nachbarschaftshaus – und damit zu Beginn des Tages der offenen Tür, den die örtliche Nachbarschaftshilfe anlässlich ihres Jubiläums veranstaltete.
Die vor einer Dekade gegründete »Hilfe von Haus zu Haus« ermöglicht es besagten Menschen zum einen, möglichst lange zu Hause wohnen bleiben zu können. Zum anderen widme sie sich, so Jonas Breig, »dem großen und durch die Corona-Pandemie verschärften Problem der Einsamkeit, von der sich jeder fünfte Mensch ab 75 Jahren betroffen fühlt.« Hinzu komme, dass Familien immer stärker wachsenden Anforderungen gegenüberstehen.
Durch ihre schnelle und unbürokratische Hilfe und Unterstützung im Alltag vor Ort schenke die Biberacher Nachbarschaftshilfe den Familien Entlastung und Zeit«, lautete das Resümee des Ortsoberhauptes. Und den hilfs- und pflegebedürftigen Menschen selbst schenke sie Halt in ihrer gewohnten Umgebung und vor allem Menschlichkeit und Freude am Leben auch im hohen Alter.
Da Jonas Breig allerdings erkrankt war, konnte er sich nicht persönlich bei dem Jubiläumsverein für dessen gemeinnützigen und selbstlosen Einsatz »von Herzen bedanken«. Konnte ihm nicht von Mund zu Mund viel Kraft für die nächsten zehn Jahre wünschen, und dass er viele weitere Helfer finde. Stattdessen verlas die Vereinsvorsitzende Andrea Mäntele das emotionale Grußwort des Bürgermeisters.
Dem wohnten unter anderem Marco Porta bei – Leiter des Pflege- und Betreuungsheims Ortenau Klinikum (PBO) in Fußbach, das wiederum als Träger der Tagespflegeeinrichtung »Alter Sportplatz« fungiert. Letztere ist im Nachbarschaftshaus Biberach untergebracht, in dem sich auch das Büro des Vereins »Hilfe von Haus zu Haus Biberach« befindet.
Ebenfalls anwesend waren unter anderem die Hausleiterin der Tagespflege-Einrichtung Nathalie Benz, Frank Leberfing als stellvertretender Pflegedienstleiter, der Biberacher Vereinssprecher Richard Kammerer, der ebenfalls ein Grußwort sprach, sowie der Bauunternehmer und Inves tor Eduard Volk – »er ist unser Vermieter hier«, so Andrea Mäntele im Hinblick auf das im Nachbarschaftshaus beheimatete Vereinsbüro.
Jung und Alt
Rund 50 Menschen hatten sich zum musikalisch von Franz Mäntele umrahmten Start des Tages der offenen Tür eingefunden, eine Person aber fehlte: Ruth Champion. »Sie ist krank, das ist an einem Tag wie heute natürlich besonders traurig für sie und für uns alle, richtig bitter«, bedauerte die Vereinsvorsitzende, »von Anfang an haben wir »Hilfe von Haus zu Haus« gemeinsam gemanaged.«
Doch wo Schatten, da auch Licht: Auch am Ende des Tages hielten sich rund 50 das Vereinsjubiläum feiernde Menschen beim Nachbarschaftshaus auf – beim gemütlichen Hock mit Bewirtung: »Von Beginn an herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, den ganzen Tag über waren wir sehr gut besucht, auch viele Kunden waren da«, freute sich Andrea Mäntele, »dass dieser Tag so gut angenommen worden ist, freut mich für den Vorstand und für unsere derzeit 50 HelferInnen sehr.«
Hinzu kam, dass die Besucher von der Altersstruktur her gemischt waren, »das finde ich schön, dass auch junge Leute dabei sind – jung und alt zusammenzubringen, ist ja auch unser Ziel immer.«
Obendrein konnte die Vorsitzende an diesem Tag neue Mitglieder werben. Wobei es ihr wichtig ist, für den Verein als soziale Einrichtung weitere Helfer zu finden, »die uns unterstützen – vielleicht auch jüngere Leute, die sich für ältere Menschen Zeit nehmen wollen, das wäre toll«, betont sie, »das können Schüler ab sechzehn Jahren sein, auch vom Gymnasium.«
»Kunden« und Helfer müssen zueinander passen
Die möglichen Aufgabenfelder? »Sie können beispielsweise mit den älteren Menschen spielen oder spazieren gehen. Oder man kann auch einfach nur mal da sein und etwas erzählen, oder sie können unter Umständen in der Tagespflege mithelfen – es gibt immer Felder, wo sich die jungen Leute einbringen können.«
Diese lernen dadurch, sich für andere Leute einzusetzen, wie Andrea Mäntele unterstreicht. Zudem mache einen dieser Dienst auch etwas demütiger, findet sie, »und man lernt etwas fürs Leben.«
Dazu trägt auch eine gewisse Ausbildung seitens des Vereins bei, zumindest in Form eines Crash-Kurses beim Deutschen Roten Kreuz. »Wenn man von der Schule aus soziale Stunden ableisten muss, kann man das auch bei uns machen«, unterstreicht die Vereinsvorsitzende.
Enorm viel Wert legt sie grundsätzlich darauf, »dass Kunde und Helfer jeweils zueinander passen – das ist von Anfang an eines unserer wichtigsten Merkmale gewesen. Das sind oft ganz kleine Dinge, die man spüren muss: Was braucht der Kunde – braucht er zum Beispiel einen ruhigeren Menschen oder eher jemanden, der ihn aus der Lethargie herausreißt?« Dieses Feingefühl aufzubringen ist Aufgabe der Einsatzleitung und obliegt damit Ruth Champion als Erster Einsatzleiterin sowie Andrea Mäntele.
»Eure Zuwendung und Hingabe tut den Menschen einfach gut und ist so wertvoll!«, bedankt letztere sich in der zum zehnjährigen Jubiläum aufgelegten Festschrift bei Vorstand, Einsatzleitung, Gemeindeverwaltung, »und vor allem bei all den vielen Helferinnen und Helfern, die sich in diese Arbeit ehrenamtlich und mit vollem Einsatz einbringen.«