Alle zwei Wochen statten die Biberacher Naturkinder dem Wiedmer-Hof im Bruch einen Besuch ab. Sie helfen dort bei dem mit, was auf dem Hof an Arbeit anfällt. Beim letzten Bauernhoftag durften die Kinder endlich die frisch geschlüpften Küken bestaunen und zart schmelzendes Eis aus zuckersüßen, frischen Erdbeeren machen.



Vom Ei zum Huhn – hautnah begleiteten die Kinder aus dem Naturkindergarten diesen Weg. Vor einigen Wochen bestückten sie den Brutapparat mit Eiern, nicht ohne sie zuvor mit einer Lampe zu durchleuchten, um eventuelle Eifehler auszuschließen. Die 21-tägige Brutzeit wurde mit Fotos dokumentiert und anhand einer Bildergeschichte am Schlüpftag präsentiert. Die Kinder konnten sehen, wie das Kücken im Ei heranwächst und hörten gespannt den Erklärungen zu. Die Geschichte hatte es in sich. Zum Beispiel, weil in der Schlüpfnacht im Bruch wegen eines heftigen Gewitters der Strom für zweieinhalb Stunden ausgefallen war. In der Folge blieb auch der Brutapparat ohne Strom. Doch die Eier durften keinesfalls auskühlen. Also packte Familie Wiedmer das Gerät mit dicken Wolldecken ein, um die Wärme zu halten. Dass die Rettungsaktion von Erfolg gekrönt war, zeigte sich nur einen Tag später. Aus 19 von 21 Eiern schlüpften schwedische Blumenhühner. Der Name der seltenen, sehr alten schwedischen Landhuhn-Rasse, das erfuhren die Kinder am Bauernhoftag auch, leitet sich von dem bunten, »blumigen« Gefieder der Vögel ab. Jedes Küken ist anders gefärbt. Dass die Rasse als sehr robust, zutraulich und überaus friedlich gilt, macht sie zum idealen Kooperationspartner für den Naturkindergarten. Bei den beiden nicht-geschlüpften Eiern stellte sich heraus, dass eines nicht befruchtet war und das Küken im anderen Ei schon früh abgestorben war.
Die Naturkindergarten-Kinder waren am Schlüpftag zu Besuch auf dem Wiedmer-Hof und konnten die Küken deswegen gleich in ihre neue Behausung begleiten, sie mit Wasser und Futter versorgen. Wer mochte durfte die Hühnerbabys mit der Hand füttern. Dafür tunkten die Kinder erst den Finger in Kamillentee, tauchten ihn dann ins Futter und hielten die so präparierten Finger in die Kükenkiste. Für beide Seiten war das ein Gewinn: Die Kinder hatten einen Riesenspaß und die Küken lernten, wie gefressen wird.
Kindergarten-Leiterin Anna Hättig entdeckte sogar noch eine symbolische Ebene im Hühner-Projekt: Die Küken, das fiel ihr auf, hätten alle verschiedene Farben und seien dadurch jedes für sich etwas ganz besonders. Es sind genau so viele Küken, wie es zurzeit Kinder im Naturkindergarten gibt. Ein Kind erwiderte: »Dann ist das jetzt unser Kükenkindergarten!«
Wie macht man eigentlich Erdbeer-Eis?
Wie macht man eigentlich Erdbeer-Eis? Die Kinder vom Naturkindergarten wissen es. Man braucht frische Erdbeeren, Sahne, Joghurt und Zucker. Die frischen Erdbeeren für die Eisproduktion kamen vom Erdbeerfeld des benachbarten Schmiederhofs. Die Kinder schnitten sie klein und pürierten die Früchte. Damit echtes Milcheis daraus werden konnte, vermischten sie das Püree mit Sahne und Joghurt. Auch ein bisschen Zucker kam dazu. Viel war nicht nötig, denn die Erdbeeren waren von Haus aus zuckersüss. Die rote Masse wurde in zwei Eismaschinen verteilt und dann kam der schwierigs te Teil: Die Kinder mussten abwarten, bis die Eismaschine ihr Werk vollbracht hatte. Das fertige Eis wurde bis auf den letzten Klecks von den Kindern und Erzieherinnen genüsslich vertilgt.
In der Wartezeit versorgten die Kinder die anderen Hoftiere. Davon gibt es immer mehr. Neuzugänge sind zum Beispiel zwei fränkische Landgänseküken, die schon ordentlich gewachsen sind und sich prächtig entwickeln. Im Juli wird noch Katzennachwuchs erwartet und im Herbst, sobald der neue Kleintierstall fertig ist, ziehen noch Hasen und Laufenten auf dem Hof ein.
Der nächste Bauernhoftag verspricht wieder schön zu werden. Bei Regenwetter wird gebacken und bei heißen Temperaturen werden die hofeigenen Himbeeren geerntet und Himbeereis daraus gemacht.