Den gemeinnützigen Verein »Leben mit Behinderung Ortenau« gibt es seit 1970. Als Elternverein gegründet, hat er es sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Mehrfachbehinderung und ihre Angehörigen mit Rat und Tat zu unterstützen. Vorbildlich – das fand auch die Hydro Systems KG und wählte den Verein zum Empfänger der diesjährigen Erlöse aus der Fliegerfest-Tombola.
Seit mehr als 20 Jahren spendet das Unternehmen die Einnahmen aus der Fliegerfest-Tombola an einen gemeinnützigen Zweck. 3.000 Euro sind es in diesem Jahr, die dem Wirken des Vereins »Leben mit Behinderung Ortenau« zugute kommen. Die geschäftsführende Gesellschafterin der Hydro Systems KG Barbara Huttegger und der Personalleiter des Unternehmens Dr. Tomo Raič empfingen den Vorsitzenden Konrad Ritter und Geschäftsführer Joachim Haas am Dienstag am Biberacher Firmensitz.
Bei ihrer Recherche nach einem geeigneten Spendenzweck war Barbara Huttegger bei der Zeitungslektüre auf den Verein aufmerksam geworden. »Man merkt, dass viel Herzblut in diesem Verein steckt«, merkte sie an. Bei der Spendenübergabe betonte sie zudem die soziale Verpflichtung ihres Unternehmens.
Konrad Ritter freute sich sehr über den Geldsegen und sprach damit auch für die Menschen, die vom Verein betreut werden, aber nicht für sich selbst sprechen können. Im Prinzip – so wurde bei dem Termin deutlich – kann es jeden treffen. Etwa 15 Neugeborene kommen in der Ortenau jedes Jahr mehrfachbehindert mit Cerebralschäden auf die Welt, berichtete Ritter. Aber auch wer gesund ins Leben startet kann jederzeit durch einen Unfall oder eine Erkrankung Schäden davontragen, die zu einer Mehrfachbehinderung führen.
Familienentlastende Dienste
Selbsthilfe und solidarisches Engagement waren die Triebfedern, die 1970 zur Gründung des Elternvereins führten. Zunächst ging er unter dem Namen Spastiker-Verein Offenburg an die Arbeit, zunächst mit mobiler Physiotherapie. Schnell wurde aber auch klar, dass nicht nur die Menschen mit Mehrfachbehinderung selbst betroffen sind und Hilfe bedürfen, sondern dass eine derartige Einschränkung die ganze Familie betrifft. Schritt für Schritt sei deshalb ein Angebot von familienentlastenden Diensten aufgebaut worden und bis heute sei der Verein »Leben mit Behinderung Ortenau« die einzige Organisation im badischen Raum, die entlastende Dienste in dieser Art anbiete. Der Verein habe damit in der Region Pionierarbeit geleistet, erläuterte Ritter.
Heute tragen mehrere Säulen die Arbeit: Beratung, stationäre Wohnangebote, das Kurzzeit-Wohnen, das betreute Wohnen und die Betreuungsgruppe. Der Verein erreicht in der Ortenau derzeit rund 300 Familien und verfügt über 60 Wohnplätze. »Den Rest betreuen wir zu Hause, mit den verschiedensten Leistungen«, gab Geschäftsführer Haas einen Einblick. Mit physiotherapeutischen Angeboten wird schon Säuglingen und Kleinkindern geholfen, ein kleiner Fahrdienst hilft, notwendige Termine wahrzunehmen. Auch die Ferienbetreuung in der Kurzzeit-Wohneinrichtung ist ein für viele Familien segensreiches Angebot. »Wir lehnen wegen einer Behinderung keinen ab«, betont Haas. Selbst »Feriengäste«, die per Magensonde ernährt oder beatmet werden müssen, können in der Einrichtung gut versorgt werden. 270 Menschen kümmern sich bei »Leben mit Behinderung« um die Bedürfnisse derer, die die Dienste des Vereins in Anspruch nehmen. Und auch nach fast 50 Jahren ist das Elternengagement noch lebendig.
Die Spende soll für das Servicehaus in Achern-Gamshurst eingesetzt werden. Es ist in die Jahre gekommen, muss dringend umgebaut werden, damit es die neuen Vorschriften in Bezug auf die Einzelzimmer erfüllt. Die Investitionskosten belaufen sich ingesamt auf 185.000 Euro.
Info
Der Verein »Leben mit Behinderung Ortenau e. V.« unterstützt Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung und deren Angehörige. Angefangen mit mobiler Physiotherapie, wurde das Angebot mit ambulanten Betreuungs- und Pflegeangeboten ausgebaut, bis schließlich auch teilstationäre und stationäre Angebote die Leistungspalette abrundeten. Seit seiner Gründung vertritt der Verein die Ziele, die Bedürfnisse und Interessen von Menschen mit körperlichen Behinderungen und deren Angehörigen aufzugreifen und Unterstützung bei der Verwirklichung ihrer Wünsche zu bieten, gesellschaftliche und räumliche Barrieren öffentlich zu machen und sich für deren Abbau einzusetzen und konkrete betreuerische, pflegerische und therapeutische Leistungen zu entwickeln und anzubieten. Zudem berät er Menschen mit körperlichen Behinderungen im Hinblick auf ihre Rechte und Möglichkeiten wie auch über deren Finanzierung zu beraten und bildet eine Plattform für eigenes Engagement und Selbsthilfe.