Mit 18 Jahren hat sich Maria Totzke zum ersten Mal an die Kirchen-Orgel gesetzt, um den Gesang der Gemeinde zu begleiten. Das wird sie auch kommenden Sonntag beim Nothelferfest wieder tun. Dazwischen liegen 65 Jahre. Eine Prüfung hat Maria nie abgelegt, die Orgelstunden bei Musiklehrer Josef Köhler mussten genügen.
Der zweite Vorname der Organistin lautet Cäcilia. Für die älteren Biberacher ist sie die »Cilly«. In ihrem Elternhaus hing ein Bild der hl. Cäcilia, Patronin der Kirchenmusik. Die Tochter wurde keineswegs zur Kirchenmusik gedrängt Es war vielmehr eine junge Liebe, die sie bis heute begleitet. Die Orgel ist mein »Lebensmittel«, bringt sie ihre ungebrochene Begeisterung auf den Punkt.
1958 hat Maria, geb. Benz, Josef Totzke geheiratet. Er war mit seinen Eltern als Flüchtling nach Zell gekommen und hatte bei der Bäckerei Welle das Bäckerhandwerk gelernt. Als ihr Mann überraschend mit 55 Jahren verstarb, war dies ein herber Schlag, der sie aus der Bahn zu werfen drohte. Sie ist noch heute dem damaligen Pfarrer Willwerth dankbar, sie schon zwei Tage nach der Beerdigung ihres Mannes gebeten zu haben, für einen Gottesdienst das Orgelspiel zu übernehmen. So hat sie wieder Tritt gefasst und sich nicht der Trübsal ergeben.
Fünf Pfarrgeistliche hat Maria Totzke erlebt. Die Kirchenlieder und Orgelbücher haben gewechselt. Im Krieg hat sie unter den Soldaten einen evangelischen Pfarrer kennengelernt, der am Klavier evangelische Kirchenlieder spielte. Hinter vorgehaltener Hand bekennt die Katholikin: »Das sind die schönsten«. Bei den meisten Beerdigungen, die sie musikalisch begleitet, wird das Lied »Wir sind nur Gast auf Erden« gesungen. Mit dieser gläubigen Einstellung kann sie sich voll identifizieren. »Die Finger machen noch mit, nur das Treppensteigen fällt schwerer.« Inzwischen zähle sie die Stufen, die zur Orgelempore hinauf führen. Aber Nein sagen, will sie noch nicht, das habe sie nicht gelernt.





