Wolfgang Taxacher ist ein Rheinländer, in dem eine russische Seele schlägt und der im Schwarzwald seine große Liebe gefunden hat. »Et kütt wie et kütt«, blickt er an seinem 75. Geburtstag auf sein bewegtes Leben zurück und meint: »Man könnte ein Buch darüber schreiben!«
Das schönste Geschenk konnte Wolfgang Taxacher bereits vier Tage vor seinem 75. Geburtstag genießen. Seine Lebensgefährtin Monika Heizmann und er saßen als Ehrengäste in der ersten Reihe beim Open-Air-Konzert des Turetsky-Chors auf dem Berliner Gendarmenmarkt. Dabei konnten sie nicht nur den mitreißenden Auftritt von einem der populärsten russischen Chöre genießen sondern auch alte Freundschaften auffrischen. Wie es dazu kam ist eine längere Geschichte.
Geboren am 14. Mai 1944 wuchs Wolfgang Taxacher in Stommeln auf. Dorthin musste er mit seiner Mutter umziehen, denn die Stadt Köln war zerbombt und lag in Trümmern. Als er 15 Jahre alt war, ist sein Vater gestorben. Wolfgang Taxacher lernte den Beruf des Brauers und Mälzers, musste diesen aber wegen einer Kohlenstoff-Unverträglichkeit aufgeben.
Früh entdeckte Wolfgang Taxacher seine kräftige Bass-Bariton-Stimme und trat als 15-jähriger einem Männerchor bei. »Ich kann zwar nicht russisch sprechen aber die Zuhörer waren von meinem russischen Gesang begeistert«, stellt Wolfgang Taxacher fest. Mit dem Künstlernamen Boris Rubaschkin startete er seine Sängerkarriere, gewann eine Talentprobe in Köln und nahm auch mehrere Schallplatten auf.
Der Zufall wollte es, dass Wolfgang Taxacher, nachdem er nicht mehr in einer Brauerei arbeiten konnte, die Leitung eines Reitstalls übernahm. Vier Jahre lang führte er nicht nur den Stall – »Von Pferden hatte ich keine Ahnung« – sondern organisierte auch große Reiterbälle mit Künstlern, die er vom Kölner Karneval kannte. »Die Leute wollen unterhalten werden«, ist sich der Sänger und Lebenskünstler sicher.
In Holzlar bei Bonn eröffnete Wolfgang Taxacher seine erste Kneipe. Es gab keine Speisekarte und keine Preise. Die Gäste ließen sich von ihm bewirten und wer einen fairen Preis bezahlte, für den war auch beim nächsten Besuch wieder ein Platz frei. »Nur das Finanzamt konnte sich mit dieser Geschäftsidee nicht anfreunden«, erinnert sich Wolfgang Taxacher. Als zu Weihnachten 1973 ein russischer Chor mit 120 Kindern nach Deutschland kam, schaffte es Wolfgang Taxacher, für alle Kinder in dem 800-Seelen-Dorf ein Quartier zu finden. Am Ende verabschiedeten die Gastgeber die russischen Kinder mit 120 Großgeschenken. Drei Mal kam der Chor nach Holzlar und es entstanden Freundschaften fürs Leben. »Unser herzliches Wiedersehen haben wir vorige Woche beim Konzert des Turetsky-Chors in Berlin gefeiert«, berichtet Wolfgang Taxacher voller Stolz und Freude.
Eine andere Leidenschaft von Wolfgang Taxacher war – und ist – das Motorradfahren. Als Wirt in Holzlar organisierte er Veteranentreffen und nahm selbst an Ausfahrten teil. An Pfingsten 1977 war das Ziel Biberach-Baden, wo Konrad Hansmann Veteranentreffen organisierte. Hier kreuzten sich erstmals die Wege von Wolfgang Taxacher und Monika Heizmann. 19 Jahre später, im Jahr 1996, wurde aus ihrer Bekanntschaft eine Lebenspartnerschaft. Wolfgang Taxacher war drei Mal verheiratet und brachte fünf Kinder mit in die neue Familie. Monika Heizmann hat aus erster Ehe zwei Kinder.
Biberach wurde zur neuen Heimat von Wolfgang Taxacher. Er unterstützte Otto Herrmann beim Vertrieb von Sandsack-Abfüllgeräten, arbeitete bei der Firma Mebi und betreute sieben Jahre lang Patienten in der Winkelwaldklinik.
Auch musikalisch gab Wolfgang Taxacher im Tal seine Visitenkarte ab. Gemeinsam mit dem Gorjatschew-Quartett gab er unter anderem Kirchenkonzerte in der Wallfahrtskirche und unterhielt am Heiligen Abend die Gäste im Hotel »Badischer Hof«. Hier wie dort hinterließ er mit den russischen Volksliedern und seiner Raum füllenden Bass-Bariton-Stimme nachhaltige Eindrücke. Wolfgang Taxacher sang in verschiedenen Chören. Im Gesangverein »Frohsinn« in Zell a. H. ist er bis heute aktiver Sänger. Wolfgang Taxacher ist beseelt von der klassischen Musik und von russischen Volksweisen. Die Lokalzeitung »Schwarzwälder Post« wünscht dem Jubilar zu seinem 75. Geburtstag, dass er diese Freude noch lange mit seiner Familie und seinen Sängerfreunden teilen kann.
Auch Bürgermeisterin Daniela Paletta ließ es sich am Donnerstag nicht nehmen, dem ortsbekannten Jubilar die besten Glückwünsche zu überbringen und sich von seinen Lebensgeschichten bestens unterhalten zu lassen. Als Geschenk der Gemeinde überreichte sie einen Schirm. »Wir lassen sie nicht im Regen stehen«, meinte Daniela Paletta augenzwinkernd.