Im Jahre 1618 verfügte Bischof Leopold I. von der Diözese Straßburg, wozu das untere Kinzigtal damals gehörte, dass Biberach eine eigene Pfarrei werden soll.
Er entsprach damit dem Wunsch der Gemeindevertreter bestehend aus dem »Vogt« und den sechs »Gerichtsleuten«. Bis dahin wurde Biberach vom Zeller Pfarrer bzw. seinem Kaplan betreut. Die finanzielle Ausstattung der Pfarrstelle sollte das Kloster Gengenbach übernehmen, weil es im Ort den Kirchenzehnten einzog. Der wurde jedoch bis dahin für die Instandhaltung der Kapelle und für die Aushilfe aus Zell verwendet. Der Abt von Gengenbach hatte es daher nicht besonders eilig, die Anordnung des Bischofs umzusetzen. Die in Biberach schon länger bestehende Kapelle wurde 1647 dem hl. Blasius geweiht. Der Heilige wurde bekanntlich gegen Halskrankheiten angerufen. Da Biberach am Zusammenfluss vom Harmersbach bzw. Erlenbach und der Kinzig liegt und zu Zeiten mit Nebel vorlieb nehmen muss, können Halskrankheiten häufiger auftreten.
Verehrung der Nothelfer
1742 wurde die Kirche auf Initiative des Klosters Gengenbach im barocken Stil erweitert. Dabei erhielt sie einen Seitenaltar mit 14 Nothelfern. Damit wurde die St. Blasius-Verehrung nicht aufgegeben, sondern erweitert, denn der hl. Blasius gehörte von Anfang zu der erlauchten Runde. Weil die Protestanten, die zeitweise das Kinzigtal dominierten, gegen die Verehrung von Heiligen gestimmt sind, hat die kath. Gegenreformation diese Frömmigkeit besonders gepflegt. In der Folge kam es sogar zur Gründung einer Bruderschaft, welche die Nothelferverehrung auf ihre Fahne schrieb.Auch nach der Verstaatlichung von Kirchengütern um 1803 und der beginnenden Trennung von Staat und Kirche schützte der staatliche Arm noch lange das kirchliche Leben. So wurde in Biberach 1836 das Kegelspiel während des Hauptgottesdienstes mit 10 Reichstalern bestraft. Bei Ablegung der Osterbeichte stellte der Pfarrer eine Bescheinigung aus, die später zusammen mit dem Beichtgeld von zweieinhalb Kreuzern vom Ortsdiener der politischen Gemeinde eingezogen wurde.
Zeitreise und Festgottesdienst
Einen ausführlicheren Vortrag mit Bildern über das kirchliche Leben in vier Jahrhunderten wird Dieter Petri am Samstag, den 13. Oktober um 19 Uhr im Rietsche Saal halten. Der Historische Verein Biberach stellt in Vitrinen wichtige Dokumente zur Geschichte der Pfarrei vor.
Am Sonntag, den 14. Oktober zelebriert Pfarrer Bonaventura Gerner die Festmesse. Für die Festpredigt konnte Pallottinerpater Sascha-Philipp Geißler gewonnen werden. Er leitet in Friedberg (Bayern) die Wallfahrt. Derzeit probt ein Projektchor die Festmesse. Der Biberacher Kirchenchor wird dabei von Sängerinnen und Sängern aus Zell und Prinzbach unterstützt. Chorleiterin Sonja Große hat für den Anlass die »Messe Brève« von Léo Delibes ausgewählt. Das Werk strahlt mit seiner Melodik eine besondere Freude aus. Ein Ensemble mit zwei Trompetern und zwei Posaunisten wird die Feierlichkeit noch erhöhen. Die Begleitung an der Orgel wird bei Michaela Große liegen.
Nach dem Festgottesdienst lädt die Pfarrei in den Rietsche-Saal zu einem traditionellen Mittagessen und anschließendem Genuss von Kaffee und Kuchen ein.