Draußen war es gerade dunkel geworden, als Pfarrer Seibt am vergangenen Sonntag die zahlreichen Besucher in der Pfarrkirche St. Blasius begrüßte. Das Adventskonzert des Blasorchesters Biberach war sehr gut besucht. Etwa 400 Zuhörer nutzten den frühen Abend am dritten Advent, um für eine gute Stunde dem Trubel der Vorweihnachtszeit zu entfliehen.
Das besondere Klangerlebnis in besonderer Atmosphäre und mit einem besonderen Programm begann mit dem Titel »Tochter Zion, freue dich«. Georg Friedrich Händel komponierte den Klassiker im Jahr 1747. Im 19. Jahrhundert erhielt es den vorweihnachtlichen Text, mit dem es heute noch vielerorts gesungen wird. Auch beim Adventskonzert des Blasorchesters Biberach verfehlte es seine Wirkung nicht – mit seinen Pauken und Trompeten, der an- und abschwellenden Lautstärke und seinem festlichem Klang.
Von den barocken Klängen Händels ging es sodann nach Hollywood – zu einer hochkarätig prämierten Komposition für den Monumentalfilm Exodus. Ernest Gold erhielt 1961 den Oscar für die beste Filmmusik dafür. Das Orchester meisterte den Wechsel von gefühlvollen und kraftvollen Passagen hervorragend, was nicht zuletzt Dirigent Axel Berger zu verdanken war, der seine Musiker nicht nur mit dem Taktstock, sondern mit ganzem Körpereinsatz zu lenken wusste.
Musikgeschichtlich verbindend gestaltete sich das dritte Stück des Abends, das Concerto D’amore von Jacob de Haan. In diesem Werk
verbinden sich Barock, Pop und Swing, indem Motive aus der jeweils vorhergehenden Passage in die musikalische Sprache einer anderen Epoche überführt werden, was den Zuhörern abwechselnd schwungvolle und behagliche Momente bescherte.
Anschließend gab es ein zweites Mal Filmmusik. Diesmal aus dem Italo-Western »The Mission« von Roland Joffé mit Robert de Niro in der Hauptrolle, der nicht zuletzt aufgrund des Titels »Gabriels Oboe« von Ennio Morricone in die Filmgeschichte eingegangen ist. Ursprünglich als Solo für die Oboe komponiert, brachte das Blasorchester Biberach eine Version zur Aufführung, bei der das Sopransaxophon das Holzblasinstrument ersetzte. Manfred Gutmann bestritt seinen Soloauftritt hervorragend und durfte sich über viel Applaus freuen.
Popmusik und Volksweisen
Natürlich durften auch sehr populäre Stücke nicht fehlen. Der »Sleigh Ride« von Leroy Anderson wurde vom Saxophon-Ensemble präsentiert. Er gehört zu den zehn beliebtesten Weihnachtsliedern in den USA – und das, so wusste Moderator Alexander Herde zu berichten, obwohl das Wort Weihnachten im Text kein einziges Mal vorkommt.
Emotion pur war in der Kirche zu spüren, als Franz Mäntele auf dem Tenorsaxophon seinen Solopart zum Song »Stern meines Lebens – You light up my life« darbot. Das Stück von Joseph Brook wurde bereits dutzende Male von berühmten Künstlern gecovert. Die Version am vergangenen Sonntag widmete Franz Mäntele seinem Enkelsohn Emil. Er spielte es auf einem ganz besonderen Instrument: dem Tenorsaxophon des Urgroßvaters von Emil, dem Ehrenmitglied des Blasorchesters Ludwig Dilger.
Und auch weiter ging es ruhig und gefühlvoll, mit einer besonders schönen Ballade von Rainhard Fendrich, dem Titel »Bergwerk«.
Gänsehaut pur
Über tosenden Applaus konnte sich Priska Walter nach ihrem Auftritt als Solistin auf der Blockflöte freuen. Sie spielte den Titel »El Condor Pasa« auf dem traditionsreichen Instrument und demonstrierte eindrucksvoll, was auf dem oftmals abwertend als Klangschnuller bezeichneten Holzblasinstrument bei wahrer Meisterschaft möglich ist. Mit »Winter Wonderland« von Richard Smith und Felix Bernard war dann schon das letzte Stück des regulären Programms erreicht.
Doch bei keinem Konzert lassen die Besucher das Biberacher Blasorchester ohne Zugabe gehen. Mit »Fröhliche Weihnacht überall« bedankten sich die Musikerinnen und Musiker, und als bei »Oh, du fröhliche« das Publikum mit Gesang einstimmte, entstanden zum Abschluss noch einmal echte Gänsehautmomente. Mit einem instrumentalen Teil aus Udo Jürgens »Dankeschön« verabschiedete sich das Orchester nach gut einer Stunde, die wie im Flug vergangen war.