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Biberach | 8.09.2017

Hier ergänzen sich künftig bürgerschaftliches Engagement und professionelle Dienstleistung:

Am alten Sportplatz entsteht ein Pilotprojekt

KVJS fördert den Bau des Nachbarschaftshauses mit einem Zuschuss von 100.000 Euro – Planungsarbeiten sind weitgehend abgeschlossen – Im Herbst erfolgt der 1. Spatenstich

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Bauunternehmer Eduard Volk (links) erläuterte dem Landtagsabgeordneten Thomas Marwein, wo das zukunftsweisende Projekt in zentraler Lage von Biberach umgesetzt wird. Foto: Hanspeter Schwendemann
von Hanspeter Schwendemann

Das Konzept für das Nachbarschaftshaus »Am alten Sportplatz« findet auch die Zustimmung der Behörden. Der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg »KVJS« fördert das Pilotprojekt mit einem Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro. Die Besonderheit ist, dass sich hier künftig bürgerschaftliches Engagement und professionelle Dienstleistung ergänzen. Landtagsabgeordneter Thomas Marwein informierte sich vor Ort, wie das Geld sinnvoll und zukunftsweisend angelegt wird.

Foto: Hanspeter Schwendemann
Bauunternehmer Eduard Volk (links) erläuterte dem Landtagsabgeordneten Thomas Marwein, wo das zukunftsweisende Projekt in zentraler Lage von Biberach umgesetzt wird.
Die Projektpartner informierten über den Stand der Planungen für das Nachbarschaftshaus »Am alten Sportplatz«. Vorne von links: Bürgermeisterin Daniela Paletta, Landtagsabgeordneter Thomas Marwein und Sparkassen-Vorstand Klaus Minarsch. Stehend von links: Heimleiter Hubert Fehrenbacher und stellv. Heimleiter Richard Köninger vom Pflege- und Betreuungsheim Gengenbach-Fußbach, Architekt Karl Ringwald, Bauunternehmer und Investor Eduard Volk sowie Ruth Champion und Andrea Mäntele vom Verein »Hilfe von Haus zu Haus«.

Auf einer 3.248 Quadratmeter großen Teilfläche des Areals am alten Sportplatz entsteht das kombinierte Nachbarschaftshaus mit einer Tagesbetreuung, einer Wohngruppe für Senioren und betreuten Seniorenwohnungen. Im Erdgeschoss erhält der Verein »Hilfe von Haus zu Haus« seinen neuen Sitz. Daneben entstehen eine Wohnanlage mit neun Wohneinheiten, ein zweistöckiges Doppelhaus und eine Tiefgarage mit 17 Stellplätzen.

Eine Begegnungsstätte für Jung und Alt

»Das Nachbarschaftshaus ist ein Leuchtturmprojekt in der Ortenau«, betonte Bürgermeisterin Daniela Paletta bei der Präsentation und freute sich über das Kommen des Landtagsabgeordneten Thomas Marwein sowie aller am Projekt beteiligten Akteure. Am alten Sportplatz werde eine Begegnungsstätte für Jung und Alt geschaffen. Biberach sei eine Wachstumsgemeinde. Seit ihrem Amtsantritt sei die Zahl der Einwohner um rund 100 auf heute 3621 angestiegen. Damit steige sowohl der Bedarf an Kindergartenplätzen als auch für die Betreuung und Pflege im Alter. Bei der Tagespflege könne mit dem Neubau in der Gemeinde eine Versorgungslücke geschlossen werden. Ein weiteres Ziel der Gemeinde, so Bürgermeisterin Paletta, sei es, auf dem Areal einen Kindergartenneubau zu realisieren.

Den Impuls für das Nachbarschaftshaus, erinnerte Bür­germeisterin Paletta, habe im Frühjahr 2016 das Pflege- und Betreuungsheim Ortenau Klinikum in Gengenbach-Fußbach mit der Suche nach einem weiteren Standort gegeben. Die Gemeinde Biberach habe zugeschnappt und schnell auch die notwendigen Projektpartner gefunden. Sowohl bei der Klausurtagung des Gemeinderats im Herbst 2016 als auch in der Bevölkerung sei das Nachbarschaftshaus auf breite Zustimmung gestoßen. Inzwischen konnte das Bebauungsplanverfahren zügig abgewickelt werden. »Alle ziehen hier an einem Strang«, freute sich Bürgermeisterin Paletta über den schnellen Planungsfortschritt.

»Nur noch wenige Details müssen geklärt werden«, bestätigten bei der Projektpräsentation Architekt Karl Ringwald und Bauunternehmer und Investor Eduard Volk. Im Herbst 2017 werde der Spatenstich für das 5-Millionen-Projekt erfolgen. Die Fertigstellung ist bis Ostern 2019 geplant. Die neuesten Brand- und Lärmschutzmaßnahmen würden erfüllt. Die Tiefgarage werde für eine Verkehrsberuhigung auf dem Areal sorgen und die Qualität der Gesamtanlage steigern.

Niederschwellige Wohnangebote schaffen

Das Pflege- und Betreuungsheim des Ortenau-Klinikums in Gengenbach-Fußbach wird als Generalmieter den Pflege- und Betreuungsbereich des Biberacher Nachbarschaftshauses am alten Sportplatz betreiben. Heimleiter Hubert Fehrenbacher und stellv. Heimleiter Richard Köninger erläuterten, dass hier niederschwellige Wohn­angebote nach dem geänderten Pflegeversicherungsgesetz geschaffen werden.

In der Tagesbetreuung im Erdgeschoss können 18 Personen ambulant aufgenommen werden. Die betreute Wohngruppe im ersten Obergeschoss bietet acht Senioren einen Platz. In der WG, nach dem neuen Betreuungskonzept, hat jeder Bewohner sein eigenes Zimmer mit Nasszelle. Die weiteren Räume werden gemeinschaftlich genutzt. Eine 24-Stunden-Präsenzkraft betreut die Bewohner.

Im Bereich des Erdgeschosses entstehen Räume, die auch vom Verein »Hilfe von Haus zu Haus« für Veranstaltungen und Aktivitäten genutzt werden können, informierten die beiden Leiter des Fußbacher Pflegeheims. Insgesamt sehr positive Erfahrungen habe man bereits in Gegenbach gesammelt, wo man mit dem »Gengenbacher Pflegenetzwerk« zusammenarbeitet. Letztlich bestätige die Förderung durch den Kommunalverband für Jugend und Soziales, dass hier ein Pilotprojekt umgesetzt werde.

Finanziell begleitet wird die Großinvestition von der Sparkasse Haslach-Zell. »Die Betreuung und Pflege der Sen­ioren an ihrem Wohnort, mit dem sie verwurzelt sind, gewinnt immer mehr an Bedeutung«, betonte Vorstand Klaus Minarsch. Deshalb begleite die Sparkasse gerne dieses zukunftsweisende Projekt.

Nachbarschaftshilfe ist sehr gefragt

Der Verein »Hilfe von Haus zu Haus« ist vor fünf Jahren aus einem Leader-Projekt entstanden, erinnerten Vorsitzende Andrea Mäntele und Ruth Champion, die gemeinsam die Einsätze koordinieren. Heute leisten 35 aktive Helferinnen und Helfer rund 400 Einsatzstunden monatlich. Angeboten werden hauswirtschaftliche Hilfe, Fahrten oder persönliche Begegnung­en. »Wir leisten keine Pflege«, stellte Andrea Mäntele klar. Inzwischen würden den Verein auch Anfragen aus der Nachbarstadt Zell erreichen. Andrea Mäntele betonte, dass die Nachbarschaftshilfe sehr gefragt sei.

»Mit dem neuen Büro im Nachbarschaftshaus erhält unser Verein einen zentralen Ort«, stellte die Vorsitzende fest. Die Vorfreude darauf sei allerdings auch »mit Bauchweh« verbunden, denn damit werde das Aufgabenspektrum sicherlich noch steigen. An Landespolitiker Thomas Marwein richteten sie ihre Sorgen, dass mit den neuen Verordnungen der Pflegekasse die bürokratischen Anforderungen an die Nachbarschaftsvereine überproportional steigen. Auch die ge­forderten Seminare für die Einsatzkräfte seien kaum nachvollziehbar. Hier sei der politische Wille gefordert, um Fehlentwicklungen entgegenzusteuern. Thomas Marwein sagte seine Unterstützung zu.

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