Am Samstagabend verwandelte sich die Festhalle in einen Konzertsaal. Das Blasorchester hatte zu seinem Frühjahrskonzert eingeladen und präsentierte ein gleichermaßen anspruchsvolles wie abwechslungsreiches Programm.
»Schließen Sie die Augen und schnipsen Sie mit.« An die vielen verstorbenen Musikgrößen des letzten Jahres erinnerte zunächst das Jugendorchester mit tollen Medleys aus Stücken von Frank Sinatra und Roger Cicero. Leonie Müller leitet es seit 2015 mit viel Schwung, so dass allen 28 Mitwirkenden die Freude am Auftritt auch ins Gesicht geschrieben war, als die jungen Musiker die Instrumente für einen Moment beiseite legten und a-Capella die Titelmelodie der US-Serie »Two and a half Men« zum Besten gaben. Ein gelungener Auftakt.
Samira Jilg und Alexander Herde führten anschließend in ihren Rollen als Kreuzfahrt-Passagierin und Gästebetreuer charmant durch den musikalischen Abend des Blasorchesters Biberach, der sich ganz und gar dem Thema »Kreuzfahrt« widmete. Das Motto wurde nicht ohne Grund gewählt, denn ab 30. Mai ist die MSC Sinfonia für vier Nächte das Zuhause für fast alle Musiker und etliche Begleiter. Die Mini-Kreuzfahrt führt ab Venedig die slowenisch-kroatische Küste entlang. Angereist werden muss mit Bus und Anhänger. Die Biberacher werden nämlich zwei Konzerte an Bord geben. Manfred Dürrholder, stellvertretender Vorsitzender plaudert aus dem Nähkästchen und erzählt nach dem Konzert, dass das nicht ganz einfach zu organisieren gewesen sei. Die Reederei sei ziemlich überrascht gewesen, dass das Orchester mit Pauken und Trompeten anrücken will. Nun gibt es die Gelegenheit, zwei Konzerte im großen Saal auf dem Kreuzfahrtschiff zu geben.
Klassische Blasmusik zur Eröffnung
Wie die Kreuzfahrt startet das musikalische Programm des Frühjahrskonzerts in Venedig, mit dem konzertanten »Venezia-Marsch« von Gaetano Fabiani. Es folgte die Overtüre zur Oper »Zampa« von Ferdinand Hérold. Damit die Besucher Zugang zu deren Musik erhielten, war die Geschichte der Oper das Thema der Zwischenmoderation.
»Das musikalisch sehr anspruchsvolle Stück mit vielen Tempi-Wechseln und Solo-Passagen hat das Orchester hervorragend gemeistert«, zeigt sich Dirigent Axel Berger nach dem Konzert überaus zufrieden.
Bei »The Witch and the Saint« konnte das Orchester anschließend eine andere Facette ihres Könnens zeigen. Das zeitgenössische Ton-Gedicht mit Gänsehaut-Faktor spielt mit dem Wechsel von Takt und Lautstärke, hat langsame und sehr schnelle Passagen. Jedes Instrument hatte die Gelegenheit zu glänzen.
Nach den Ehrungen verdienter Mitglieder und dem Konzert-Marsch »His Honor« von Henry Fillmore gab es eine kleine Pause, in der sich Musiker wie Besucher für die zweite Hälfte des Konzerts stärken konnten.
Evergreens in der zweiten Hälfte
Mit dem Fanfaren-Intro »Rhapsody in Black« und »Reach Out I’ll be there« von den Four Tops in der Version des London Symphony Orchestra ging es nach der Pause weiter. Es folgte »Roller Coaster« von Otto M. Schwarz, ein Stück, das als musikalischer Sketch eine Achterbahn-Fahrt nachvollzieht. Vom Hochziehen der Wagen über das Kreischen der Mitfahrenden bis zur Erleichterung am Ende. »Geht es Ihnen gut? Tüten sind unter den Sitzen!« war danach auf der Video-Leinwand im Saal zu lesen.
Bei den bekanntesten Liedern aus »Mary Poppins« durfte Perkussionist Manfred Herde in ungewohnter Weise für den Rhythmus sorgen. Suppenlöffel, Schleifklötzchen und sogar ein Bierfass wurden für die Hits hergenommen.
Zum Ende ging es zurück in die wilden 50er Jahre. Leonie Müller sang im Petticoat-Kleid Evergreens von Connie Francis. »Schöner fremder Mann«, »Die Liebe ist ein seltsames Spiel« und andere mehr. Es folgt ein 50er Jahre Medley des Orchesters.
Doch keine Kreuzfahrt – Traumschiff-Fans wissen es genau – ohne Captains Dinner. Die große Torte und viele kleine Kuchen mit Wunderkerzen läuteten einen Überraschungspart ein: Rudi Fautz gab einen verblüffend überzeugenden Andreas Gabalier. Der echte Volks-Rock’n’Roller spielt auf der anstehenden Mini-Kreuzfahrt ebenfalls ein Konzert. In den Augen des Biberacher Blasorchesters eine extrem gute Gelegenheit für einen gemeinsamen Auftritt! Ein entsprechender Aufruf wurde nach dem Konzert bei Facebook gepostet. Nun hoffen alle, dass ihr Ruf den Star auch erreicht.
Nach Zugaben in Matrosen-Uniform war das Konzert kurz vor Mitternacht vorbei. Die Musiker konnten sich freuen. Sie haben ihren Auftritt vorzüglich gemeistert. Das gelungene Konzert honorierte das Publikum mit Standing Ovations.

















