Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger waren am gestrigen Sonntagabend der Einladung zum Neujahrsempfang in die neue Ortsmitte gefolgt, in deren Mittelpunkt Rückblick und Vorschau von Bürgermeisterin Daniela Paletta standen. Ein schöner Höhepunkt war zum Abschluss der Feierstunde die offizielle Inbetriebnahme der Rathausglocke. Nach über 70 Jahren ist damit das Biberacher Rathaus nun wieder komplett.







Als gutes Zeichen der Verbundenheit mit Biberach wertete Bürgermeisterin Daniela Paletta das Kommen zahlreicher Ehrengäste, deren Reihen angeführt wurden von der Bundestagsabgeordneten Elvira Drobinski-Weiß und vom Staatssekretär und Landtagsabgeordneten Volker Schebesta. Aus den Nachbarorten konnte sie ihre Amtskollegen Günter Pfundstein, Siegfried Huber sowie Bürgermeister-Stellvertreter Günter Eble willkommen heißen. Ebenso die Ortsvorsteher Klaus Beck von Prinzbach und Albert Himmelsbach von Seelbach-Schönberg. Die Reihe der Biberacher Ehrengäste wurde angeführt von den beiden Ehrenbürgern Ludwig Dilger und Wolfgang Bösinger sowie Bürgermeister a.D. Hans Peter Heizmann.
Zahlreiche Aufgaben und Herausforderungen gemeistert
Bürgermeisterin Daniela Paletta freute sich, dass sie zu Beginn des neuen Jahres mit positiven Nachrichten aufwarten könne. »Biberach steht gut da, wir sind auf einem guten Weg«, rief sie den Bürgerinnen und Bürgern zu und dankte allen für ihre Leistungen, Ideen und ihren Elan, mit denen sie Biberach vorangebracht haben. Allen voran galt ihr Dank dem Biberacher Gemeinderat für ihre Arbeitsleistung. 2016 sei für die Gemeinde ein äußerst schwieriges Jahr gewesen.
Ihr sei bewusst, so Bürgermeisterin Paletta, dass sie an der Spitze es sei, die öffentlich gelobt und kritisiert werde. Vieles, das in den letzten Monaten in und für Biberach bewegt wurde, werde mit ihrem Namen verbunden. Ihr sei allerdings klar, dass ohne die Hilfe des Gemeinderats kein einziges Projekt hätte erfolgreich umgesetzt werden können.
Im Jahr 2016 konnte die Gemeinde von der insgesamt guten Konjunktur profitieren, stellte Daniela Paletta in ihrer Bilanz fest. Die Beschäftigungsquote liege auf Rekordniveau, die Auftragsbücher der Unternehmen seien gut gefüllt. Dank der guten Wirtschaftslage seien die Steuereinnahmen und Zuweisungen von Land und Bund stabil. Allerdings hätten auch die Ausgaben zugenommen.
Dank einer sparsamen Haushaltsführung konnte die Verschuldung weiter abgebaut werden. In den drei Jahren ihrer Amtszeit konnten rund eine Million Euro Schulden, die außerhalb des Haushalts getätigt wurden, getilgt werden. Als Beispiele nannte die Bürgermeisterin das Sanierungsgebiet »Neue Ortsmitte« sowie die Schulden für die Entwicklung der Wohngebiete »Hinter Kirchfeld 2« und »Mühlengrund«, die abgelöst wurden.
Im Vermögenshaushalt konnte unter anderem der Löschwasserteich in Prinzbach, die Hangsicherung am Priesen, das gärtnergepflegte Grabfeld, die Weiterführung des Breitbandausbaus sowie als größte Maßnahme die Kanalsanierung am Sportplatz realisiert werden.
Als »größtes Weihnachtsgeschenk« bezeichnete sie die endgültige Bauabnahme und Freigabe des Kunstrasenplatzes und der sanierten Leichtathletikanlage. Der Planer habe nun alle selbst verschuldeten Mängel beseitigt und nun könne – wenn auch verspätet – mit allen Beteiligten eine Einweihung gefeiert werden.
Gemeinde bemüht sich um Ansiedlung von Ärzten
Bedauern äußerte die Bürgermeisterin über die Absage der beiden Ärztinnen bezüglich der Anmietung von neuen Praxisräumen im Erdgeschoss der »Alten Fabrik«. Entgegen deren Darstellung hätten die Gemeinde und der Gemeinderat große Zugeständnisse gemacht und wären bereit gewesen, die notwendigen Investitionen in Höhe von ca. 250.000 Euro zu tätigen. Man müsse nun die Entscheidung hinnehmen und akzeptieren, aber das Scheitern liege in der Verantwortung der beiden Ärztinnen, stellte Bürgermeisterin Paletta fest. Die Gemeinde sei im Gespräch mit Ärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung und werde sich mit aller Kraft für die Ansiedlung von Ärzten in der »Alten Fabrik« bemühen.
Bewusst ausgespart hat Daniela Paletta gestern Abend mit der Bebauungsplanänderung östlich der Bahnlinie das wohl größte Thema, das alle in den letzten Jahren beschäftigt und das sowohl den Gemeinderat, die Verwaltung als auch die Bürger vor eine
große Herausforderung gestellt hat. »Weitere Ausführungen zu diesem Thema würden erneut einen Abend für sich beanspruchen«, stellte Bürgermeisterin Paletta fest.
Als weitere Herausforderung nannte sie in ihrer Ansprache die Aufnahme von Flüchtlingen in der Gemeinde. Derzeit sind 35 Flüchtlinge in privaten und kommunalen Wohnungen in Biberach und Prinzbach untergebracht. 2017 müsse die Gemeinde mit der Zuteilung von 26 weiteren Personen durch den Ortenaukreis rechnen. Dafür werde dringend weiterer Wohnraum benötigt. Daniela Paletta dankte den Mitarbeiten von Rathaus und Bauhof sowie allen ehrenamtlich Engagierten, die sich um die Flüchtlinge gekümmert haben und dies auch weiterhin tun. Bedauerlicherweise sei die Welt von Krieg, Terror und Gewalt gezeichnet.
Familie, Jugend und Senioren sind die Schwerpunkte
Gemessen an den Krisen in der Welt habe man es in Biberach mit überschaubaren Problemen zu tun. Bei seiner Klausurtagung Ende Oktober habe der Gemeinderat Ziele für die künftige Arbeit formuliert. Schwerpunkte liegen bei Familien, Jugend und Senioren sowie in der Gemeindeentwicklung, Infrastruktur, Wohnen und Arbeiten. Zusätzlich sei das Portfolio der kommunalen Aufgaben gewachsen, stellte Bürgermeisterin Paletta fest. Alles habe das Ziel, das Leben in Biberach ein Stück lebenswerter zu machen.
Dies könne aber nur gelingen, wenn die Gemeinde über eine ausreichende finanzielle Ausstattung verfüge. Schon im Jahr 2017 werde Biberach sein Rechnungswesen auf die kommunale Doppik umstellen, um die wirtschaftlichen Verhältnisse noch transparenter darzustellen.
Bürgermeisterin Paletta betonte, dass ihr bei allen Planungen eine frühzeitige Bürgerbeteiligung, Transparenz und Information äußerst wichtig seien. Sie wolle die Bürgerbeteiligung weiter ausbauen und damit neues Vertrauen in die Politik schaffen. Ihren Dank sprach sie allen Bürgerinnen und Bürgern aus, die in der Gemeinde aktiv sind. Auch für sie persönlich stehe das Wohl von Biberach und Prinzbach an erster Stelle.
Auf dem Rathaus läutete das Glöcklein
Abgerundet wurde der Neujahrsempfang durch die offizielle Übergabe der neuen Rathausglocke, die inzwischen wieder im Glockenturm installiert ist und somit das sanierte Rathausgebäude vervollständigt. Über 70 Jahre lang, seit dem 2. Weltkrieg, klaffte im Glockentürmchen eine Lücke. Die Anschaffungskosten in Höhe von 6500 Euro haben sich der Historische Verein, der Heimat- und Verkehrsverein und die Gemeinde geteilt.
»Es war ein echtes Gemeinschaftswerk«, betonte Ehrenbürger Wolfgang Bösinger, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins eine Hinweistafel an Bürgermeisterin Paletta übergab.
»Früher wurde das Glöcklein bei Gefahren oder eine halbe Stunde vor Beginn der Ratssitzungen geläutet«, stellte Daniela Paletta fest und sagte mit einem Schmunzeln: »Künftig werde ich läuten, wenn ich mich ärgere.« Wie früher werde die Glocke auch heute im Handbetrieb mit einem Glockenseil geläutet. Gestern Abend hatte Alfons Büdel die ehrenvolle Aufgabe, die Glocke zur Freude aller Gäste zum Klingen zu bringen.
Für den weiteren unterhaltsamen Klang sorgte die Musikkapelle Prinzbach-Schönberg unter der Leitung ihres Dirigenten Stefan Griesbaum, die den Neujahrsempfang mit schwungvollen Weisen umrahmte. Bei einem Glas Glühwein, einem feinen Stück Neujahrsbrezel und persönlichen Gesprächen fand der Abend in der noch festlich-weihnachtlich geschmückten »Neuen Ortsmitte« nach dem offiziellen Teil seine Fortsetzung.