Innerhalb einer Minute stand der Stall in Flammen

Gestern Abend ist der Offenstall des landwirtschaftlichen Betriebs der Familie Brosamer im Urbann 2 ein Raub der Flammen geworden. Die Feuerwehren von Biberach, Zell a. H. und Oberharmersbach waren über Stunden im Einsatz, mehrere Jungbullen sind im Rauch verendet. Die Brandursache ist noch nicht geklärt.

Einen traurigen Anblick bietet das sonst so schmucke Anwesen der Familie Brosamer heute Morgen: Auf der zum Dorf hin gelegenen Wiese unterhalb des Kinzigdamms breitet sich das teilweise ganz schwarz verfärbte Heu aus und ein beißender Geruch liegt in der Luft. Aus dem Stroh dringt stellenweise noch dicker Qualm, und Nebel verhüllt gnädig den Offenstall, der am gestrigen Dienstagabend innerhalb kürzester Zeit in Flammen gestanden war. Die Folgen des Brandes, der sich gestern Abend auch durch eine große Rauchwolke über Biberach bemerkbar gemacht hatte, sind unübersehbar: Der Holzbündler hat seine einst rote Farbe verloren und ist nun genauso schwarz wie die anderen landwirtschaftlichen Geräte, die durch den Brand zerstört wurden. Pflug und Mistbagger, Frontlader und vieles mehr sind genauso in Mitleidenschaft gezogen wie die Apfelbäume.

Doch ein weitaus schlimmerer Anblick bietet sich noch aus der Nähe, im Stall selbst. Vier Tiere sind verendet, andere haben Brandwunden, wieder andere wirken jedoch fit und fressen genüsslich von der Silage, die Martin Brosamer für sie hingelegt hat. Alle Jungbullen waren am Vor­abend veterinärmedizinisch verarztet worden, aber es ist unklar, wie viele letztendlich das Unglück überleben werden. »Wir können zur Zeit gar nichts sagen«, sagt Martin Brosamer. 22 Tiere waren insgesamt betroffen, fünf Jungbullen in der dem Kinzigdamm zugewandten Box konnte der Landwirt noch selbst herausholen. Davon suchte einer das Weite und durchquerte die Kinzig. Er wurde heute Morgen gegen fünf Uhr von Polizei und Feuerwehr auf der B33 eingefangen. Glück im Unglück ist, dass durch einige im September erfolgte Verkäufe ges­tern nicht ganz so viele Bullen wie normalerweise in dem vor neun Jahren errichteten Offenstall standen – im Sommer liegt ihre Zahl zwischen 35 und 40 Tieren.

Extrem starke Brandentwicklung

Alarmiert wurden die Feuerwehr und auch Martin Brosamer gestern Abend um 20.40 Uhr durch Nachbarn aus dem Strandbadweg, die einen lauten Knall gehört hatten. Ausgebrochen war der Brand wohl im vorderen Bereich bei der Schrotmühle. Martin Brosamer umrundete sofort den Stall, um die Jungbullen auf der Kinzigseite heraus zu lassen, doch als er dort ankam, brannte bereits die ganze Reihe der an der Außenseite aufgeschichteten Stroh- und Heuballen. »In einer Minute ist der ganze Stall in Flammen gestanden«, ist Martin Brosamer sichtlich geschockt, »das war eine ganz starke Brandentwicklung«.

Der Rauch sei so dicht gewesen, dass man nur rund 30 Zentimeter weit habe sehen können, berichtet Martin Brosamer weiter. Nachdem er die Bullen aus der vordersten Box gelassen hatte, wurde mit insgesamt fünf Gebläsen der Feuerwehren Luft in den Stall geblasen, so dass auch die Tiere in der zweiten Box überlebt haben. In der Polizeimeldung ist von einem Schaden in Höhe von circa 300.000 Euro die Rede, doch dies ist lediglich eine grobe Schätzung. »Der reale Schaden kann zur Zeit noch nicht beziffert werden«, sagt Martin Brosamer. Das Dach muss in jedem Fall erneuert werden, doch offen ist beispielsweise, ob auch die Betonpfeiler beschädigt wurden. »Ein Statiker muss kommen«, sagt er. Sichtbar mitgenommen sind alle Familienmitglieder des alteingesessenen Betriebs an diesem Morgen. Martin Brosamer ist Vollerwerbslandwirt mit Leib und Seele und hat sich mit der Kinzigbrennerei und der Vesperstube in den vergangenen Jahren ein zweites Standbein aufgebaut.

Kurz nach neun Uhr kommt wieder die Feuerwehr mit fünf Einsatzkräften, welche die ganze Nacht kein Auge zugetan hatten. Glutnester müssen aufgespürt und Nachlöscharbeiten müssen durchgeführt werden. Biberachs Kommandant Klaus Disch berichtet, dass insgesamt 79 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen sind, darunter 30 Atemschutzgeräteträger.

Auch Klaus Disch sagt, man habe Glück im Unglück gehabt: Als die Meldung von einem Gebäudebrand einging, habe man im ersten Moment gedacht, der Bauernhof sei betroffen und sei dann erleichtert gewesen, dass es »nur« der Offenstall war. Die Feuerwehr Zell a. H. wurde umgehend nachalarmiert und ging mit den Biberacher Feuerwehrkameraden an die Löscharbeiten. Später wurde die Feuerwehr Oberharmersbach nachalarmiert, da man noch Verstärkung bei den Atemschutzträgern brauchte.

Gute Zusammenarbeit mit Nachbarwehren und DRK gelobt

Dies sei seit langem der größte Brand in Biberach gewesen, bilanziert Disch, insbesondere auch, was die eingesetzte Manpower beträfe. »Die Zusammenarbeit der Feuerwehren untereinander und mit dem DRK hat wieder super geklappt«, lobt der Kommandant und berichtet, dass auch Kreisbrandmeister Bernhard Frei sich vor Ort ein Bild gemacht habe. 14 Fahrzeuge waren im Einsatz, darunter auch die Zeller Drehleiter. Wie bei Einsätzen mit Atemschutz üblich wurde auch der DRK-Rettungsdienst automatisch mitalarmiert, später übernahmen Angehörige des DRK-Ortsvereins Biberach die alleinige Bereitschaft und versorgten die Feuerwehrkräfte mit Getränken. Ein Feuerwehrmann hat sich aufgrund der Dunkelheit eine Stauchung zugezogen.

Auch Bürgermeisterin Daniela Paletta, die bereits am Abend zum Brandort geeilt war, informierte sich am Vormittag nochmals vor Ort: »Mich beeindruckt der großartige Zusammenhalt unserer Landwirte«, sagt sie. Es sei fantastisch, wie man sich gegenseitig unterstütze. So wurden die fünf geretteten Bullen bereits im Stall eines Kollegen untergebracht.

 

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