Prinzbacher Landfrauen bieten morgen Samstag, 25. November, ihre Kreationen wieder zum Verkauf an. Es gibt auch Kaffee und Kuchen.


Geradezu himmlisch duftet es, vor allem nach frischem Tannen- und sonstigem Immergrün. Denn hier, im Proberaum auf dem alten Schulgelände, der sonst von der Musikschule genutzt wird, binden und dekorieren Prinzbacher Landfrauen Adventskränze und Weihnachtsgestecke, aber auch Grabgestecke. Fleißig und kreativ geht es hier seit dem vergangenen Montag zu. Wie immer in der Woche vor „Kaffee und Kranz“ – der alljährlichen Veranstaltung, bei der das Erschaffene verkauft wird.
Vorlagen gibt es keine. „Jeder gestaltet seine Werke so, wie ihm die Ideen kommen“, erklärt die Vereinsvorsitzende Rita Vitt. Sie arbeitet soeben an einem besonderen Stück. Dessen Grundlage besteht aus den geschwungenen Brettern eines ehemaligen Balkongeländers, die nach ihrem Abbau von beiden Seiten abgeschliffen wurden. Einen ganzen Stapel als Vorrat gibt es davon. Auf ein solches Brett hat Rita Vitt ein per Draht miteinander verbundenes Gehänge aus dicken Wurzel- und Aststücken montiert („die bringt uns immer jemand aus dem Wald mit“), dazu Tannengrün und ein mit Sternchen bestücktes Drahtgehänge. „Das geht ins Künstlerische“, lacht die Landfrau und überlegt, was ihr Werk vervollständigen könnte. Ein silberfarbener Plätzchenausstecher in Sternenform vielleicht?
Ungewöhnliches darf hier genauso entstehen wie Traditionelles. Zwei weitere Landfrauen stehen vor einem fast deckenhohen Regal, das über und über mit Kerzen, Kugeln und Bändern in allen erdenklichen Farben bestückt ist. Die beiden diskutieren, probieren an einem länglichen Gesteck aus, was wie wirkt. „Haben wir nicht auch schwarze Kerzen?“, fragt eine der beiden schließlich. „Was?“, tönt das ungläubige Erstaunen der anderen Frauen durch den Raum. Doch was die nach Schwarz Fragende sich vorstellt, klingt nach einem tollen Endergebnis.
Mal ungewöhnlich, mal traditionell
Goldgelbe Kerzen auf einem Adventskranz? Und dazu ein Zweig mit den roten Beeren der Hagebutte? Auch das geht. Sehr gut sogar. Doch das Gros der Kreationen ist traditionell gehalten. Wenngleich in enormer farblicher Vielfalt, von weiß und beige über violett hin zu Rosé-, Grau- und Grüntönen. Und natürlich: Rot. „Rot mit viel Natur, das geht eigentlich am meisten, das passt in jede Wohnung und macht Weihnachtsstimmung“, findet Rita Vitt. „Und was auch schön ist, wenn Kräuter wie Rosmarin, Lavendel und Salbei mit reingebunden werden, das gibt einen schönen Duft.“ Sogar Lorbeer ist dieses Jahr dabei.
Das zum Binden verwendete Grün stammt aus den Gärten oder dem Waldbesitz der Landfrauen oder es wird von anderen gespendet: „Die Leut´ wissen, was wir an frischem Grün brauchen können. Sie schneiden es dann vor der Weih-nachtszeit und bringen es uns.“ Haufenweise Zweige von Tanne – vor allem Silber- und Nordmanntanne – liegen daher vor dem Werkelraum, dazu teils wunderschön panaschierter Ilex, Tuja, auch das zarte Silbergrau der Zeder, Efeuranken mit Fruchtständen und natürlich Zweige mit leuchtendem Hagebuttenrot. Dazu frisches Moos.
Weiteres – wie Rindenstücke, Holzpilze, bemooste Äste, Samenstände von Stauden und Bäumen, Nüsse, Eicheln, Zapfen von Tannen, Fichten Zedern, Douglasie, Seidenkiefer – wird im Spätjahr gesammelt und getrocknet. „Was man so findet – wir probieren alles Mögliche aus“, strahlt Rita Vitt, „manche bringen uns auch Sachen aus dem Urlaub mit.“ Klassisches Beispiel: Pinienzapfen. Hinzu kommen getrocknete Scheiben von Früchten wie Apfel, Limette, Orange und gar japanische Scheinquitte, „die wächst auch hierzulande.“
Kreatives Schlaraffenland
Einiges – wie traditionellerweise kleine Tannenzapfen – wird mit Gold besprüht. Hoch dekorativ zudem machen sich Samenstände von Zierpflanzen, wilden Stauden oder Bäumen, wenn sie in weiße Dispersionsfarbe getaucht werden. „Das ist ein Schmodder!„, lacht Rita Vitt, „das kann man nicht in der Wohnung machen, das geht nur draußen, im Sommer.“
Aber auch gekaufte Naturmaterialien gibt es, wie wunderbar duftende Zimtstangen oder Zimtrinde. Überhaupt machen sich getrocknete Gewürze gut, wie Ingwer – oder Nelken. Letztere lassen sich prima auf mit Sprühkleber behandelte Flächen wie Sterne werfen.
Und dann gibt es noch die unzähligen Schachteln mit Engeln, Sternen, Flügeln, Tannenbäumchen, Herzen, Wichteln, Elchen, Schlitten und sonstigen Weihnachtsformen und -figuren. Alles in unterschiedlichster Art und in den unterschiedlichsten Materialien, von Holz über Blech bis hin zu Filz und Gips ist alles Mögliche dabei. Eine riesige Auswahl, „damit die Frauen sich beim Dekorieren richtig austoben können“, lacht Rita Vitt wieder.
Bei alledem ist Aufgabenteilung angesagt. Die einen schneiden und/oder binden das Grünzeug, „das Deko-Team macht es dann fertig“, auch eine dereinst als Floristin Ausgebildete ist dabei. Die Kränze werden in der Regel auf Strohunterlage gebunden. Türkränze aber würden auf diese Weise zu schwer und wuchtig ausfallen. Sie entstehen daher auf einer schmalen Unterlage aus zum Rund gebogenen Zweigen. Und auch längliche Gebinde mit Kerzen gibt es, „so was ist für einen entsprechenden Tisch toll.“
Ungezählte Ehrenamtsstunden
Viel Vorarbeit erfordert dies kreative Schaffen, müssen die Materialien doch aus dem Raum im Rathaus, den die Prinzbacher Landfrauen als Lager benutzen dürfen, hierher geschafft und übersichtlich zugänglich gemacht werden. Vier bis fünf Landfrauen waren damit rund sechs Stunden lang beschäftigt. Im Nachgang gilt es dann Inventur zu machen, alles zu verräumen, fortzubringen, zu verstauen und die Lokalität sauber zu hinterlassen.
Ein außergewöhnlicher Metalltopf fällt soeben ins Auge. Alt und irgendwie filigran dient er als Basis für ein Gesteck mit vier hohen, grünen Kerzen. Ein Fundstück ist dieser Topf. Von einem der Flohmärkte, die die Landfrauen mit Blick auf „Kaffee und Kranz“ das ganze Jahr über aufsuchen. Und auch sonst steht das gesamte Jahr im Zeichen der Materialbeschaffung. „Vor allem im Sommer kaufen wir ein, was noch an Dekomaterial und Kerzen benötigt wird.“
Kränze, Gebinde und Gestecke in unterschiedlichen Größen kann man sich auch nach persönlichem Wunsch fertigen lassen. Dass neben dem Kranz für die Prinzbacher Kirche heuer erstmals auch der Kranz für die Wallfahrtskirche in Zell dabei sei, strahlt Rita Vitt. „Aber insgesamt haben wir dieses Jahr nicht so viele Bestellungen, die Leute möchten lieber kommen und aussuchen – nach der Pandemie ist das jetzt ja wieder gut möglich.“
Bestens geübt
In einem unbeheizten, vor Regen geschützten Lagerraum auf dem ehemaligen Schulgelände hat sich bereits viel Fertiges gesammelt. „Bis zum Freitag wird hier alles voll stehen“, so die Landfrauenvorsitzende. All das, was in dieser Woche entstanden ist, will am Samstagmorgen rechtzeitig aufgebaut und präsentiert sein, bevor „Kaffee und Kranz“ offiziell beginnt.
„Das muss recht flott gehen, aber das ist okay, inzwischen haben wir Routine.“, erzählt Rita Vitt. Was bedeutet: Ewa zehn Personen werden drei bis vier Stunden beschäftigt sein, bis alles gerichtet ist, liebevoll-kreativ, ein weihnachtlicher Augenschmaus. Zusätzlich zu rund 60 ausdekorierten Kränzen wird auch fertig Gebundenes ohne Dekoration für interessierte Käufer bereitgehalten: Am morgigen Samstag, 25. November, ab 14 Uhr auf dem ehemaligen Schulgelände. Für die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen sorgt Prinzbachs Musikerjugend.
Dieser Lagerraum für die fertigen Weihnachtsgebinde wird am Ende der Woche vor „Kaffee und Kranz“ bis auf den letzten Platz gefüllt sein.
In der Woche vor „Kaffee und Kranz“ wird hier mit Inbrunst ge werkelt, was eine Fülle von Weihnachtsgrün und Deko-Materialien hergibt.