Am 23. Februar 2022 hat die ordentliche Generalversammlung der Forstbetriebs-Gemeinschaft Biberach-Prinzbach (FBG) im Gasthof »Kinzigstrand« stattgefunden. Das Hauptthema des Abends: der ständige Personalwechsel in der Revierleiter-Position.


Seit 2004 hat Biberach/Prinzbach schon sieben Revierleiter erlebt. Und schon wieder steht ein Wechsel an, denn der aktuelle Mann, Christoph Müller, ist nur noch bis zum 31. März 2022 im Amt. Dies erfuhr die Vorstandschaft der FBG kürzlich vom Amt für Waldwirtschaft, was zu Irritationen und Frustration führte. »Man fühlt sich vom Amt für Waldwirtschaft nicht gut betreut,« so Martin Brosamer. »Kaum ist ein Revierleiter einigermaßen bekannt mit dem Revier, wird er wieder ausgetauscht. Das ist vollkommen gegen jede Vernunft«. Der befristete Vertrag mit Müller läuft nach zwei Jahren aus und wird nicht verlängert.
Heftige Diskussionen
Eine weitere Enttäuschung war, dass das Amt für Waldwirtschaft bei einer Vorstandssitzung der FBG Mitte Januar 2022 eine Betreuungsleistung der FBG mit einem Stellenanteil von 50 Prozent zugesichert hatte. Diese Zusage wurde später in eine 40-Prozent-Stelle umgewandelt. Die Begründung: Privatwald habe eine geringere Betreuungsintensität. Die Forstbetriebsgemeinschaft findet: Diese Regelung geht zu Lasten der Waldbesitzer, für die eine Vor-Ort-Präsenz äußerst wichtig ist.
Die Situation schürte in der Versammlung großen Unmut über das Amt für Waldwirtschaft und es gab zahlreiche Wortmeldungen. Das seit vielen Jahren praktizierte »Durchreichen« der FBG Biberach/Prinzbach an immer neue Revierleiter stellt die Forstbetriebsgemeinschaft vor immer weitere Herausforderungen. Die Versammlung diskutierte heftig, ob die Beförsterung unter diesen Umständen überhaupt noch beim Amt für Waldwirtschaft bleiben oder ob man die Beförsterung nicht auf private Träger wie den Waldservice Ortenau eG (WSO) oder die Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald eG (FVS) übertragen soll. Martin Brosamer führte dazu aus: Man hätte sich vor zwei Jahren entschieden, die Beförsterung weiterhin vom Amt für Waldwirtschaft betreiben zu lassen.
Besser mit oder ohne?
Die Versammlung nahm sich viel Zeit die Entscheidung abzuwägen und die Risiken und Vorteile einer privaten Beförsterung abzuwägen. Überwiegend dagegen sprach die Abhängigkeit bei der Holzvermarktung vom gewählten privaten Beförsterer. Als weiterer Nachteil wurde aufgeführt, dass die privaten Dienstleister im nachgefragten Holzsortiment eben nicht immer die notwendige Abnahme garantieren beziehungsweise der Mix nicht stimmt. Und für das Antragsverfahren für Zuschüsse braucht die FBG nach wie vor die Zusammenarbeit mit dem Amt für Waldwirtschaft. Nur die Vermarktung und alles, was die Themen rund um den Wald betrifft, kann mit einem externen Dienstleister (WSO, FVS) realisiert werden.
Alternativen prüfen
In einer Wortmeldung wurde Bürgermeister-Stellvertreterin Angelika Ringwald gefragt: »Es geht ja um den Privatwald und auch den Gemeindewald – wie steht die Gemeinde dazu?« Sie sagte, die Versuche seitens der Gemeinde den Revierleiter Müller in Person zu erhalten seien bisher erfolglos geblieben. Der Wunsch aus der Versammlung war eine weiterhin einheitliche Vorgehensweise von Forstbetriebsgemeinschaft und Gemeinde. Schlussendlich gab die Versammlung der Vorstandschaft den Rückhalt und den Auftrag, eine private Lösung der Beförsterung intensiv zu prüfen und Verhandlungen aufzunehmen, da die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit dem zuständigen Amt für Waldwirtschaft mehr als unbefriedigend empfunden wird.
Wunsch nach Kontinuität
Ein weiterer Wermutstropfen in dieser Personalfrage: Müller hatte erst letztes Jahr das Amt des Geschäftsführers der Forstbetriebsgemeinschaft von Marita Echle übernommen, die es bis dahin kommissarisch führte. Nun ist dies nach wenigen Monaten schon wieder obsolet und es muss wieder eine Lösung gefunden werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft in der Zusammenarbeit mit der Beförsterung etwas wünschen, was der Wald schon lange als Beispiel vorgibt: Verlässlichkeit, Kontinuität und Nachhaltigkeit.
Rückblick
Zuvor lief die Versammlung der Forstbetriebgemeinschaft wie üblich. Der Vorsitzende Josef Dorner begrüßte zur Eröffnung die Anwesenden, vor allem den scheidenden Revierleiter Christoph Müller und seitens der Gemeinde Biberach die Bürgermeister-Stellvertreterin Angelika Ringwald. Die ordnungsmäßige Einberufung wurde festgestellt. In einer Schweigezeit gedachte man den Toten der FBG. Anwesend waren 25 Mitglieder. Im Jahresrückblick des 1. Vorsitzenden wurde aufgeführt, dass drei Vorstandssitzungen abgehalten wurden, davon eine gemeinsam mit den Wegwarten. Ebenfalls nahmen die beiden Vorsitzenden an der Versammlung aller örtlichen FBG-Vorstände teil.
3.300 Festmeter Holz aus Privatwald
Revierleiter Christoph Müller erläuterte in seinem Geschäftsbericht die Einschlagsmengen: Im Privatwald wurden 3.300 Festmeter vermarktet, davon waren 1.600 Festmeter Kalamitätsholz aufgrund von Schnee, Sturm und Käferschäden.
Im Gemeindewald wurden insgesamt 1.700 Festmeter eingeschlagen, davon 1.140 Festmeter Kalamitätsholz.
Müller detaillierte die Verteilung auf die verschiedenen Holzarten. Er merkte an, dass es weiterhin Fördermittel für 2021 gäbe. Wie die Waldbesitzer die Fördermittel beantragen können, wird zeitnah bekannt geben.
Der Kassenbericht von Kassiererin Marita Echle fiel unter dem Strich positiv aus. Einnahmen von 286.000 Euro standen Ausgaben von 284.000 Euro gegenüber. Die Kassenprüfer bestätigten die Ordnungsmäßigkeit der Kassenführung. Angelika Ringwald wurde daraufhin gebeten, die Entlastung der Vorstandschaft vorzunehmen. Die Abfrage unter den Mitgliedern ergab eine vollzählige Zustimmung zur Entlastung der gesamten Vorstandschaft.
Stolperfallen im Steuerrecht
Den Wald zu bewirtschaften ist das Eine. Umsätze aus der Waldbewirtschaftung richtig zu versteuern, eine ganz andere Sache. Da traf es sich gut, dass Angelika Ringwald nicht nur Bürgermeister-Stellvertreterin ist, sondern vor allem Steuerexpertin. Sie erläuterte, welche Auswirkungen die Änderungen, vor allem in der Umsatzbesteuerung, für die Landwirte haben. Hintergrund sind Steuergesetz-Änderungen, die der deutsche Staat nach Beschlüssen der EU umgesetzt hat.
Besonders das Thema »Kalenderjahr versus abweichendes Wirtschaftsjahr« spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Ringwald erklärte, welche Stolperfallen und Risiken es geben kann und wie wichtig die kalendermäßige Planung von Einnahmen, Anlagen-Verkäufen und Investitionen in Zukunft sein wird.
Gute Situation am Holzmarkt
Josef Dorner leitete über zu der Situation auf dem Holzmarkt. Die Hölzer würden vom Markt gut angenommen und die Vermarktung laufe. Ein Sockelbetrag von 600 Festmetern wurde mit der FVS e.G. unter Vertrag genommen. Die FVS, das ist die Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald, arbeitet von Waldbesitzern für Waldbesitzer und bietet Waldbewirtschaftung, Holzvermarktung, Energieholz und Information.
Raum für Wünsche
Im letzten Tagesordnungspunkt »Wünsche und Anträge« wurden die Fördermöglichkeiten für die Wieder-Aufforstung angesprochen sowie der Vorschlag gemacht, einen zusätzlichen Ansprechpartner für die Vermietung des FGB-eigenen Spaltgeräts aufzubauen, falls der jetzige Hauptansprechpartner verhindert ist.
Im Anschluss bedankte sich die Vorstandschaft der Forstbetriebsgemeinschaft beim Revierleiter Müller. Er sei sehr umgänglich gewesen und hätte sich gewissenhaft, umsichtig und schnell um die Belange und Anforderungen der Forstbetriebsgemeinschaft und Waldbauern gekümmert. Mit einem Applaus und einem Präsent wurde Müller verabschiedet.
Forstbetriebsgemeinschaft Biberacher/Prinzbach
Privatwald-Einschlag
Rotbuche: 160 Festmeter
Douglasie: 190 Festmeter
Fichte: 900 Festmeter, davon 500 Festmeter Kalamitätsholz
Weißtanne: 2.000 Festmeter (davon 1.000 Festmeter Kalamitätsholz)
Gemeindewald-Einschlag 2021:
Buche: 300 Festmeter, davon 100 Festmeter Kalamitätsholz
Douglasie: 60 Festmeter
Fichte: 40 Festmeter, davon 100 Prozent Kalamitätsholz
Weißtanne: 1.300 Festmeter, davon 1.000 Festmeter Kalamitätsholz