Auf eine musikalische Reise mit märchenhaft-abenteuerlichen Gute Nacht-Geschichten entführte die Musikkapelle Prinzbach-Schönberg die Gäste beim Jahreskonzert in der vollbesetzten Festhalle Biberach. Unter der Leitung von Dirigent Stefan Griesbaum glänzte das Orchester mit konzertanten Werken und Filmmelodien, deren anspruchsvolle Arrangements und virtuose Darbietung im Publikum Begeisterungsstürme entfachte.




Die Befürchtung, dass ein Abend unter dem Motto »Gute Nacht-Geschichten« den Besuchern im weihnachtlichen Lichterglanz-Ambiente der Festhalle allzu Besinnliches und womöglich Schlafliedgut bescheren könnte, entkräftete Moderator Josef Schöner gleich zu Beginn. Und die Instrumentalisten präsentierten mit wachem und energiegeladenem Spiel die vier Sätze von »Gullivers Reisen«.
Der Klassiker der Weltliteratur, bereits 1726 entstanden, hat den belgischen Komponisten Bert Appermont inspiriert, diese fantastische Reise in vier Stationen musikalisch umzusetzen: Spielerisch entwickelt sich das Thema, getragen von Flötenklängen und dezentem Schlagwerk. Die Spannung steigt, wenn die Holz- und Blechbläser einsetzen und darstellen, wie Gulliver von monströsen Gestalten verschleppt wird. Atmosphärisch dichte Klangfarben setzen die »schwebende Insel« in Szene. Triumphale Trompetenklänge stehen für die »ehrwürdigen Pferde«, bevor Hörner und Posaunen zum fulminanten Finale aufrufen.
Knackige Bläsersätze, treibende Rhythmen
Reicher Beifall für den großartigen Konzertauftakt, dem monatelange harte Probenarbeit vorausgegangen war. Stefan Griesbaum versteht es, als Orchesterchef sein Ensemble mit einer Stimme sprechen zu lassen und in einer reizüberfluteten Zeit noch echte Hörerlebnisse zu schaffen. Vermutlich haben die Programmgestalter deshalb auf die bei Konzerten fast schon obligatorischen Bild- und Videoeinspielungen verzichtet. Eine gute Entscheidung: Wenn schon »Show« angesagt ist, lässt man die sieben Zwerge am besten leibhaftig im Gänsemarsch durch die Halle zur Bühne spazieren, damit sie dort ihr Schneewittchen »befreien« können.
Ein Gag, der beim Publikum gut ankam und ein perfekter Einstieg war für die vier Sätze von »Schneewittchen und die 7 Zwerge« aus der Feder des österreichischen Komponisten Thomas Doss. Und das Orchester punktet einmal mehr mit musikalischen Überraschungen und Kontrasten: Knackige Bläsersätze und treibende Rhythmen gegenüber einem fast unwirklich erscheinenden, hell schimmernden Piano und wohlklingender Leichtfüßigkeit.
Virtuosität und eben Leichtigkeit verbinden die Musikerinnen und Musiker auch beim »Zauberer von Oz«, einem Werk von James Barnes, das sich auf den legendären Hollywood-Klassiker mit Judy Garland in der Hauptrolle bezieht. Die Akteure auf der Bühne zelebrieren harmonisch-melodische Klanglandschaften, bauen jazzige Metren ein, zerlegen Melodien in Töne. Und immer wieder erklingen Fragmente des Evergreens »Over the Rainbow«. Anhaltender Applaus der Gäste begleitete das Ensemble in die Pause.
Musical-Melodie und ein Medley von Filmhits
Weiter ging die musikalische Reise »In 80 Tagen um die Welt«. Josef Schöner erzählte von der Handlung des weltbekannten Romans Jules Vernes, der seinen Protagonisten Phileas Fogg von London aus auf eine Weltreise schickt. Der zeitgenössische Komponist Otto M. Schwarz hat daraus ein spannendes Werk für Blasorchester gemacht. Eindrucksvoll setzten Dirigent und Kapelle das turbulente Geschehen der literarischen Vorlage musikalisch um und boten mit ihrer Interpretation großes Kino für die Ohren.
Ruhiger wurde es, als »Nessaja« erklang, das Lied der Schildkröte aus »Tabaluga oder die Reise zur Vernunft«, mit der Deutsch-Rocker Peter Maffay 1983 die Reihe der beliebten Kinder-Musicals startete. Auch Stefan Griesbaum und das Orchester haben sich der melancholischen Melodie mit einem subtilen Arrangement angenommen und spielten sie so fein austariert, dass man mitsummen konnte.
»Machen Sie es sich gemütlich wie sonntagabends nach acht!« verkündete der Moderator, als er mit „Film ab Doldinger“ die bekannte »Tatort«-Titelmelodie ansagte. Der pulsierende Rhythmus, gleichsam ein Paradestück für Drummer, legte einst den Grundstein für die Karriere eines Udo Lindenberg, damals noch unter den Fittichen seines Mentors Klaus Doldinger, der den Titel komponierte. Ein Medley bekannter Doldinger-Kompositionen, darunter auch Musik aus dem TV-Blockbuster »Das Boot«, servierte die Kapelle mit beeindruckender Spielfreude. Exquisit auch die melodische Führung zu Beginn von John Powells »Drachen zähmen leicht gemacht« mit dem Intro der Posaunen. Hochkonzentriertes, präzises Ensemblespiel hielt die Spannung bis zum Schluss.
Beseelter Ausklang
In der lautstark geforderten Zugabe »Ohne Krimi geht die Mimi …« dann entspanntes Musizieren, das auch den Akteuren auf der Bühne sichtlich Freude bereitete. Auch ohne Taktstock sorgte Stefan Griesbaum für genaues Timing und swingenden Big Band-Sound. Damit sich der Kreis der Gute Nacht-Geschichten schloss, rezitierte Josef Schöner einige Verse zum Lob des Dirigenten. Dabei saß der Hobbypoet im nachtblauen Schlafanzug gemütlich im Sessel, schwenkte ein Glas Whisky und prostete dem Orchesterleiter zu, der im bodenlangen weißen Nachthemd und mit Zipfelmütze vor dem Orchester erschien. Gelächter, Applaus und Jubelrufe in der Halle. Auf der Bühne danach ein stimmungsvoller Konzertausklang mit einem beseel-ten »Guten Abend, gut‘ Nacht«.
Das allerletzte Wort gehörte dem Vorsitzenden des Musikvereins, Bernd Schmieder. Er dankte allen Helfern und Sponsoren, die zum Gelingen des Jahreskonzerts beigetragen und für das leibliche Wohl der zahlreichen Gäste in der Festhalle gesorgt hatten. Ein besonderer Dank ging an die Spender für die Tombola.
Viele Jahrzehnte musikalischer Einsatz
Josef Schrempp ist seit 55 Jahren aktiver Musiker – Neun aktive Musiker geehrt
Im Rahmen des Jahreskonzerts wurden neun Vereinsmitglieder für ihr Engagement als Musiker und Amtsträger geehrt.
Ein seltenes Jubiläum kann Josef Schrempp feiern: »Du begannst vor 55 Jahren in unserem Verein«, würdigte der Vorsitzende Bernd Schmieder das Wirken des aktiven Musikers, der 1964 als Klarinettist begann und später zum Tenorsaxofon wechselte. Zudem amtierte Josef Schrempp von 1976 bis 1978 als 2. Vorsitzender und zehn Jahre als Beisitzer. Sein Wissen sowie seine handwerkliche Tatkraft habe er stets in die Dienste des Vereins gestellt und sei damit auch ein Vorbild für die Musikerinnen und Musiker.
Vor 45 Jahren hat Bernhard Echle seine musikalische Laufbahn im Verein begonnen – am Flügelhorn, dem er bis heute treu geblieben ist. Auch Friedrich Roser trat dem Verein vor 45 Jahren bei, war Klarinettist, spielte zeitweise das Tenorhorn und ist seit 13 Jahren an der Pauke aktiv. Von 1984 bis 2006 hatte er verschiedene Posten im Vorstand inne und war acht Jahre lang 1. Vorsitzender. In seiner Amtszeit entstand auch das Probelokal, das bis heute genutzt wird.
Mit Josef Schöner wurde ein weiterer »Fünfundvierziger« als Musiker und Amtsträger geehrt. Ab 1974 spielte er im Orchester 30 Jahre lang die Trompete und sorgt seit 13 Jahren als Schlagwerker für den richtigen Rhythmus. Über zwei Jahrzehnte engagierte er sich im Vorstand und als Beisitzer. Darüber hinaus unterhält Josef Schöner seit 38 Jahren bei Konzerten das Publikum als Ansager und Moderator mit Humor, Wortwitz und ab und an schlagfertig mit einem Seitenhieb auf den Zeitgeist.
Auszeichnung mit der Goldenen Ehrennadel
Für 40-jährige Treue werden Musikerinnen und Musiker vom Blasmusikverband mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Verbandsvizepräsident Helmut Lauble unterstrich in seiner Rede die Bedeutung der Musikvereine für das Zusammenleben in der Gesellschaft. Auch das sei ein Verdienst der Geehrten.
Karin Beck erhielt die Ehrennadel für ihr Wirken als Klarinettistin und Flötenlehrerin im Verein sowie für ihre 20-jährige Tätigkeit als Schriftführerin. Klaus Beck ist als Tenorhornist eine wichtige Stütze der Musikkapelle. 22 Jahre nahm er verschiedene Verwaltungsaufgaben wahr. Ab 1998 war er 2. Vorstand und von 2006 bis 2010 dann 1. Vorsitzender. Wolfgang Leopold begann 1979 als Es-Hornist und spielt seit 2012 das F-Horn. Besonders erwähnt wurde sein Engagement für die technischen Belange und das Probelokal des Vereins.
Anton Roser spielt seit 1979 das Tenorhorn und hat dem Musikverein trotz eines Wohnortwechsels vor 22 Jahren die Treue gehalten. Christoph Schmider – als Posaunist aktiv im Orchester – begleitete von 1990 – 1994 das Amt des Jugendwarts und von 1994 – 1998 das des
1. Vorsitzenden. Dass beide Töchter und auch der Sohn im Orchester mitspielen, fand ebenfalls Erwähnung.
Vorstand Bernd Schmieder dankte auch den Partnerinnen oder Partnern der an diesem Abend Geehrten. Dirigent Stefan Griesbaum und das Orchester erwiesen die Referenz musikalisch – mit dem schmissigen »Fliegermarsch«.