In der Ortenau und im Schwarzwald sollen bald schon Züge rollen, die umweltfreundlich mit einer Riesen-Batterie angetrieben werden. Gerade auf Strecken, auf denen bisher noch Dieselloks dampfen. Diese Hybrid-Fahrzeuge gelten als Pilotprojekt.
Die Nahverkehrsgesellschaft SWEG setzt mit den geplanten Zügen erneut auf nachhaltige Antriebe ihrer Fahrzeuge. Schon mehrfach in der jüngsten Vergangenheit hat das Unternehmen des Landes mit Hauptsitz in Lahr mit umweltfreundlichen Technologien für ihren Fuhrpark für Aufsehen gesorgt. Ein selbstfahrender Bus ohne Chauffeur war bei der Landesgartenschau in Lahr 2018 eingesetzt worden, Elektrobusse rollen mittlerweile für die SWEG, Hybridtechnik wird ausprobiert und Dieselfahrzeuge mit neuen Technikstandards sorgten für Schlagzeilen aus Lahr.
Nun rollen die nächsten Innovationsfahrzeuge heran. Gleich auf mehreren Strecken des SWEG-Netzes sollen ab Winter 2023, also in zweieinhalb Jahren, sogenannte batterie-elektrische Züge verkehren. Angekur- belt worden war dies noch vom mittlerweile in den Ruhestand ausgeschiedenen SWEG-Vorstandschef Johannes Müller. Dieser hatte zu seiner Zeit das von ihm gesteuerte Landesunternehmen stets auf umweltfreundlichem Kurs für Zukunftstechnologien gehalten.
Das Neue an den Batterie- Zügen: Sie können sowohl auf elektrifizierten Trassen fahren als auch auf Schienen, an denen es noch keine Stromverbindung gibt und auf denen sonst nur Dieselloks eingesetzt werden können. Die Batteriezüge überbrücken dabei die stromfreien Abschnitte, in dem sie in dieser Zeit auf Riesen-Batterien zurückgreifen. Diese wiederum werden auf den Strom-Trassen aufgeladen und nutzen sogar die Bremsenergie beim Bergabfahren, etwa aus den höher gelegenen Orten im Schwarzwald, wenn es bergab geht und die Loks überschüssigen Schub haben, der in herkömmlichen Zügen sonst an den Bremsen ungenutzt verpufft. Dieser Bremsschub, vereinfacht gesprochen, wird in Energie für die Batterie gespeichert. Ganz so, wie man es von Hybridautos her kennt. Jährlich sollen die neuen Züge ein Volumen von rund zwei Millionen Kilometern leisten.
Das Land Baden-Württemberg hat die neuen Züge für den Einsatz bei der SWEG bestellt. Wie das Verkehrsministerium in Stuttgart mitteilte, habe die Landesanstalt Schienenfahrzeuge (SFBW) bei der Firma Siemens 20 Züge vom Typ Mireo Plus B geordert. Die zweiteiligen Triebzüge verfügen nach Angaben des Ministeriums jeweils über 120 Sitzplätze.
»Mit dieser innovativen Technik ist eine Elektrifizierung von Bahnstrecken auch ohne durchgängige Oberleitung möglich«, sagte baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Der Zug hat laut Ministerium im Batteriebetrieb eine Reichweite von rund 80 Kilometern.
Züge und Instandhaltung kosten das Land insgesamt 77 Millionen Euro. Siemens ist dem Ministerium zufolge 28 Jahre lang für die Instandhaltung der Züge zuständig. Für diese Lösung habe man sich entschieden, weil man »mit der Einführung dieser Technologie Neuland betrete« so Hermann. Gebaut werden die Züge im Siemens-Mobility-Werk in Krefeld. Die KfW IPEX-Bank finanziert die Züge für die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg.
»Mit dieser Bestellung investiert das Land Baden- Württemberg in die Zukunft der Mobilität. Unser Batteriezug Mireo Plus B ermöglicht einen klimafreundlichen, lokal emissionsfreien Personenverkehr und bietet damit eine nachhaltige Alternative zum Einsatz von Dieseltriebzügen auf nicht elektrifizierten Strecken. Die Verfügbarkeit der Flotte garantieren wir mit der Instandhaltung über den gesamten Lebenszyklus«, sagt Sabrina Soussan, Chefin von Siemens Mobility.