In Unterharmersbach ist alles bestens geregelt. Das zeigte sich einmal mehr bei der Jahresveranstaltung der historischen Bürgerwehr in der Schwarzwaldhalle.
Der plötzliche Wintereinbruch am Samstag hielt die Theaterfreunde auch dieses Jahr nicht vom Besuch ab. Im Gegenteil: Wenn die Bürgerwehr einlädt, sind alle da. Auch das ist Tradition. Die Schwarzwaldhalle war bis auf den letzten Platz besetzt und die Besucher erlebten einen Theaterabend der Spitzenklasse.
So zeigte es sich an diesem Abend, dass auch die Nachfolge des Ehren-Theaterleiters Simon Haas bestens geregelt ist. Tobias Schwendemann gab als neuer Regisseur der Traditions-Theatergruppe »Lampenfieber« ein glänzendes Debüt. Er hatte mit dem Lustspiel »Alles bestens geregelt« aus der Feder des Erfolgsautors und amtierenden Inzighofener Bürgermeisters Bernd Gombold voll ins Schwarze getroffen. Da prallen Welten aufeinander, da gibt es Missverständnisse und Verwechslungen aller Art, die wiederum zu Situationen von unwiderstehlicher Komik führen. Kurzum: Gombold ist ein Garant für beste Unterhaltung, vor allem, wenn seine Vorgaben so einfallsreich und witzig umgesetzt werden wie in Unterharmersbach.
Die Bürgerwehr Unterharmersbach ist hoch angesehen und beliebt. Das zeigte sich ein weiteres Mal bei der Begrüßung der vielen Ehrengäste durch den 1. Vorsitzenden Josef Roth: Bürgermeister Günter Pfundstein, Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner, Landeskommandant Hajo Böhm aus Villingen und Abordnungen der benachbarten Bürgerwehren aus Zell am Harmersbach, Oberharmersbach, Bad Peterstal, Gengenbach und Haslach waren gekommen.
Mit dem Aufmarsch der Bürgerwehr Unterharmersbach wurde der Abend traditionell eröffnet. Mit dabei war erstmals auch der Spielmannszug der Bürgerwehr Zell unter der Leitung von Ingo Lorenz. Diese Premiere, bei der beide Spielmannszüge bestens harmonierten, wurde mit Riesenbeifall bedacht.
Opa im Hungerstreik
Dann war es soweit: Das Lustspiel beginnt mit einer vielversprechenden Protestszene, quasi einem Paukenschlag als Auftakt. Opa Anton, in einer maßgeschneiderten Rolle für den Publikumsliebling Alfred Willmann, hat sich an einem Hackklotz angekettet und ist in den Hungerstreik getreten. Er wehrt sich gegen das Vorhaben seiner Schwiegertochter, der energischen Jungbäuerin Rosi (in dieser Hauptrolle perfekt gespielt von Stefanie Vögele). Sie hat nach dem Tod ihres Mannes einen Teil des von ihr allein bewirtschafteten Hofes seniorengerecht umgebaut und zudem Fremdenzimmer eingerichtet. Damit nehmen die Intrigen, Verwechslungen und unglückliche Zufälle ihren verhängnisvollen Verlauf.
Die Jungbäuerin erfährt lediglich durch ihre Mutter Klara (Manuela Schmidt) ein wenig Unterstützung. Doch deren übertriebener Putzfimmel ist Opa Anton ein Dorn im Auge.
Eine Nervensäge ist auch die geizige Nachbarin Brunhilde. In einer Paraderolle – hervorragend gespielt von Christine Bartenbach – schreckt sie vor nichts zurück, wenn es etwas abzustauben gilt. Dabei wird sie gelenkt von ihrem notorischen Geiz. So zum Beispiel, wenn sie sich ständig die Frauenzeitschrift »Herz-Schmerz« ausleiht, ein Blatt mit Weisheiten für alle Lebenslagen. Auf dieses Heftchen fährt auch Postbotin Lisa (Desirée Fiebig) ab. Sie sucht verzweifelt einen Mann und hofft mit Hilfe der dort veröffentlichten Tipps, endlich »den Richtigen« zu finden.
Auf der Suche nach dem Mähdrescher
Opa Anton mischt ebenfalls fleißig mit. Er inseriert in der Herz-Schmerz, dass die verwitwete Rosi einen zupackenden Bauern sucht. Auf diese Anzeige fällt Gustav Glitzer, hervorragend gespielt von Tobias Schwendemann, herein. Er sorgt mit seinen leichten Sprachstörungen, wie »Mo-Mo-Mofa« und dem »Mäh-Mäh-Mähdrescher«, gepaart mit seiner Tollpatschigkeit für Lachsalven. Dann stolpert Dr. Reinhard Kümmerlich (Nicolai Gißler) in die Szenerie. Ein Wanderer, der sich verirrt hat, weil seine vermeintliche Karte ein Schnittmuster ist. Ihn hält die junge Bäuerin für den dringend herbeigerufenen Vertretungstierarzt, weshalb er Geburtshelfer beim Kalben einer Kuh machen und eine andere künstlich besamen muss. Und dies alles als Doktor der Chemie, der er eigentlich ist.
Heimliche Liebe
Turbulent geht es weiter. Andreas Brosamer betritt die Szene als erster Feriengast auf dem Hof. Er ist eigentlich inkognito da, denn im Hauptberuf ist er der berühmte Schriftsteller Hajo Hassmich, bekennender Single und Verfasser frauenfeindlicher Werke. Mit ihm kreuzt seine heimliche Liebe auf, ein aufgetakelter Paradiesvogel aus der Großstadt namens Sonja (Anastasia Sorychta). Schnell wird sie als »Britta von Schwallbach« aus dem Herz-Schmerz-Blatt entlarvt. Doch sie ist nur das Gesicht nach außen. Die Ratschläge verfasst Hajo Hassmich als Ghostwriter.
Opa Anton, als Mann, der zu viel weiß, hat das alles schnell durchschaut und mit einem Schweigegeld scheint »alles bestens geregelt«. Doch auch er hat einiges zu »schlucken«, weil seine Schwiegertochter seine Lieblingsfeindin, ihre Mutter Klara, bei ihm als persönliche Reinigungskraft einquartiert. So gibt es auf der Bühne – wie es halt im Leben so ist – glückliche und weniger glückliche Menschen, und das im Stück einige Male zitierte Sprichwort »Liebe vergeht, Hektar besteht« regelt auch hier vieles, aber eben nicht alles.
Immer wieder Szenenapplaus auf offener Bühne und langanhaltende Beifallstürme in der Halle. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen: »So haben wir schon lange nicht mehr gelacht. Toll, wie die Theaterspieler(-innen) dieses dreistündige Lustspiel wie eine echte Profitruppe in Szene gesetzt haben. Da kann das Fernsehen daheimbleiben«.
Herzliche Dankesworte der Bürgerwehr galten zum Abschluss den Helfern für das gute Gelingen des Abends sowie der Theaterspielgruppe »Lampenfieber«.
Das Ensemble und die Helfer im Hintergrund:
Hallendekoration: Konrad Echle, Anna Gutmann und Patricia Florin.
Ton- und Hallentechnik: Alexander Laszlo, Simon Haas und Hubert Kornmayer.
Thekenpersonal unter der Leitung von Marcus Bohnert.
Küchenteam unter der Leitung von Christian Schwarz.
Tombolateam: Johannes Müller, Rudolph Lehmann, Siegfried Schülli und Gabriel Roth.
Theaterspieler:
Alfred Willmann – Anton (Opa); Stefanie Vögele – Rosi (Bäuerin); Manuela Schwarz – Klara (Mutter von Rosi); Andreas Brosamer – Hajo (Gast bei Rosi und Schriftsteller); Christine Bartenbach – Brunhilde (Nachbarin von Rosi und Anton); Desirée Fiebig – Lisa (Postbotin); Anastasia Sorychta – Sonja; Nicolai Gißler – Reinhard; Tobias Schwendemann – Gustav
Gesamtleitung: Tobias Schwendemann.








