Morgen Abend ab 20 Uhr spielt wieder die Musik in der Reichstalhalle. Dann führt Dirigent Rüdiger Müller die Miliz- und Trachtenkapelle durch ihren ersten großen Auftritt seit 2019. Seit Wochen feilt der Orchesterleiter mit seinen Musikerinnen und Musikern am Klang.
Susanne Vollrath hat mit Rüdiger Müller über das Oberharmersbacher Orchester, die Rolle des Dirigenten in Hinblick auf den Sound und vor allem das Restart-Konzert gesprochen.
Herr Müller, morgen ist es endlich so weit. Die Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach spielt wieder ein Jahreskonzert. Worauf dürfen sich die Besucher freuen?
Das Orchester ist für konzertante Blasmusik bekannt. Die wird es auch am Samstag geben. Es ist von allem etwas dabei. Etwas, das die guten Musiker herausfordert, etwas, bei dem die Spielfreude sichtbar wird. Es gibt gefällige Stücke, Originalkompositionen, bei denen es einfach Spaß macht sie zu spielen und sie zu hören. Keine besonders leichte Literatur für ein Restart-Konzert.
Letztes Jahr fand kein Jahreskonzert statt. Einige der Stücke, die damals gespielt werden sollten, finden sich nun im aktuellen Programm. Hat das einen besonderen Grund?
Ein paar Stücke haben wir tatsächlich vom letzten Jahr rübergezogen. Sie sind ja noch nicht aufgeführt. Dazu studierten wir einige neue Stücke ein. Damit die Proben interessant bleiben. Und auch ein bisschen, dass die Musiker merken: Wir müssen was tun. Bald ist Konzert!
Wie lange haben Sie geprobt?
Seit fünf Wochen proben wir intensiv. Eine knappe Zeit, aber die Oberharmersbacher knien sich richtig rein! Die Musikerinnen und Musiker machen das wirklich sehr, sehr gut. In Oberharmersbach steht kein einziger Berufsmusiker auf der Bühne. Das muss man sich stets vor Augen halten.
Was passiert in den Proben für ein neues Stück?
Neue Stücke erarbeiten wir so: In der Probe teilen wir die Noten aus. Wir spielen – und schauen, wie weit wir kommen. Es gibt immer technische Stellen, die man nicht vom Blatt spielen kann. Die gilt es zu Hause zu üben. Dann gehe ich als Dirigent relativ schnell an den Rhythmus. Peu à peu geht es voran. Ein neues Stück einzustudieren, das ist wie ein Puzzle. In den Proben legen wir es, am Konzerttag erscheint es dem Publikum als Bild. Es geht darum, Emotionen zu transportieren, und darum, dass die Musiker gerne spielen.
Hat die lange Corona-Pause Spuren hinterlassen?
Man merkte, dass die Musiker zwei Jahre nicht so konstant geprobt haben wie normalerweise. Der Ansatz geht verloren und die Kraft, ein ganzes Konzert durchzuhalten, fehlte. Das mussten die Musiker wieder üben. In der Hinsicht ist Blasmusik tatsächlich ein bisschen wie Leistungssport.
Wie halten Sie’s als Dirigent mit der Balance zwischen Gefühl und Technik?
Die Technik ist wichtig. Aber sie darf nicht zu viel vom Gefühl und vom großen Bogen nehmen. Gute Musik soll Gänsehaut erzeugen und zu Tränen rühren. Wenn die Musik den großen Bogen spannt, das Orchester einen Klang produziert, der die Seele berührt, dann ist es richtig. Oberharmersbach schafft das. Sogar in den Proben bekomme ich regelmäßig Gänsehaut.
Das komplette Interview und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.
INFO
Über das Jahreskonzert
Die Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach lädt alle Musikfreunde am Samstag, den 23. April 2022 um 20 Uhr in die Reichstalhalle ein. Tickets gibt es an der Abendkasse.
Zur Aufführung kommen die Stücke »Amazing Impression« (Wolfgang Kornberger), »First Suite in Es« (Gustav Holst), »Triumphmarsch« (Wilhelm Wieprecht), »Armenische Tänze 1« (Alfred Reed), »Machu Picchu« (Satoshi Yagisawa) und Klassiker aus dem »Phantom der Oper«.
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