Bürgermeister Huber kandidiert nicht mehr

Nach zwei Amtszeiten geht seine Zeit als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde zu Ende – Siegfried Huber kritisiert den politischen Stil, der im Gemeinderat Einzug gehalten hat

Wenn voraussichtlich im Okto­ber der neue Bürger­meister gewählt wird, dann fehlt der Name ­Siegfried Huber auf dem Stimmzettel. Seinen Entschluss, sich nicht mehr für eine dritte Amtszeit zu bewerben, teilte er am Montagabend im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung mit.

Nach intensiver und gründlicher Überlegung, auch mit der Familie, habe er sich zu diesem Schritt entschlossen, sagte er. Seine Ehefrau Agnes und Tochter Madleen saßen an diesem Abend in den Reihen der Zuhörer. »Es ist nicht immer einfach in der Heimatgemeinde Bürgermeister zu sein«, stellte Siegfried Huber mit Rückblick auf seine Zeit als Rathauschef seit Oktober 2001 fest. Damals war er mit 40 Jahren zum Nachfolger von Otmar Ritter gewählt worden. Acht Jahre später wurde er als einziger Kandidat mit 98,6 Prozent im Amt bestätigt.

Rückblick auf schöne und anstrengende Jahre

Er sei dankbar, dass er über eine so lange Zeit die Entwicklung Oberharmersbachs mitgestalten durfte. Es waren seinen Worten nach »überwiegend schöne, abwechslungsreiche, aber auch anstrengende Jahre als Bürgermeister«. Dabei endete seine Aufgabe nicht an der Gemarkungsgrenze, wie er betonte, er sah sein Handeln auch in regionaler Verantwortung. So seien in den letzten 16 Jahren viele Kooperationen zum Wohl der Gemeinde entstanden.

Neben der hohen Arbeitsbelastung mit 70 bis 90 Stunden in der Woche, vor allem an Abenden und an Wochen­enden, nannte Huber als Grund für den Verzicht auch den politischen Stil, der nach der letzten Kommunalwahl mit der Bürgerliste als neuer Fraktion Einzug gehalten habe, der seiner Meinung nach »für eine konstruktive Weiterentwicklung unseres Ortes nicht förderlich ist.« Mit Blick auf die Zukunft sagte er: »Oberharmersbach ist gut aufgestellt, und die Weichen für bedeutende Themen und Projekte sind gestellt.«

Verzicht kommt überraschend

Gerade deshalb kommt für nicht wenige Bürger Oberharmersbachs der Verzicht auf eine dritte Amtszeit doch überraschend. Vielfach war erwartet worden, dass Siegfried Huber weiterhin als Bürgermeister die von ihm angeregte Gestaltung der neuen Ortsmitte, die Sanierung von Rathaus und Feuerwehrhaus sowie den Neubau des Feuerwehrgebäudes begleiten würde. Er hinterlässt seinem Nachfolger damit ein gewaltiges Erbe. Verständlich war daher sein Wunsch für kompetente und fachlich gute Bewerber bei der Wahl im Herbst.

In einer Personalversammlung vor der Gemeinderatsitzung informierte Huber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über seine Entscheidung und dankte ihnen für die Unterstützung seiner Arbeit. »Jetzt ist die richtige Zeit«, stand über der Pressemitteilung, Zeit für Veränderungen in der Gemeinde und für ihn persönlich. Bis zum 31. Dezember ist der 56-Jährige noch im Amt, dann möchte er beruflich etwas Neues wagen.

Einige erste Reaktionen auf den Kandidaturverzicht

Otmar Ritter, Bürgermeister a. D. und EhrenbürgerFoto: Schwarzwälder Post (Archiv)

Otmar Ritter, Bürgermeister a. D. und Ehrenbürger

Er war ein guter Bürgermeister. Daher bedaure ich es einerseits, weil wir persönlich ein gutes Verhältnis hatten. Andererseits kann ich seine Entscheidung unter den gegebenen Umständen nachvollziehen.

Anja Jilg, Gemeinderätin, CDUFoto: Schwarzwälder Post (Archiv)

Anja Jilg, Gemeinderätin, CDU

Ich respektiere die Entscheidung und finde sie auch folgerichtig. Eine vernünftige Zusammenarbeit im Gemeinderat war meines Erachtens einfach nicht mehr möglich.

Klaus Lehmann, Gemeinderat, Freie WählerFoto: Schwarzwälder Post (Archiv)

Klaus Lehmann, Gemeinderat, Freie Wähler

Wir müssen die Entscheidung akzeptieren. Das Amt ist nicht einfach, wenn man wie Oberharmersbach nicht über sprudelnde Steuereinnahmen verfügt. Die Bürgerliste kann man daher nicht allein für die Differenzen im Gemeinderat verantwortlich machen, wenn sie sich kritisch zu Haushaltsfragen äußert. Dem Nachfolger wünsche ich daher ein gutes Fingerspitzengefühl, damit alle Parteien wieder zum Wohl der Gemeinde zusammenarbeiten.

Sonja Wurth, Gemeinderätin, BürgerlisteFoto: Schwarzwälder Post (Archiv)

Sonja Wurth, Gemeinderätin, Bürgerliste

Wir sind angetreten, kritische Fragen zu stellen und für mehr Transparenz zu sorgen. Leider war, ohne Schuldzuweisungen meinerseits, von Anfang an das Klima am Rats­tisch »vergiftet«. Sollte Herr Huber sich durch uns persönlich angegriffen fühlen, so tut es mir leid. So war das nicht beabsichtigt. Ein neuer Bürgermeister bietet hoffentlich die Chance für eine sachbezogene konstruktive Zusammenarbeit im Gemeinderat.

 

 

 

 

 

 

 

 

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