Am Fasendsonntagmorgen findet traditionell eine Narrenmesse in der Nordracher Pfarr kirche statt. Pfarrer Gerner feierte sie mit dem Narrenrat und zahlreichen Glashansele.
Zu den Klängen des Narrenmarsches, intoniert von der Nordracher Piratenkapelle unter der Leitung von Dirigentin Annette Tafler, zogen Pfarrer Gerner, die Narrenräte und eine große Anzahl von Glashansele in den Kirchenraum ein. Die Mitglieder der Narrenzunft gestalteten den Gottesdienst mit, sie spra-chen die Fürbitten und eine Gitarren- und Gesangsgruppe spielte und sang die passend ausgesuchten Lieder.
Pfarrer Gerner hielt eine bemerkenswerte Predigt. In gereimten Versen beschrieb er vier Arten von Viren, die die Menschen befallen hätten. Virus eins sei das Coronavirus, das seit vielen Monaten das Leben stark einschränke. Die Menschen würden jetzt merken, dass Gesundheit kein Menschenrecht sei, sondern ein Geschenk.
Den Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche bezeichnete er als Virus zwei. Die Opfer hätten viele Jahre lang keine Beachtung gefunden. Mit sehr kritischen Worten verurteilte Pfarrer Gerner das Verhalten auch mancher Bischöfe und machte sie für die dramatische Lage der Kirche mitverantwortlich, was auch in stark steigenden Kirchenaustritten zum Ausdruck komme.
Viele Politiker seien vom Virus drei befallen, darunter Ex-Präsident Trump und der russische Präsident Putin, den er als Wolf im Schafspelz bezeichnete. Er habe die ganze Welt getäuscht und belogen und bringe großes Leid über die Menschen in der Ukraine.
Virus vier dagegen habe gute Eigenschaften. Man sollte sich von ihm anstecken lassen und sich für die gute Sache engagieren. »Macht mit«, rief er den Gläubigen zu, »dann werden wir für die Zukunft fit«. Mit »Narri, Narro, Alaaf und Helau und dann noch ein Amen« beschloss er die Predigt und erhielt spontanen Beifall der Kirchenbesucher.
In die Fürbitten für die verstorbenen Mitglieder der Narrenzunft schloss Zunftmeister Stefan Haas auch die Menschen in der Ukraine ein. »Wir beten für die Menschen in der Ukraine und bitten um Frieden in der Welt«.
Nach dem beeindruckenden Gottesdienst zogen die Narren vor die Hansjakob-Halle, wo Zunftmeister Stefan Haas die Taufe von neun neuen Glashansele vornahm. Aus einem Narrenbrunnen-Modell schöpfte er dazu das Taufwasser. Danach mussten die neuen Glashansele noch das Gelübde ablegen, »der Narrenzunft treu zu dienen«.
Zum guten Ende lud Stefan Haas alle, die in die Kirche und zur Taufe gekommen waren, in die Kegelbahn der Hansjakob-Halle ein mit den Worten: »Das erste Getränk geht auf die Narrenzunft«