An der Schwelle zum neuen Jahr wünschen die Menschen sich Gesundheit und Glück. Und es gibt viele Symbole dafür: das vierblättrige Kleeblatt und das Glücksschwein, den Glückspfennig und den Fliegenpilz, den Schornsteinfeger und das Hufeisen. Von letzterem Symbol hat Rolf Vitt ganz viele davon. Fast könnte man behaupten, der Kunstschmiedemeister vom Brunnenhof in Prinzbach ist »des Glückes Schmied«.
Die Wintersonne strahlt durch die Fensterscheiben in die Schmiedewerkstatt. Drinnen sorgt der Dunst des Feuers in der Luft für einen dezenten Nebelschleier. Angefacht vom Gebläse flackert die schwefelarme Schmiedekohle mit heller Flamme in der Esse auf. Rolf Vitt hält mit einer langen Zange geduldig das vorgefertigte Hufeisen in die Glut bis das schwarze Eisen fast weißgelb geworden ist. Ist dieser Punkt erreicht, schwenkt er es schnell zum schweren Amboss, der direkt hinter ihm steht. Mit klingenden Hammerschlägen bringt er das Hufeisen in seine endgültige Form.
„Jedes Hufeisen muss individuell auf den Pferdehuf angepasst werden“, erklärt Rolf Vitt. Außerdem spielt es eine wesentliche Rolle, wie das Pferd eingesetzt wird. Beim Springreiten, Dressur- oder Military-Turnieren kommen eher leichte Hufeisen zum Einsatz. Zum Wandern oder für Kutschfahrten müssen die Hufeisen robuster sein. Manchmal erhalten sie harte Stollen aus Widia Stahl. Nur noch wenige Pferde kommen in der Landwirtschaft auf dem Feld oder im Wald zum Einsatz, weshalb besonders grobstollige Hufeisen heutzutage eher selten geschmiedet werden.