Auch bei der Nordracher Feuerwehr hatte die Corona-Pandemie den gewohnten Ablauf deutlich durcheinandergebracht. Dies konnte man bei der Jahreshauptversammlung im Lehrsaal des Feuerwehrgerätehauses den einzelnen Berichten entnehmen.
Kommandant Heiko Spinner begrüßte alle aktiven Feuerwehrmitglieder, die Altersabteilung sowie Bürgermeister Erhardt als Vertreter der Gemeindeverwaltung. Leider waren auf Grund der aktuellen Corona Vorschriften keine Gäste erlaubt. Auch auf das traditionelle gemeinsame Essen musste verzichtet werden.
Die Totenehrung hatte diesmal große Bedeutung. Im vergangenen Berichtsjahr mussten gleich vier Kameraden zu Grabe getragen werden. Im November 2020 verstarb der Alterskamerad Ludwig Huber. Ihm folgten im Juli 2021 – und zwar innerhalb einer Woche – Walter Junker und Ernst Hoferer ebenfalls aus der Altersabteilung. Ebenfalls in der gleichen Woche verstarb auch noch nach kurzer schwerer Krankheit das aktive Mitglied Frank Kitzinger. Trotz der Corona-Verordnungen war es möglich, den Verstorbenen an ihrem Grab die letzte Ehre zu erweisen. Kommandant Heiko Spinner und Altersobmann Reiner Braun fanden dazu jeweils tröstende Worte bei der Grabrede. Im Gedenken aller Verstorbenen legte man eine Schweigeminute ein.
Roter Faden »Pandemie«
Wie ein roter Faden zog sich die Corona-Pandemie durch den Bericht des Schriftführers Rolf Braun. Schon kurz nach der letzten Hauptversammlung im März 2020 kam der Übungsbetrieb mehr oder weniger zum Erliegen. Bei Einsätzen sind diverse Hygienemaßnahmen umzusetzen. Dafür steht im Gerätehaus Desinfektionsmittel für Hände und Geräte zur Verfügung. Kann der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden, besteht Mundschutzpflicht. Das gleiche gilt in den Fahrzeugen. Während der Fahrt sollten, wenn möglich, die Fenster geöffnet sein. Nach jedem Einsatz ist darauf zu achten, das alle benutzten Geräte sowie die Fahrzeuge gründlich desinfiziert werden. Eine Zutrittsregelung zum Feuerwehrgerätehaus legte genau fest, wer das Gebäude während der Pandemie betreten darf.
Ab Mitte April musste der Übungsbetrieb gänzlich, auch für die Jugendfeuerwehr, eingestellt werden. Sitzungen durften nicht mehr abgehalten werden und auch alle Ausbildungen auf Kreis- und Landesebene setzte man bis auf Weiteres aus. Alle diese Maßnahmen sollen gewährleisten, das die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr in der Pandemie gesichert bleibt.
Zur Sicherheit
Nachdem man im öffentlichen Leben die Maßnahmen nach und nach lockerte, mussten diese bis Ende Juli 2020 bei den Feuerwehren aus Sicherheitsgründen beibehalten werden.
Ab August war es dann möglich unter strengen Auflagen den Übungsbetrieb wieder aufzunehmen. Die Wehr teilte man in zwei Gruppen, welche keinen Kontakt zueinander hatten und nicht durchgemischt werden durften. Kommandant Spinner musste hierzu ein Hygienekonzept erstellen, welches von Bürgermeister Erhardt zu genehmigen war. Zusammen mit den Führungskräften erstellte man einen Übungsplan und fixierte die Übungstermine bis zum Jahresende.
Leider mussten auf Anweisung des Kreisbrandmeisters Ende Oktober 2020 wiederum alle Übungen und Versammlungen auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden.
Als einzige Ausnahme galten die Belastungsübungen der Atemschutzgeräteträger. Diese wurden als dringend notwendig erachtet, um die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren zu gewährleisten. Daher durften alle Atemschutzträger die jährlich vorgeschriebene Belastungsübung bei der Feuerwehr Hausach absolvieren.
Normale Einsatzbelastung
Erst Ende April 2021 konnte endlich der Übungsdienst wieder aufgenommen werden. Bis zur Sommerpause Ende Juli führten die beiden neuen Gruppenführer insgesamt acht Übungen durch. Auch hier waren nur Kleingruppen erlaubt, so dass die Mannschaft wiederum in zwei unabhängige Gruppen aufgeteilt werden musste.
Die Einsätze hielten sich in normalem Rahmen. Die Wehr rückte insgesamt zu 16 Einsätzen aus, vom klassischen Brandeinsatz über technische Hilfe, Unterstützung des Rettungsdienstes bis hin zur Tierrettung war alles dabei.
Führungsnachwuchs
Glücklicherweise konnten Manuel Nepple und Johannes Schnurr ihre zweiwöchigen Lehrgänge zum Gruppenführer an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal trotz Corona erfolgreich absolvieren und damit das Altersproblem im Führungsbereich deutlich entschärfen.
Mehrere Kameraden nahmen an einem Türöffnungsseminar bei der Feuerwehr Zell am Harmersbach teil. Dieter Bildstein und Jakob Nepple legten die Führerscheinprüfungen ab und dürfen nun die großen Löschfahrzeuge fahren. Sobald wie möglich folgt der entsprechende Maschinistenlehrgang für die beiden Kameraden.
Kaum Geselligkeit
Die geselligen Stunden fielen fast gänzlich der Pandemie zum Opfer. Der Arbeitseinsatz auf der Rautschhütte konnte nur in minimaler Besetzung durchgeführt werden, an den obligatorischen Hüttenabend im Anschluss war nicht zu denken. Das Sommerfest am Gerätehaus fiel ebenso aus wie der Besuch der Nachbarwehren auf deren Festen. Ganz schmerzlich vermisst wurde die Weihnachtsfeier zum Jahresabschluss zusammen mit Frauen und Kindern. Auch die Vatertagswanderung sowie der Jahresausflug fanden leider nicht statt.
Gleich drei Kameraden konnten sich über Nachwuchs freuen. Leider war es nur bei einem Kameraden möglich, den traditionellen Maien zu stellen.
Kreis wird kleiner
Durch den schon erwähnten Todesfall besteht die aktive Wehr aktuell aus 38 Mitgliedern. Sehr gebeutelt ist mittlerweile die Altersabteilung, die gleich drei Kameraden verloren hat und nunmehr nur noch aus drei Mitgliedern besteht. Deren Obmann Reiner Braun ging in seinem Bericht nochmals darauf ein. Bei kommenden Zusammenkünften werden die Frauen der verstorbenen Kameraden eingeladen. Leider waren auch die Aktivitäten der Senioren durch die Pandemie sehr eingeschränkt. Auf Kreisebene war kein Treffen möglich, jedoch konnte vor Kurzem ein Alterstreffen mit den umliegenden Wehren im Gasthaus Mühlstein abgehalten werden.
Die Jugend
Die Jugendfeuerwehr traf die Pandemie in besonderem Maße. Der Nachwuchs konnte sich nur sporadisch treffen. Sobald es wieder möglich ist, muss in diesem Bereich wieder mit Nachdruck gearbeitet werden. Geplant ist unter anderem ein Aktionstag zur Mitgliederwerbung. Hier müssen sich die aktiven Feuerwehrangehörigen einbringen, um den Nachwuchs langfristig zu sichern.
Neue Herausforderungen
Für Kommandant Spinner und seine Stellvertreter stellte die Pandemie ebenfalls eine ungewollte Herausforderung dar. Plötzlich musste man sich mit Hygienekonzepten, Abstandsregeln, geänderter Einsatztaktik und vielem mehr auseinandersetzen. Ausschuss-Sitzungen waren teilweise nur online möglich und mussten entsprechend vorbereitet werden. In Absprache mit der Stützpunktwehr Zell passte man die Alarm- und Ausrückeordnung neuen Gegebenheiten an, was sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Die Küche im Feuerwehrhaus wurde unter der Leitung von Günter Schwarz in Eigenregie komplett erneuert. Mit Lukas Spitzmüller stand ihm hierbei ein absoluter Fachmann zur Seite. Weitere Kameraden halfen tatkräftig mit, sodass ein optimales Ergebnis zu Stande kam.
Ausschreibung läuft
Die Gemeindeverwaltung hatte den vorgelegten Beschaffungsplan genehmigt. Somit konnte die Ausrüstung weiter optimiert und ergänzt beziehungsweise neuen Vorschriften angepasst werden.
Viel Arbeit steckt in der anstehenden Ersatzbeschaffung des Tanklöschfahrzeuges. Hierzu bildete man einen Arbeitskreis, der zusammen mit der Agentur Wieseke alles Notwendige auf den Weg bringen muss. Mittlerweile läuft die europaweite Ausschreibung und schon im Oktober wird eine Vergleichsvorführung stattfinden. Bis das, unter anderem auch speziell für die Waldbrandbekämpfung ausgerüstete TLF 3000, dann im Nordracher Gerätehaus steht, wird noch einige Zeit vergehen. Frühestens Anfang 2023 wird mit der Auslieferung gerechnet. Das Fahrzeug wird bei Bedarf im Rahmen der Alarm- und Ausrückeordnung auch überörtlich zum Einsatz kommen.
Sommerfest fehlt
Dem detaillierten Kassenbericht von Kassierer Günter Schwarz konnte man entnehmen, dass der Kassenstand leicht rückläufig ist. Gründe sind zum einen, dass kein Sommerfest durchgeführt werden durfte, und zum anderen, dass die Küche im Gerätehaus komplett erneuert wurde.
Sirene und Schlauchpool
Nachdem Bürgermeister Erhardt die Versammlung um Entlastung der gesamten Führung einschließlich der Kassenverwalter gebeten hatte, welche einstimmig erteilt wurde, übernahm er das Wort. Die Pandemie habe tiefe Einschnitte für die Feuerwehr gebracht. Er dankte vor allem dem Kommandanten und seinen Stellvertretern für die Umsetzung der Anordnungen, um die Einsatzfähigkeit jederzeit zu gewährleisten. Mit der holzverarbeitenden Industrie, den Kliniken, der Maschinenfabrik Junker und den großen Waldgebieten habe die Gemeinde eine relativ hohe Brandlast, welche es zu schützen gelte. Auch aus diesem Grund sei die Ersatzbeschaffung des Tanklöschfahrzeuges von großer Bedeutung. Für die enorme Arbeit die nötig ist, bis das genau auf die Bedürfnisse abgestimmte Fahrzeug letztendlich beschafft sei, dankte er den beteiligten Feuerwehrangehörigen.
Auf Grund der vermehrt auftretenden Unwetter, sollen die drei Sirenen im Gemeindegebiet digitalisiert werden, damit sie im Notfall zur Warnung der Bevölkerung eingesetzt werden können. Hierzu sei bereits ein Förderprogramm der Landesregierung aufgelegt worden. Diese Mittel sollen natürlich abgerufen werden, somit könnte es noch eine gewisse Zeit dauern, bis diese Maßnahme umgesetzt werde.
Weitere Gedanken galten dem geplanten Schlauchpool bei der Feuerwehr Zell. Der sei aktuell in der Schwebe. Erhardt war jedoch der Meinung, dass dieser kommen müsse. Er versprach, sich nochmals mit seinen Amtskollegen der Nachbargemeinden um eine entsprechende Lösung zu bemühen.
Zukunft birgt Fragezeichen
Kommandant Spinner tat sich mit dem Ausblick schwer. Die Pandemie ist immer noch allgegenwärtig.
Momentan kann der Übungsbetrieb, entsprechend der Corona-Verordnung, eingeschränkt laufen. Der bevorstehende Hüttenabend musste jedoch leider erneut abgesagt werden. Hoffnung hat man immer noch auf die Durchführung der Weihnachtsfeier. Wenn irgendwie möglich soll im nächsten Jahr dann wieder ein Sommerfest am Gerätehaus stattfinden.
Hüttenwart Günter Schnurr, der mit seiner Frau Edith mittlerweile seit über 40 Jahren die Rautschhütte betreut, kündigte an, sich in absehbarer Zeit von diesem Amt zurückziehen zu wollen. Hier sollte in den nächsten ein bis zwei Jahren eine Nachfolge gefunden werden.
Wahlmarathon bei der Feuerwehr
Kommandant Heiko Spinner einstimmig im Amt bestätigt – Wahlen von weiteren Vertretern ohne Überraschung
Kommandant Heiko Spinner ist einstimmig wiedergewählt worden. Turnusmäßig standen bei der Jahreshauptversammlung der Nordracher Feuerwehr die Wahlen der gesamten Führung an.
Bevor die Stimmzettel ausgeteilt wurden, bedankte sich Kommandant Spinner bei allen für die Unterstützung und sehr gute Zusammenarbeit während der vergangenen fünf Jahre seiner ersten Amtszeit. Es sei nicht immer leicht alles unter einen Hut zu bringen, manchmal müssen auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Hier beeindruckte ihn die immer sehr konstruktive Mitarbeit seiner Stellvertreter und des Ausschusses. Trotz immer größeren Aufwands und dem leidigen Thema Corona-Pandemie mache ihm die Arbeit immer noch viel Spaß und sofern ihm das Vertrauen geschenkt wird, stehe er gerne für weitere fünf Jahre als Kommandant zur Verfügung.
Wie groß die Wertschätzung für ihn bei den Feuerwehrangehörigen ist, sollte sich zeigen als der als Wahlleiter fungierende Bürgermeister Erhardt das Ergebnis der geheimen Wahl verkündete. Bis auf eine Enthaltung erhielt er alle Stimmen und somit eine überwältigende Würdigung seiner Arbeit der letzten fünf Jahre. Bei seinen beiden Stellvertretern gab es eine Änderung, Harald Hoferer stellte sich auf eigenen Wunsch nicht mehr zur Verfügung, an seine Stelle rückte Manuel Nepple. Zweiter Stellvertreter des Kommandanten bleibt Clemens Isenmann. Auch diese beiden Kameraden erhielten jeweils, bis auf eine Enthaltung, alle Stimmen der Versammlung, was ebenfalls als riesiger Vertrauensbeweis gesehen werden kann.
Veränderungen im Ausschuss
Als nächstes war der Feuerwehrausschuss zu wählen, bei Vereinen vergleichbar mit der Vorstandschaft. Bis auf zwei Kameraden stellten sich alle bisher in diesem Gremium vertretenen Personen wieder zur Wahl und wurden auch mit großer Mehrheit in ihren Ämtern bestätigt. Für die auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidierenden Harald Hoferer und Lothar Doll sind nun Christian Karle und Johannes Schnurr dabei.
Der Feuerwehrausschuss setzt sich nun für die nächsten fünf Jahre aus folgenden Mitgliedern zusammen: Kommandant Heiko Spinner, seine Stellvertreter Manuel Nepple sowie Clemens Isenmann und Jugendwart Florian Brückner sind kraft ihres Amtes vertreten. Gewählt wurden Andre Armbruster, Rolf Braun, Clemens Bühler, Thomas Decker, Christian Karle, Fabian Lehmann, Günter Schwarz und Johannes Schnurr.
Als alten und neuen Kassierer bestätigte die Versammlung Günter Schwarz einstimmig, das gleiche gilt für seinen Stellvertreter Fabian Lehmann. Zum Abschluss des Wahlmarathons wurde auch der bisherige Schriftführer Rolf Braun ohne Gegenstimme wiedergewählt.
Bürgermeister Erhardt war sichtlich beeindruckt von den Ergebnissen. Es sei ein sehr gutes Zeichen für die Arbeit der Führung, einen solchen Rückhalt aus den eigenen Reihen zu erhalten. Für die bevorstehende Amtsperiode wünschte er allen ein gutes »Händchen« und dankte im Namen der Gemeindeverwaltung für ihren Einsatz.