Trotz sinkender Coronazahlen im Ortenaukreis bleibt die Inzidenz, also der 7-Tage-Warnwert, im Landesvergleich extrem hoch. Woran das liegt, können sich die Experten nicht erklären. Vermutlich an vielen Corona-Tests, die gemacht werden.
Die gute Nachricht: Auch in der Ortenau geht die Zahl der neuen Covid-Fälle zurück. Die schlechte: Im Landesvergleich liegt der Kreis weiter fast an der traurigen Spitze bei der Inzidenz. Aktuell weist dieser Wert 121 auf, bei 70 im Baden-Württemberg- Durchschnitt.
Woran das liegt? Auf diese Frage konnten auch die Experten aus Gesundheitsamt und Kassenärztlicher Vereinigung bei einer Pressekonferenz keine sichere Antwort geben. Nur ein Erklärungsversuch: »Bei den Coronatests arbeiten wir sehr engmaschig und verfolgen die Fälle sehr stark nach«, sagte Landrat Frank Scherer. Das sei die einzig naheliegende Erklärung für die noch immer überdurchschnittlich hohen Werte. Andere Sonderfaktoren seien nicht zu erkennen. Es werde buchstäblich jeder getestet, »der bei drei nicht auf den Bäumen ist«, sagte Doris Reinhardt von der Kassenärztlichen Vereinigung. Tests gebe es mittlerweile ausreichend. Konkrete Zahlen über die Tests lägen jedoch nicht vor.
Auch wenn Scherer wegen der hohen Fallzahl nicht glücklich ist, gebe es doch Anlass zu Optimismus. Die weitaus ansteckendere neue Virusvariante aus Großbritannien, die in der Ortenau angekommen sei und bereits für 65 bekannte Fälle gesorgt habe, trage nicht zu einer großflächigen Verbreitung von Corona bei. »Trotz der Mutationsfälle gehen unsere Zahlen zurück.« Das sei ermutigend. Die neue Variante verlaufe beim Krankheitsbild nicht schlimmer als die bisherige, sie verbreite sich nur deutlich schneller, ihr reiche offenbar kürzere Zeit zum Überspringen von einem Menschen auf den nächsten. Für Kontaktpersonen von Infizierten mit der neuen Virusvariante gelte eine Quarantäne von 14 Tagen. Für die alte Variante gelten zehn Tage.
Hoffnung zeichne sich auch in den Altersheimen ab. Dort sei die Impfkampagne schon in 80 Prozent der Einrichtungen angelaufen. Bis Ende des Monats sollten alle impfwilligen Senioren dort geimpft sein, erklärte Doris Reinhardt. Bei den Pflegekräften in den Heimen sei zwischenzeitlich eine Impfbereitschaft im Bundesschnitt zu verzeichnen. Zwei von drei Kräften seien zur Impfung bereit.
Im Ortenau-Klinikum Lahr-Ettenheim sei derweil die Lage »stabil«, betonte Klinikchef Christian Keller. Das Infektionsgeschehen sei im Griff. Dort sind aktuell noch Stationen geschlossen, weil Coronafälle aufgetreten waren (wir hatten berichtet). Die neue Covid-Mutationsvariante sei in den Krankenhäusern noch nicht festgestellt worden, sagte Keller. Zum Vorwurf, das Klinikum habe zu spät über die ernste Lage in Lahr und Ettenheim informiert, wie es etwa die Lahrer SPD geäußert hatte, sagte Keller, man habe »ausgewogen« und rechtzeitig informiert. In den Kliniken des Verbundes würde es bezogen auf die Bevölkerungszahl nicht mehr Corona-Fälle geben als in anderen Regionen, erklärte der Geschäftsführer weiter.
Sorgen bereitet Landrat Scherer eine drohende Grenzschließung zu Frankreich. »Wir brauchen die Pendler dringend, auch für unser Gesundheitssystem.« Es gelte, vernünftige Lösungen beiderseits des Rheins zu finden.
Test ist Pflicht
Frankreich hat für Einreisende aus Deutchland die Einreisebestimmungen verschärft. Es gilt eine Testpflicht (Test nicht älter als 72 Stunden) sowie eine Selbsterklärung, die bei Grenzübertritt vorzulegen ist. Ausnahmen gelten für berufliche Grenzgänger, Warentransporte und Bürger aus einem 30-Kilometer-Radius der Grenzregionen.