Ganz Unterharmersbach feiert! Dafür gibt es besonderen Anlass: Der Musikverein wird dieses Jahr 150 Jahre alt.
Wie viele Feste, Anlässe in Freud und in Leid, wie viele schöne Stunden haben die Musiker in all den Jahren den Bürgerinnen und Bürgern geschenkt. Auch heute leuchten die Augen der Hambacher, wenn »ihre« Musikkapelle mit klingendem Spiel durch den Ort marschiert und zusammen mit der acht Jahre älteren historischen Bürgerwehr (Gründungsjahr 1862) den Ort repräsentiert.
Die Verwaltung des Musikvereins, die schon seit Anfang 2019 in vielen Sitzungen das Jahrhundert-Jubiläumsfest plante, hatte ein tolle Idee. Sie wollen nicht nur an einem Wochenende, sondern mit einem Festjahr und vierteljährigen Veranstaltungen das goldene Jubiläum feiern.
Veranstaltungsreigen
Den Auftakt bildete das Jahreskonzert im November 2019 unter dem Motto »25 Jahre Stefan Polap« ganz in der Tradition der früheren Cäcilienkonzerte, die schon ab 1900 fester Bestandteil des Musikvereins sind. Weiter gehen die Feierlichkeiten nun mit dem Festbankett am 7. März, dem Kirchenkonzert in der Stadtpfarrkirche am 29. März und dem Jubiläums-Maifest vom 8. bis 10. Mai am Fürstenberger Hof mit Disco für die Jugend am Freitagabend, großem Zapfenstreich am Samstagabend, Feldgottesdienst und Jubiläums-Maifest mit Festzelt und drei Musikkapellen am Sonntag, 10. Mai. Bei der Serenade, dem Abendständchen vor dem großen Zapfenstreich, wird erstmals der von Dirigent Stefan Polap komponierte Jubiläumsmarsch uraufgeführt. Das Festjahr beschließt das Jahreskonzert „150 Jahre Musikverein Unterharmersbach“ in der Schwarzwaldhalle.
Blick in die Geschichte
Wie in alten Aufzeichnungen zu lesen ist, gab es bereits schon 1770, also 100 Jahre vor dem Gründungsdatum, eine Musikkapelle, die bei Kirchenfesten und Prozessionen der Wallfahrtskirche und bei den damals ganztägigen Hochzeitsfesten mit kleineren Abteilungen aufspielte.
Die offizielle Gründung des Hambacher Musikvereins fand 1870 statt. Es war keine gute Zeit, der deutsch-französische Krieg brachte Zerstörung und Armut. So war es kein Wunder, dass Geldnot herrschte und Mittel für Instrumente fehlten. Der neugegründete Verein hatte schwere Zeiten zu überstehen. Auch ein ins Leben gerufener Unterstützungsverein konnte nur wenig helfen. Der erste Weltkrieg brachte das Vereinsleben zum Erliegen. Nach dem Kriegsende 1919 begann der begabte Musiker Wilhelm Braun (Dirigent von 1919 bis 1953) mit neun Männern eine neue Kapelle aufzubauen. Doch für die Ausstattung der Kapelle mit Instrumenten waren keine Mittel da. Besser wurde es erst, als Bürgermeister Adolf Pfundstein und auch seine Nachfolger das Amt des 1. Vorsitzenden des Musikvereins übernahmen. Jetzt hatte die Kapelle mit der Unterstützung der Gemeinde ein zweites Standbein. Instrumente und neue Uniformen wurden angeschafft. Bei Wertungsspielen errang die Kapelle den 1. Platz in der Kunststufe. Die Kapelle blühte und erarbeitete sich einen ausgezeichneten Ruf.
Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges 1939 endete diese Zeit. Da viele Musiker zum Wehrdienst eingezogen wurden, konnte die Kapelle nicht mehr auftreten. Neun Jahre schwieg die Hambacher Musik.
Neuanfang nach dem Krieg
Unter dem Zeller Dirigenten Josef Riehle wurde mit zunächst vier zur Verfügung stehenden Musikern ein Neuanfang gewagt. Ein Lichtblick: Beim Musikfest 1950 zum 80-jährigen Jubiläum begeisterte die Kapelle mit ihrem Können. Vorsitzender war Bürgermeister Benz, sein Nachfolger Bürgermeister Peter Lehmann. Der letzte als 1. Vorsitzender gewählte Bürgermeister war Paul Keller. Unter seiner 14-jährigen Ägide wurde die Bläserjugend gegründet und die Musikkapelle wurde mit den heutigen an die Tracht der Bürgerwehr angepassten Uniformen ausgestattet.
Seit 2000 wird der 1. Vorsitzende aus den Reihen der Musiker gewählt. Erster Vorsitzender wurde Jürgen Isenmann. Unter seiner Bauleitung wurde eine der früheren Wohnungen im Schulhaus zu einem modernen und zeitgemäßen Probelokal ausgebaut. Im Obergeschoss befinden sich Notenarchiv und Kleiderkammer. Außerdem organisierte Jürgen Isenmann die Verwaltungsarbeit neu und vor allem effektiver nach Arbeitsgebieten der Musikkapelle. Seine Nachfolger sind Anne Isenmann und Christian Vollmer, der die Jubiläumsfestlichkeiten organisiert und koordiniert.
Aus dem Sorgenkind von einst ist heute ein prachtvoller Mann mit guten Ideen, Energie und toller Musik im Ohr geworden. Bestens gerüstet geht die Jubiläumskapelle mit 51 aktiven Musikern und 33 aktiven Mitgliedern in der Bläserjugend einer guten Zukunft entgegen. Herzlichen Glückwunsch.