Morgen erhält Martin Teufel den Ehrenring der Stadt Zell. Er wird damit für sein kommunalpolitisches Engagement ausgezeichnet. Seit 25 Jahren gehört er dem Gemeinderat an, in zweiter Amtsperiode dem Kreistag.
Zell am Harmersbach, das bedeutet für Martin Teufel vor allem Heimat. Die soziale Verankerung, die Freunde, Familie – all das hält ihn fest. Ganz nach der Maxime »Wer nicht im Gemeinderat sitzt, kann nicht viel bewegen« sah und sieht er im kommunalpolitischen Engagement eine gute Möglichkeit, Einfluss auf die Entwicklung des Lebensumfelds zu nehmen. Und das bereits seit 25 Jahren. Vorgeprägt ist Teufel von Hause aus auch ein wenig. Sein Vater war kommunalpolitisch im Unterharmersbacher und Zeller Gemeinderat sowie im Kreistag aktiv.
Konkret mit dem Engagement der zweiten Teufel-Generation wurde es 1994. Mit der Absicht, mehr »Farbe« ins Rathaus zu bringen, hatten sich damals eine ganze Reihe Mitstreiter zusammengefunden und die »Grüne Liste« ins Leben gerufen, darunter damals schon alle vier aktuellen Ratsmitglieder. Neben Martin Teufel sind das heute Armin Reber, Sybille Nock und Stefan Stehle. Bei der ersten Wahl schafften es Teufel und Stehle an den Ratstisch. Zwei von 24 Gemeinderäten waren »grün«. Nicht schlecht, für eine Gemeinde in einem eher konservativen Schwarzwaldtal. Heute sind es vier von 18 – eine Erfolgsgeschichte. »Die Stimmung 1994 war ganz anders als heute«, erinnert sich Teufel zurück. »Wir sind nicht nur mit Begeisterung aufgenommen worden.«
Stadtentwicklung mitbestimmen
Seit der ersten Stunde kämpft Teufel im Gemeinderat für ein besseres Radwegenetz und die Belange der Fußgänger. Einiges sei schon passiert, aber es müsste noch mehr gemacht werden, zieht er ein vorläufiges Resümee. Das Ziel, einen durchgängigen Radweg von Unterharmersbach bis zum alten Krankenhaus zu etablieren, ist zum Beispiel noch nicht verwirklicht. Geklappt hat es indes mit dem Vorhaben, die unechten Teilortswahlen abzuschaffen, die den Gemeinderat hatten größer und größer werden lassen. Zahlreiche Entscheidungen zu Schwimmbad und Kulturzentrum hat Teufel mitgetragen, beide Einrichtungen zweifelsohne eine Bereicherung fürs Städtle. An harte Debatten kann er sich in Sachen Golfplatz und Nutzung des Untertor-Areals erinnern.
In Sachen Rathaussanierung ist Martin Teufel einer von denen, die immer wieder darauf drängen, dass das Projekt hoffentlich schön, aber vor allem für die Bürger den größtmöglichen Nutzen bietet. Früh war er ein Verfechter der Idee, in Richtung Meier-Metzger zu erweitern. Die Satelliten-Lösung »Untertor« lehnte er ab. Bedauerlich findet Teufel, dass die Stadt zwar in Sachen E-Mobilität mit gutem Beispiel vorangehen will, der Gemeinderat sich aber nicht mehrheitlich dazu durchringen konnte, Strom aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Bewegungsräume für Kinder, Standorte für die Gewinnung erneuerbarer Energien – das Spektrum seiner Anliegen war und ist groß.
Argumente abwiegen
»Manche Entscheidungen sind schwierig und oft auch ambivalent«, drückt er den Zwiespalt aus, in dem man sich als Gemeinderat nicht selten wiederfindet. Er habe gelernt, mit unterschiedlichen Meinungen zu leben und Entscheidungen nicht hinterher zu trauern. Mit den Mehrheiten, die sich bilden, muss man leben, weiß der erfahrene Ratsmann genauso gut, wie dass man nichts erreicht, wenn man auf stur stellt. »Ein bisschen Arbeit ist das schon«, drückt er zurückhaltend den Zeitaufwand aus, der hinter der Entscheidungsfindung steckt. »Es war nicht unbedingt absehbar, dass ich so lange im Gemeinderat bin«. Immerhin drei Bürgermeister hat er in den 25 zurückliegenden Jahren erlebt und im Rat so manchen harte Diskussion ausgefochten.
Nicht selten trat Martin Teufel, der 2014 bis 2018 Rektor des Bildungszentrums war, als Lobbyist für »seine Schüler und seine Schule« in den Ring. Modernisierung, digitaler Klassenraum: Für all das hat er sich im Gemeinderat stark gemacht, »damit die Schüler eine gute Bildung bekommen.« Mindestens genauso engagiert hat er für den Erhalt und die Aufwertung der Werk-Realschule in Zell gekämpft und es geschafft, dass sie nicht als »Reste-Schule«, sondern als akzeptierter Bildungszweig mit Berechtigung angesehen wird.
Im Kreistag schätzt der Kommunalpolitiker Martin Teufel die hohe Professionalität. Dort will er der »Peripherie« eine Stimme geben. Wie wichtig das ist, zeigt sich zum Beispiel aktuell bei der Krankenhausreform.
Selbst aktiv werden
Gedanken macht sich Martin Teufel über das Ehrenamt. Es scheint zunehmend an Attraktivität zu verlieren. Dabei sei es jedoch das Ehrenamt, das die Gesellschaft trage – sei es im Gemeinderat, bei der Feuerwehr, dem THW oder den unzähligen Vereinen. »Null Verständnis« hat er für Wähler, die sich aus Gründen des Protests nicht daran stören, den rechten Rand des politischen Spektrums zu unterstützen. »Lieber selbst aktiv werden, wenn man etwas ändern will«, rät er ihnen und verweist auf die besondere Verantwortung, die in der deutschen Geschichte liegt. In Richtung Aktivität geht sein Wunsch für die nächsten 25 Jahre: »Dass es junge Leute gibt, die nachrücken.« Es müsse ja nicht gleich für fünf Wahlperioden sein. Schon in einer könne man konkrete Projekte mit seiner Stimme beeinflussen.
Seit letztem Sommer ist Martin Teufel im Ruhestand. Er genießt es, den Großteil seiner Zeit nun selbst bestimmen zu können.
Und wie verhalten sich nun der Kommunalpolitiker und der Privatmensch Martin Teufel zueinander? »Der Mensch ist immer der gleiche«, lacht Teufel. Familie und Freunde sind dem Menschen wie dem Kommunalpolitiker Teufel sehr wichtig. »Sie sind die Basis für die Bodenhaftung und immer Anlaufstelle. Ganz vorne meine Frau«, so Teufel. »Sie muss immer zuhören und das kann sie sehr gut.« Sich auf das Umfeld auch in nicht so guten Zeiten verlassen zu können, das tut einfach gut.