Mit dem Gruppenhaus Kälble hatte sich Organisator Lothar Doll, ein sehr interessantes Übungsobjekt ausgewählt. Das Haus wird an Gruppen zur Selbstversorgung vermietet und auch gerne von Jugendgruppen, meist über das Wochenende, gebucht. Auch dieses Mal wusste man lediglich Tag und Uhrzeit, jedoch nicht um welches Objekt es sich handeln wird.
Mit der Anfahrt der Einsatzfahrzeuge gab es keinerlei Probleme, das Gebäude befindet sich direkt gegenüber dem Feuerwehrgerätehaus. Nach wenigen Metern erreichte somit als erstes das Mannschaftstransportfahrzeug mit Einsatzleiter Kommandant Heiko Spinner und weiteren Führungskräften die Einsatzstelle, wo man von Eigentümer Markus Kälble bereits erwartet wurde. Er berichtete dem Einsatzleiter, dass beim Anfeuern der Grillstelle neben dem Gebäude mit Brandbeschleuniger hantiert wurde, es zu einer Verpuffung kam, und sich dadurch vermutlich mehrere Personen verletzt haben. Alle unverletzten Mitglieder der Gruppe hatten sich bereits am Sammelplatz eingefunden und teilten aufgeregt mit, dass 7 Personen fehlen würden.Bei der Erkundung der Lage stellte man fest, dass ein Baum in Flammen steht, welcher sich zwischen Grillstelle und Giebelseite des Hauses befindet. Somit war vorerst der Zugang zur Grillstelle mit möglichen Verletzten versperrt, da das Haus am Hang steht und von dort kein Zugang möglich ist. Das Treppenhaus war bis zum 1. Obergeschoss rauchfrei, im Flur des 2. Obergeschosses, wo sich die Schlafräume befinden, war auf Grund des brennenden Baumes und einer geöffneten Balkontür bereits Rauch eingedrungen.
Atemschutztrupp rettete Menschenleben
Die Kräfte des Löschfahrzeuges LF 10 bekamen somit den Auftrag, sofort mit der Brandbekämpfung des Baumes zu beginnen, um Zugang zu der Grillstelle zu bekommen und gleichzeitig ein Übergreifen des Brandes auf das Gebäude zu verhindern. Parallel ging ein Angriffstrupp unter Atemschutz durch das Treppenhaus zur Menschenrettung vor. Mit dem als letztes Fahrzeug eingetroffenen Tanklöschfahrzeug versorgte man das Löschfahrzeug mit weiterem Wasservorrat. Weiteres Löschwasser lieferte zudem ein Unterflurhydrant.
Das Gebäude befindet sich unmittelbar an der Hauptstraße, so dass hier sofort eine Vollsperrung durchgeführt werden musste, um einerseits die Einsatzkräfte nicht zu behindern bzw. zu gefährden und andererseits auch Gefahren für Fußgänger und vorbeifahrende Fahrzeuge auszuschließen. Über das Baugebiet Huberhof konnte zudem, zumindest für PKW, problemlos eine Umleitung eingerichtet werden.
Die mittlerweile eingetroffene Drehleiter der Feuerwehr Zell am Harmersbach, die im Übrigen grundsätzlich nach der Alarm- und Ausrückeordnung bei Gebäudebränden sofort von der Leitstelle mitalarmiert wird, nahm direkt vor dem Gebäude Aufstellung. Zunächst zur Menschenrettung eingesetzt, leistete die Drehleiter später auch noch bei der Brandbekämpfung wertvolle Dienste. Wie immens wichtig auch ein Überblick von oben sein kann stellte man ebenfalls schnell fest. Die Besatzung im Korb der Leiter entdeckte zwei verletzte Personen im Bereich der Grillstelle, welche von der Straße aus nicht einsehbar war. Nachdem der Baum abgelöscht war und man somit Zutritt geschafft hatte, konnte sofort mit der Rettung dieser beiden Personen begonnen werden.
Eine weitere Person stürzte bei der Flucht vor den Flammen an der Bergseite eine Treppe hinunter und verletzte sich schwer. Mit einer Trage musste diese durch das Gebäude zur Straße hin verbracht werden, was für die Einsatzkräfte nicht so einfach zu bewerkstelligen war.
Steilhang bildet eine hohe Brandlast
Eine weitere Gefahr ging für das direkt an das Objekt angebaute Nachbarhaus aus. Hier prüfte man sofort, ob sich Bewohner im Haus befinden, was glücklicherweise nicht der Fall war. Größere Probleme bekäme man im Ernstfall mit dem Steilhang hinter dem Gebäude. Die Vegetation mit Hecken und Bäumen, die bis an das Gebäude heranreichen, bilden im Brandfall eine große Brandlast. Zudem ist der Hang kaum zugänglich und eine unkontrollierte Ausbreitung zu einem Waldbrand wäre gegeben.
Aus diesem Grund entschied sich die Einsatzleitung vorsorglich, eine Wasserversorgung vom Talbach aufzubauen. Zur Brandbekämpfung leistete wiederum die Drehleiter sehr gute Dienste, man konnte den Hang über das Gebäude hinweg erreichen und somit gezielt und mit geringem Aufwand Löschwasser aufbringen.
Die insgesamt sieben Verletzten mimten Mitglieder der Jugendfeuerwehr, des Jugendrotkreuz und zwei aktuelle Gäste, von Vivien Müller und Laura Neumayer wieder professionell geschminkt und vorbereitet. Um die Erstversorgung kümmerten sich in bewährter Weise die Mitglieder des DRK Ortsvereins Nordrach unter der Leitung von Franziska Dold. Hierzu konnte in der leeren Fahrzeughalle des Feuerwehrgerätehauses ein Platz eingerichtet werden, um die Verletzten zu registrieren und auf den Transport in entsprechende Kliniken vorzubereiten.
Unter den Zuschauern befanden sich auch Bürgermeister Carsten Erhardt sowie die Gemeinderäte Andrea Lienhardt, Christian Schwendemann und Günter Eble, welcher auch als DRK Aktiver im Einsatz war.
Im Anschluss an die Übung trafen sich alle Beteiligten im Lehrsaal des Gerätehauses, wo es als kleines Dankeschön Essen und Getränke gab. Kommandant Heiko Spinner berichtete von einer interessanten Übung, bei der vor allem sehr umsichtig gearbeitet wurde. Die Zusammenarbeit der Feuerwehren Nordrach, Zell und des DRK lief wieder hervorragend. Er dankte allen für ihren Einsatz, besonders Markus Kälble für die zur Verfügung Stellung des Objektes und der Getränkespende, sowie Lothar Doll für die hervorragende Organisation. Weiter freute er sich, dass sich auch wieder Vertreter der Gemeindeverwaltung ein Bild der Leistungsfähigkeit der ehrenamtlich tätigen Rettungsorganisationen machten, verbunden mit dem Dank für die Bereitstellung der Mittel.