Wer Walter Breig ist, weiß in Zell jedes Kind. Auch in der Szene der Motorrad- und Spielzeugsammler ist der Museumsbesitzer (www.breigs-museum.de) eine bekannte Größe. Seit der Eröffnung am 1. Mai 2015 haben viele Besucher zur positiven Entwicklung des Motorrad- und Spielzeugmuseums beigetragen.
»Es sind immer wieder die gleichen Szenarien«, erzählt Walter Breig. »Wahre Liebhaber kommen und verweilen irgendwo in der Halle bei ihren Favoriten. Oft gehen sie dabei in die Hocke und vergessen die Zeit. Von der Kasse aus sind sie dann nicht zu sehen. Es kommt der Tag, an dem ich hier jemand einschließe.« Der Begriff »Museum« hat etwas mit »Amusement« (Zeitvertreib) zu tun. Wenn Walter Besucher empfängt, erwarten diese, dass er sich Zeit nimmt, um sich ihre Erlebnisse anzuhören. Von den Geschichten, welche die Leute mit ihren Töff erlebt haben, könnte er Bände schreiben. Wenn die Besucher mit dem Erzählen fertig sind, dann kommt oft die Frage, ob er denn in der großen Halle nicht noch einen Stellplatz für eine NSU, Rixe, Miele oder irgend ein Brot- und Buttermodell hat.
Walter hat ein großes Herz für Schnauferl, Blechspielzeuge und deren Besitzer. Gibt es ein technisches Problem, dann ist es nur eine Frage der Zeit bis er irgendwo das fehlende Ersatzteil hervorzaubert oder in Handarbeit reproduziert. Er legt dem Vehikel seine heilenden Hände auf und haucht ihm neues Leben ein. Für die ehemaligen Besitzer ist es das Größte, wenn ihr Schätzchen bei Walter einen Platz bekommt. »Das sind meine treuesten Besucher«, konstatiert Walter. »Irgenwann kommen sie dann mit ihrer Verwandtschaft oder ihren Enkeln und wenn sie eines Tages nicht mehr kommen, macht man sich Sorgen.«
Walters Neue, eine englische Lady
So erging es auch dem Engländer Quincey Kirk. Der Grafikdesigner hat seinen zweiten Wohnsitz in Zell. Vor einem Jahr hat er Walter im Museum kennen gelernt. Beim Betrachen der Zweiradkollektion dachte er an seine treue »Velocette«, welche ihm während seiner Studienzeit in London treue Dienste geleistet hat. Für 100 Pfund hat er das Modell MK III anno 1979 gekauft. 1981 erlitt die »Little Engine2, wie sie in England genannt wurde, einen Kurbelwellenschaden. Ein erster Reparaturversuch scheiterte, weil Quincey ein Praktikum in Franktfurt antrat. Die Velocette verharrte 37 Jahre lang zerlegt in Mutters Gartenhaus. Die zweihundert Kubik Maschine hat einen Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor mit Wasserkühlung und Kardanantrieb. 8 PS und ein Dreiganggetriebe verhalfen der Dame zu einer Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h. So etwas lässt ein Gentleman nicht im Stich. Quincey schwärmte bei Walter von seiner »Little Lady« und fragte, ob er in seinem Atelier noch Kapazität frei hätte. Da konnte Walter nicht Nein sagen. 15 Kisten mit Teilen traten per Spedition den Weg von England nach Zell a. H. an. Die Wiederbelebung der Velocette ist ein Gemeinschaftsprojekt von Quincey Kirk und Walter Breig.
Der Besitzer erzählt
Der deutsche Auswanderer Johannes Gütgemann gründete in Hall Green (Birmingham) die Firma Veloce Ltd. Dort wurden anno 1905 die ersten Motorräder der Marke Velocette gebaut. Die MK-Baureihe wurde von 1948 bis 1970 in verschiedenen Modellen ausgeliefert. Durch die großzügige Verkleidung gepaart mit Kardanantrieb konnte sie auch mit guter Kleidung gefahren werden. Sie war das Motorrad für den Gentleman. Als Polizeifahrzeug war sie in über 50 Grafschaften anzutreffen.