An dem sonnigen Spätsommertag führte die Prozession als gelebtes Zeichen des Glaubens durch die Straßen der Stadt. Im Festgottesdienst hielten Pfarrer Peter Seibt und Pfarrer Reinhard Monninger die Festpredigt. Die Stadtkapelle unter Leitung von Stefan Polap, die Kirchenchöre der Seelsorgeeinheit mit dem evangelischen Kirchenchor sowie die Musikgruppe Horizont sorgten für die musikalische Gestaltung der Feier. Danach erfolgte der Ehrensalut der Bürgerwehren auf dem Kirchplatz.
Bei der Begrüßung im Park beim Seniorenzentrum nannte Pfarrer Peter Seibt drei Orte im Zeller Städtle, an denen christliches Engagement gelebt wird: Das Seniorenheim, die Wallfahrtskirche mit dem Kloster und die Sozialstation. Am Seniorenheim begann die Feier, an der Wallfahrtskirche konnte die Prozession wegen der Baustelle nicht vorbeiführen, doch an der Fabrikstraße lag die Sozialstation auf dem Weg. Die Bürgermeister und Ortsvorsteher aus dem Kinzigtal nahmen ebenso an der Feier teil wie Ministranten aus der ganzen Seelsorgeeinheit.
Lebendige Steine der Kirche
In der Pfarrkirche begrüßte Pfarrer Bonaventura Gerner die Gemeinde und ging auf das Plakat des Kirchentages ein. Darauf bilden Menschen ein lebendiges Kreuz vor der aufgehenden Sonne als Symbol für das Licht. »Kreuz und Licht sind zwei christliche Symbole, die für Hoffnung stehen«, erklärte Gerner. Die beiden Lektorinnen Brigitte Metzler und Monika Bleier sprachen meditative Texte zum Thema Licht. Von der Musikgruppe Horizont erklang das schöne Lied: »Lass uns lebendige Steine deiner Kirche sein«. Darauf ging Pfarrer Seibt in seiner Ansprache ein: »Es gibt in unseren Kirchengemeinden viele Mitglieder, die sich als lebendige Steine verstehen.« Auch viele soziale Organisationen arbeiten im Sinne der christlichen Botschaft. Seibt bezeichnete das Freiburger und Straßburger Münster als großartige Kirchen, die aus vielen Bausteinen bestehen. Einige Steine seien ganz einfach. Erst wenn man sie zusammenfüge, bildeten sie ein Gebäude, führte er weiter aus. »Jeder ist wichtig; je mehr Personen sich mit ihren verschiedenen Fähigkeiten einbringen, desto lebendiger wird eine Gemeinde« sagte Seibt. Er informierte, dass die evangelische Kirche ein Schiff kaufen will, um damit Menschen in Not zu retten. Dieses Engagement im Großen sei nur möglich, wenn auch die Gemeinden im Kleinen lebendige christliche Gemeinschaften bilden.
Jesuslichter und Leuchttürme
Pfarrer Reinhard Monninger thematisierte in seiner Predigt das Licht in vielen Facetten. Alle mit dem Wort Licht zu bildenden Wortschöpfungen führte er auf humorvolle Weise aus. Basierend auf dem Zitat aus der Bibel »Ihr seid das Licht der Welt« bezeichnete er die Kirchenbesucher als kleine »Jesuslichter« und Leuchttürme. Die großen Kathedralen unserer Welt seien doch nur Steinhaufen, wenn sie nicht von Christen mit religiösem Leben erfüllt würden und ihre Türen und Fenster nach außen öffnen würden, um das Licht von Jesus hinaus und hinein zu lassen, sagte er provokant. »Ihr sollt Licht sein in euren Familien, im Beruf und in der Gemeinde und auch darüber hinaus«, rief er den Kirchenbesuchern zu. Dieses Licht dürfe auch mal flackern und schwächer werden, um dann wieder umso leuchtender zu strahlen. Monniger zeigte ein Kreuz mit einem eingebauten grellen Licht als symbolhafte Bestätigung seiner Aussagen. Abschließend erklärte Monninger: »Das bleibt von diesem Tag: Wir sind das Licht der Welt und stehen zusammen, dass die Welt unser Licht sehen kann an unseren Worten und Taten.« Spontaner Beifall der Zuhörer zeigte wie gut seine aufrüttelnde Predigt bei den Zuhörern angekommen ist.
Dekan Frank Wellhöner aus dem Dekanat Offenburg sprach einige Grußworte. Mit dem Kirchentag werde ein wichtiges ökumenisches Zeichen gesetzt. Vielleicht seien auch Menschen ohne Konfession am Kirchentag zu Besuch. »Bürgergemeinde und Christengemeinde sind gemeinsam auf dem Kirchentag«, erklärte Wellhöner. Ausdrücklich dankte er den Organisatoren, denn so ein Kirchentag brauche sehr viel Einsatz von etlichen Mitwirkenden.
Glaube bietet Orientierung und Halt
Bürgermeister Günter Pfundstein bedankte sich im Namen der Verwaltungsgemeinschaft ebenfalls bei allen Personen, die dieses Fest vorbereitet haben und durchführen. Er stellte den Glauben in den Mittelpunkt seiner Rede. Dass er mal bei einem ökumenischen Kirchentag das Grußwort sprechen würde, hätte er nie geglaubt. Glauben heiße nicht wissen. »Glauben ist die Grundhaltung des Vertrauens. Er bietet Orientierung und Halt«, erklärte Pfundstein. Es mache Sinn, über den eigenen Glauben nachzudenken. Mit einer humorvollen Bemerkung beendete er seine Rede: »Glauben Sie mir, es wird ein schöner Tag.«
Die Fürbitten als liturgisches Element der Feier wurden besonders gestaltet. Nach jeder Fürbitte betete die Gemeinde den Kehrvers »Laß mich ein Licht sein in dieser Welt« und danach wurde am Altar eine Kerze angezündet. Dabei wurden auch die alten, kranken und einsamen Menschen in ihre Bitten mit einbezogen.
Die Gruppe Horizont zeigte mit ihrem Gesang, wie schön ihre Stimmen und Instrumente in der Kirche klingen können. Die Kirchenchöre der Seelsorgeeinheit bildeten zusammen mit dem evangelischen Kirchenchor eine große musikalische Gemeinschaft. Wolfram Dreher spielte die Orgelmusik. Die Stadtkapelle unter Leitung von Stefan Polap erfreute mit stimmungsvoller Blasmusik. Nach den Predigten erklang der Klassiker »I’m sailing«, ehemals von Rod Stewart gesungen. Den musikalischen Höhepunkt gelang der Stadtkapelle mit dem Abschlusslied »I will follow him« aus dem Film Sister Act. Die Kirchengemeinde klatschte gerne mit und wippte im Rhythmus des Taktes: Freude und Fröhlichkeit am Ende des Festgottesdienstes in der Pfarrkirche.

Im Park vor dem Seniorenzentrum eröffneten Pfarrer Seibt und Pfarrer Monniger, die beiden Hauptorganisatoren des Kirchentags, die kirchliche Feier. Von links: Kirchenrat Rolf Metzler, Br. Markus Thuer, Pfarrer Bonaventura Gerner, Pfarrer Peter Seibt, Pfarrer Reinhard Monninger und der Dekan der evangelischen Kirchengemeinde Frank Wellhöner.

Durch die Morgensonne wurden von den Teilnehmern lange Schatten auf der Straße erzeugt. Der Prozessionsweg musste wegen der Baustelle beim Kloster umgeleitet werden und erfolgte über die Gallusstraße, Spitalstraße und Fabrikstraße.
Impressionen vom Kirchentag
Fotografiert von Gisela Albrecht und Herbert Vollmer









Vom äußeren zum inneren Licht
Abschlussgottesdienst in der evangelischen Kirche – Die Fürbitten griffen die Sorge um die Zukunft der Kirche auf
In der Kirchstraße haben Solar-Begeisterte mit einem gebastelten Solarherd Tee-Wasser gekocht und Würste gebraten. Anschaulicher konnte man die Kraft der Sonne kaum darstellen. Die Anlage nährte ihren Mann.
Damit aber mehrere Mägen zufriedengestellt werden konnten, haben Jugendliche vor dem Evangelischen Gemeindehaus mit herkömmlicher Energie gegrillt. Die aufgenommene Energie konnte dann auf der Wiese unterhalb des Evangelischen Gotteshauses in Bewegung umgesetzt werden. Die Jugendlichen spielten Tischtennis, die Kleinen vergnügten sich auf der Hopsburg.
Im Gotteshaus selbst machten die zehn Frauen des Liturgiekreises Prinzbach Station. Gleich ihr erstes Lied griff das Thema des Kirchentages auf: »Bist das Licht der Welt, du bist der Glanz, der uns unseren Tag erhält«. Das Lied gehörte in den Siebziger Jahren zu den Vorreitern eines neuen religiösen Liedgutes, dessen Rhythmus sich vorzüglich mit der Gitarre begleiten ließen. Die Gruppe gestaltet in Prinzbach regelmäßig Gottesdienste für Familien und Erstkommunikanten.
Um 17 Uhr begrüßten dann in der Evangelische Kirche der Chor Fermate und der Taizé-Kreis die Besucher zum Abschlussgottesdienst des Kirchentages. Der Chor unter Leitung von Markus Staiger besteht seit nunmehr 25 Jahren. Er hat sich einem Liedgut verschrieben, das seine Themen aus der Bibel schöpft und ungeschnörkelt Worte Jesu in Erinnerung ruft. Unterm Jahr bereichert er bei besonderen Anlässen den ev. Gottesdienst. Zur Begleitung setzt sich Markus Staiger, ansonsten Stamm-Organist in der Ev. Kirche, ans Klavier.
Der Taizé-Kreis geht zurück auf eine Betreuerin, die mit Jugendlichen zur Vorbereitung auf die Firmung nach Taizé gefahren ist. Im kleinen Dorf im Burgund wird nach dem Zweiten Weltkrieg ein ökumenischer Gebet gepflegt. Zu den Eigenheiten gehören Gesänge, bei denen keine Strophen aufeinander folgen, sondern Kehrverse scheinbar endlos wiederholt werden. Ziel ist die Verinnerlichung eines einzelnen religiösen Gedankens. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Stille, die es nach der Lesung aus der Bibel dem Einzelnen überlässt, wie er das Wort Gottes in sein Leben übersetzt.
Die Fürbitten griffen die Sorge um die Zukunft der Kirche auf. Wenn sich immer mehr von ihr abwenden, die traditionellen Gottesdienste immer spärlicher besucht werden und manchen Orts sogar Kirchengebäude veräußert und anderen Zwecken zugeführt werden, kann es dem Kirchen-Christen Angst und Bange werden. Die Krise kann eine Chance sein, die früher gepflegte Lust an der Abgrenzung abzulegen und sich gegenseitig zu ergänzen. Das Zusammenwirken der beiden Gruppen Fermate und Taizé machten dazu Mut. Am Schluss gab Markus Staiger den zahlreichen Besuchern ein wohlklingendes Klavierstück auf den Weg.