Die Vergabe der Architektenleistungen für die Erweiterung und Sanierung des Zeller Rathauses wurde am Montagabend nur mehrheitlich gefasst. Massive Kritik gab es von der SPD-Fraktion, die sich vom Ergebnis des Architektenwettbewerbs enttäuscht zeigte. Dennoch wurde vom Gemeinderat der weitere Planungsauftrag an den 1. Preisträger des Realisierungswettbewerbs, die SWS Architekten aus Karlsruhe, vergeben.
Am 21. Juli 2018 hatte das Preisgericht getagt und den Entwurf der SWS Architekten für die Sanierung und Erweiterung des Zeller Rathauses einstimmig zum Sieger erklärt. An der Entscheidung waren neben den Fachleuten auch Vertreter der vier Gemeinderatsfraktionen und der Stadtverwaltung beteiligt.
Im weiteren Verfahren seien Ende August die drei ersten Preisträger zu einem Vergabegespräch ins Rathaus eingeladen gewesen, informierte Bürgermeister Günter Pfundstein. Aufgrund der Absage des 2. und 3. Preisträgers sei das Bietergespräch nur mit dem 1. Preisträger geführt worden. Das Büro habe grundsätzlich seine Bereitschaft erklärt, die im Rahmen der Preisgerichtssitzung formulierten Überarbeitungshinweise in seine Planungen mit aufzunehmen.
Baubeginn im Jahr 2019 angestrebt
Die Stadt Zell verfolge eine insgesamt zügige Umsetzung der Rathaussanierung, betonte Bürgermeister Pfundstein. Durch den Ankauf der benachbarten Metzgerei Meier habe sich das Projekt nochmals verzögert. Nicht zuletzt mit dem Blick auf die gewährten Sanierungsmittel müsse die Stadt »Gas geben«. Bürgermeister Pfundstein sieht den Baubeginn noch im Jahr 2019.
Stadtbaumeister Tobias Hoffmann erläuterte dem Gemeinderat die mit dem Architekturbüro SWS ausgehandelten Honorarsätze. Diese liegen mit der Honorarzone 4 unten, einen Umbauzuschlag von 25 Prozent für das Bestandsgebäude und fünf Prozent Nebenkosten im üblichen Rahmen. Die Architektenleistungen würden insgesamt vergeben, die Baumaßnahme selbst in zwei Abschnitten durchgeführt. Zunächst erfolge der Abriss der ehemaligen Metzgerei Meier und der Neubau. In die neuen Räume werde dann die Stadtverwaltung umziehen bevor das Denkmalgebäude saniert wird.
Geschlossene Fassade zur Hauptstraße hin
»Die SPD-Fraktion ist vom Ergebnis des Wettbewerbs enttäuscht«, eröffnete Fraktionssprecher Ludwig Schütze die Diskussion im Gemeinderat. Als Gründe nannte er, dass der aktuelle Entwurf keinen barrierefreien Zugang zum Rathaus von der Hauptstraße aus vorsehe. Außerdem werde auf ein offenes, transparentes und ebenerdiges Tourismus- und/oder Bürgerbüro verzichtet. Der Entwurf zeige das Rathaus auf einer Länge von 60 bis 80 Metern mit einer geschlossenen Fensterfront. Damit werde eine »Chance hoch 10« vergeben. Als gute Beispiele nannte Schütze die Bäckerei Dreher oder die Buchhandlung Richter auf der anderen Straßenseite.
Die SPD-Fraktion halte auch für das Rathaus an einem solchen Frequenzbringer als Belebung im ehemaligen Haus Meier fest. Denkbar wäre sogar eine Untervermietung eines Teilbereichs nach dem Vorbild der Stadt Haslach. Der jetzige Entwurf konterkariere die bisherigen Versuche, die Innenstadt zu beleben. Architektonisch, so Gemeinderat Schütze, wolle er den Entwurf des Wettbewerbssiegers nicht bewerten.
Gemeinderat Thomas Hoog stellte fest, dass mit dem Kauf des Hauses Meier Geschäftsfläche in 1a-Lage verschwunden sei. Jetzt sei die Stadt Eigentümer und entsprechend gefordert. Auch Thomas Hoog sah hier noch Gesprächsbedarf.
Die Bereitschaft, die Wettbewerbspläne im Sinne einer Optimierung des Planungsprozesses zu verändern, seien durch die bereits geführten Gespräche gegeben, bekräftigte Bürgermeister Pfundstein. Auch Gemeinderat Christian Bruder unterstrich, dass sich die SWS Architekten als sehr kooperativ präsentieren. Eine Öffnung des Erdgeschosses nach außen zur Hauptstraße hin, sah Gemeinderat Bruder als realisierbar an. Er plädierte dafür, bis zur nächsten Besprechung am 8. Oktober Anregungen zu sammeln, um so Lösungen finden zu können.
»Wir waren bei der Preisvergabe vielleicht nicht mutig genug«, übte Gemeinderätin Sybille Nock Selbstkritik. Möglicherweise wäre es besser gewesen, ein modernes Zeichen in der Stadt zu setzen. Die Kubatur des Hauses könne bleiben, eine Öffnung zur Hauptstraße hin wäre wichtig.
Sowohl Bürgermeister Pfundstein als auch Gemeinderat Lorenz Breig machten in der Aussprache darauf aufmerksam, dass rund 90 Prozent der Besucher das Rathaus vom Kanzleiplatz und vom Bahnhof her betreten. Dort finde der Wochenmarkt statt, später gebe es in der Alten Kanzlei die Musikschule – gute Gründe, die für den Eingang auf der Rückseite sprechen. Außerdem bleibe der Eingang über die Treppe in das historische Rathaus erhalten. »Der Entwurf ist mir sympathisch«, bezog Gemeinderat Lorenz Breig Stellung und sprach sich gegen die Schaffung eines zusätzlichen Eingangs aus.
Mit einem Mehrheitsbeschluss wurde die Debatte um die Vergabe der Architektenleistungen abgeschlossen. Bürgermeister Pfundstein ergänzte den Beschluss, dass Optimierungen des Planentwurfs Bedingung sind. Dennoch stimmten die Gemeinderäte Ludwig Schütze und Stefan Huber gegen die Vergabe. Die Gemeinderäte Werner Dangl und Sybille Nock enthielten sich der Stimme.
Am 8. Oktober wird die Planung für die Sanierung des Zeller Rathauses fortgeführt. Hier findet die nächste Besprechung mit dem Büro SWS Architekten über Gestaltungsfragen und weitere Detailplanungen statt. Hierzu werden auch die Vertreter der vier Gemeinderatsfraktionen eingeladen.